Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → KRANKHEIT


DEMENZ/383: Gesprächsforum für Menschen mit Demenz im jüngeren Lebensalter und ihren Angehörigen (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 1/18
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

"Ich dachte, das kriegen nur alte Leute..."
Eine Selbsthilfegruppe für Angehörige jüngerer Menschen mit Demenz

von Lina Sommer, Alzheimer Gesellschaft Hamburg e.V.


Die Gruppe für Angehörige von jüngeren Menschen mit Demenz der Alzheimer-Gesellschaft in Hamburg ist noch ein sehr junges Angebot: Seit November 2017 treffen sich die Teilnehmenden regelmäßig einmal im Monat.

Die Situation von Menschen mit Demenz im jüngeren Lebensalter und ihren Angehörigen lässt sich kaum mit der älterer Erkrankter vergleichen. "Deshalb haben wir uns entschieden, Angehörigen von jüngeren Menschen mit Demenz mit einer speziellen Angehörigengruppe ein eigenes Gesprächsforum zu schaffen", so Jörn Wieking, Geschäftsführer der Alzheimer Gesellschaft Hamburg.

Die Alzheimer-Gesellschaft hat in der Vergangenheit bereits die Erfahrung gemacht, dass spezialisierte Gruppen sinnvoll sein können. Seit vielen Jahren gibt es eine Gesprächsgruppe für Angehörige von Menschen mit einer Frontotemporalen Demenz. Ihre Lebenssituation unterscheidet sich oft gravierend von der, in der sich Angehörige von Menschen mit anderen Demenzformen befinden. Häufig fühlen sie sich dann mit ihren Belangen in den "allgemeinen Gruppen" weniger gut aufgehoben.

Nach drei Monaten haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besser kennen gelernt und wissen das neue Angebot sehr zu schätzen: "Es ist schön, dass es ein solches Angebot gibt. Bislang war ich mit den Themen, die mich als Angehörige eines Jungerkrankten betreffen, ziemlich allein", so Frau Peters(*). Ihr Mann ist erst Ende 60, lebt aber schon seit vielen Jahren mit der Erkrankung. "Manchmal weiß ich nicht, wie ich das alles wuppen soll. Ich muss viel organisieren, schließlich muss ich ja auch noch zur Arbeit, in der Zeit muss mein Mann dann anderweitig betreut werden." Die anderen nicken. Das Problem der Vereinbarkeit kennen sie auch. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gruppe sind noch berufstätig.

Auch Herr Eiffler ist deshalb unter der Woche viel unterwegs. "In dieser Hinsicht ist die Situation für ältere Erkrankte und ihre Angehörigen sicher einfacher. Wenn ich zu Hause bleiben könnte, statt zur Arbeit zu fahren, wäre unser Alltag sehr viel leichter zu organisieren." Die Frau von Herrn Eiffler musste ihre Berufstätigkeit aufgrund der Demenz aufgeben. Sie bleibt jetzt zu Hause, während er arbeitet. Allein ist sie trotzdem selten, Freunde und Bekannte unterstützen die beiden, es gibt Ergotherapietermine und einmal in der Woche findet eine Gruppe speziell für jüngere Menschen mit Demenz statt. Ein Glücksgriff, betont Herr Eiffler, bislang gibt es kaum Angebote, die sich speziell an jüngere Menschen mit Demenz richten. Auch darüber tauscht sich die Gruppe aus: Die bestehenden Angebote für Menschen mit Demenz richten sich meist an ältere Menschen. "In einer ganz normalen Tagespflege würde mein Mann sich nicht wohlfühlen", ist sich Frau Kaufmann sicher. "Da liegen ja 15 oder sogar 20 Jahre zwischen ihm und den anderen!"

Nicht für alle Probleme gibt es eine Lösung und manchmal ist es auch nicht einfach, mit den Problemen der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen konfrontiert zu sein. Einer der Teilnehmer gibt zu, dass er nach dem ersten Treffen mit einem mulmigen Gefühl nach Hause gefahren ist: "Ich war ziemlich erschlagen davon, zu hören, wie sich die Krankheit weiter entwickeln kann. Trotzdem war es gut, sich auszutauschen. Vielleicht ist es auch nicht das Schlechteste, wenn ich weiß, was auf mich zukommen kann. Außerdem weiß ich jetzt, an wen ich mich wenden kann!"

(*) Alle Namen wurden von der Redaktion geändert.


Kontakt und Infos:

Die Gesprächsgruppe für Angehörige von Menschen mit Demenz im jüngeren Lebensalter (50 - 65 Jahre) freut sich über neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Treffen finden einmal monatlich, immer am ersten Mittwoch von 17.30 bis 19.00 Uhr in Hamburg-Eppendorf statt.

Die Anmeldung erfolgt über die Alzheimer Gesellschaft Hamburg e.V.
unter 040-68 91 36 25 oder per
E-Mail an l.sommer@alzheimer-hamburg.de.

*

Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 1/18, S. 9
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Telefon: 030/259 37 95-0, Fax: 030/259 37 95-29
Alzheimer-Telefon: 030/259 37 95-14
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
Internet: www.deutsche-alzheimer.de
 
Das Alzheimer Info erscheint vierteljährlich.
Jahresabonnement: 12,00 Euro, Einzelheft: 3,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang