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DIABETES/1742: Unterzuckerung bei Diabetes oft falsch eingeschätzt - DDG rät zu sofortiger Zuckergabe (DDG)


Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) - 14. Januar 2014

Erste Hilfe bei Unterzuckerung

Deutsche Diabetes Gesellschaft rät zu sofortiger Zuckergabe



Berlin - Eine Unterzuckerung bei Diabetespatienten ist gefährlich und deshalb ein Notfall. Betroffenen, die noch bei Bewusstsein sind, sollte unverzüglich durch die Gabe von Zucker geholfen werden. Darauf weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) aus Anlass eines aktuellen Falles hin, wonach ein Apotheker einem 15-jährigen Mädchen mit Typ-1-Diabetes und akuter Unterzuckerung kostenlosen Traubenzucker verweigert hatte. Der Vorgang und die Diskussion darüber in Blogs zeigen, dass Hypoglykämien häufig falsch eingeschätzt werden, so die DDG. Diese Zustände mit zu niedrigem Blutzucker sind in der Regel schicksalhaft und nicht aus eigenem Verschulden entstanden, betont die Fachgesellschaft.

Im Herbst des vergangenen Jahres hatte ein 15-jähriges Mädchen mit Typ-1-Diabetes und akuter Unterzuckerung - in der Fachsprache Hypoglykämie genannt - in einer Apotheke um Hilfe gebeten. Der Apotheker weigerte sich, eine Packung Traubenzucker anzubrechen und schickte das Mädchen weg. Der Apotheker, gegen den die Staatsanwaltschaft zwischenzeitlich wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelte, hat sein Verhalten öffentlich bedauert. Das Verfahren steht jetzt offenbar kurz vor der Einstellung, wie Medien berichten.

In einem Blog einer Apothekerzeitschrift (1) bewerteten Leser das Verhalten des Mädchens überwiegend als "Schnorren". Auch wurden die Eltern und das Mädchen selbst dafür verantwortlich gemacht, dass sich eine Unterzuckerung entwickelte, weil der diabeteskranke Teenager weder Geld noch Nahrungsmittel bei sich hatte. "Solche Vorwürfe gegenüber Menschen mit Diabetes und Unterzuckerungen sind weit verbreitet und falsch", so Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Pressesprecher der DDG. "Wir weisen die Patienten darauf hin, immer Traubenzucker bei sich zu tragen. Trotzdem kann es in seltenen Fällen vorkommen, dass dieser nicht zur Hand ist und ungewollt eine Unterzuckerung entsteht."

Eine Unterzuckerung kann mit verwirrtem Verhalten und Bewusstseinsminderung einhergehen, was Außenstehende oft falsch einschätzen. "Einige halten unterzuckerte Diabetespatienten dann irrtümlich für betrunken", erklärt Andreas Fritsche.

Hilfe zu leisten ist vergleichsweise einfach. Eine Unterzuckerung kann leicht mit einem gezuckerten Getränk, gezuckerten Nahrungsmitteln oder etwas Traubenzucker behandelt werden. "Sollte doch keine Unterzuckerung vorliegen, kann man durch eine einmalige Gabe von Traubenzucker jedenfalls keinen Schaden anrichten", versichert Andreas Fritsche. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft rät daher, auch nur bei Verdacht auf Unterzuckerung sofort Zucker zu verabreichen. "Es muss lediglich darauf geachtet werden, dass der Patient noch bei Bewusstsein ist", erklärt der DDG Experte. Ist der unterzuckerte Diabetespatient bewusstlos, sollte immer ein Notruf erfolgen.

Der Fall des 15-jährigen Mädchens veranlasst die DDG darauf hinzuweisen, dass Unterzuckerungen in der Regel schicksalhaft entstehen und nicht aus eigenem Verschulden bewusst herbeigeführt werden. "Manche Menschen mit Diabetes leiden auch unter Hypoglykämiewahrnehmungsstörungen, die Unterzuckerung überfällt sie sozusagen ohne Vorwarnung", so Professor Fritsche. "Leider werden Unterzuckerungen oft verharmlost und in der Bevölkerung allgemein mit Hunger und Müdigkeit verwechselt."

Darüber hinaus erhöhen viele Diabetesmedikamente die Unterzuckerungsgefahr. "Deshalb sind blutzuckersenkende Tabletten und Insuline, die mit weniger Unterzuckerungen einhergehen, für Patienten von großem Vorteil", so Andreas Fritsche. Diese Vorteile werden aber leider von den Kostenträgern nicht in ausreichendem Maße anerkannt, was von der DDG wiederholt kritisiert wurde (2).

(1) http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/panorama/nachricht-detail-panorama/ermittlungsverfahren-apotheker-osnabrueck-traubenzucker-diabetespatientin/?tx_ttnews%5BsViewPointer%5D=1&cHash=218decc0ac019eff6cf8133e4929dce1
(2) http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/presse/ddg-pressemeldungen/meldungen-detailansicht/article/ddg-kritisiert-iqwig-berichte-zu-gliptinen-dpp-4-inhibitoren-sorgen-fuer-weniger-unterzuckerungen-u.html

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Quelle:
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Pressestelle DDG, Kerstin Ullrich und Anna Julia Voormann
Telefon: 0711/89 31-552, Fax: 0711/89 31-167
Geschäftsstelle, Reinhardtstr. 31, 10117 Berlin
Telefon: 030 3116937-11, Fax: 030 3116937-20
E-Mail: info@ddg.de
Internet: www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Januar 2014