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DIABETES/1818: Psychotherapeutische Ansätze zur Behandlung von Diabetes und Adipositas (idw)


Deutsche Diabetes Gesellschaft - 14.11.2014

Psychotherapeutische Ansätze zur Behandlung von Diabetes und Adipositas



Diabetes und Fettleibigkeit sind chronische Erkrankungen, deren Behandlung Betroffenen ein Höchstmaß an Disziplin und Motivation abverlangt. Häufig stellen sich im Verlauf der Selbstbehandlung Versagensgefühle ein, die zu Depressionen führen können. Um negative Entwicklungen zu verhindern und die Motivation zu stärken, setzen Experten neue psychotherapeutische Behandlungsformen ein.

Diabetes und Adipositas treten immer häufiger auf, zunehmend auch kombiniert. Die Therapien stellen Betroffene oft vor große Herausforderungen. Diabetespatienten, die Insulin benötigen, müssen jeden Tag mehrmals Blutzucker messen, Insulinmengen berechnen und spritzen. Adipöse Menschen wiederum sind gefordert, täglich ein ausgeklügeltes Ernährungsmanagement umzusetzen, sich mehr zu bewegen und die Kalorienzufuhr zu kontrollieren.

"Dafür müssen Verzicht und Einschränkungen in Kauf genommen werden", erläutert Dr. phil. Andrea Benecke. "Und das ist ein Problem", ergänzt die Leiterin des Psychodiabetologischen Forschungs- und Behandlungsschwerpunkts der Poliklinischen Ambulanz an der Universität Mainz. "Denn die Betroffenen müssen sich jeden Tag für etwas negativ Erlebtes entscheiden. Dies entspricht nicht der menschlichen Natur, die unmittelbar positive Erfahrungen machen will."

Erschwerend kommt hinzu, dass Blutzuckerwerte nicht hundertprozentig kontrollierbar sind. Ebenso gibt es Tage, an denen Menschen mehr wiegen, obwohl sie sich zuvor eingeschränkt haben. "Solche Erlebnisse wirken zusätzlich demotivierend, lösen Gefühle von Sinnlosigkeit, Hilflosigkeit und Versagen aus", so Benecke. "Daraus können sich leicht Depressionen oder Angststörungen entwickeln." Zahlen belegen, dass Depressionen bei Diabetespatienten doppelt so häufig auftreten wie in der Allgemeinbevölkerung, Angststörungen um zwanzig Prozent erhöht sind. Angst und Depression haben zur Folge, dass sich die Blutzuckereinstellung verschlechtert oder das Gewichtsproblem verschärft.

Um dem entgegenzusteuern und die Selbstbehandlungsmotivation zu stärken, bieten Experten neue psychotherapeutische Lösungswege an. Bei der Schema-Therapie etwa identifiziert der Patient negative Einstellungen, die seine Selbstabwertung fördern oder Kompetenz in Frage stellen. "In einem zweiten Schritt verändern Therapeut und Patient die hinderlichen Schemata, so dass der Patient frei wird, gesündere Verhaltensweisen zu etablieren", erklärt Benecke. Schwierige Lebensumstände besser annehmen zu können, ist das Ziel der Acceptance-and-Commitment-Therapie. "Psychische wie körperliche Schmerzen sollten ins Leben integriert statt bekämpft werden", sagt Benecke. Bei Verfahren lernen die Patienten daher, Lebensziele mit der Erkrankung zu erreichen und nicht trotzdem.

Vielversprechend ist schließlich auch ein neuer Ansatz, der Menschen mit schweren Ess-Attacken helfen soll. Die Erkrankung, die Fachleute als "Binge-Eating" bezeichnen, führt meist zu einem Vermeidungsverhalten, die Betroffenen leiden unter einer negativen Selbsteinschätzung und wollen sich mit ihrem Körper nicht beschäftigen. "Therapeutisch geleitete Konfrontationen vor dem Spiegel helfen, dieses Vermeidungsverhalten ab- und regelmäßige körperbezogene Aktivitäten aufzubauen", erklärt Benecke.


Terminhinweise:

Symposium "Motivation bei Diabetes und Adipositas fördern. Wie kann Psychotherapie dabei helfen?"
Termin: Freitag, 21. November 2014, 08.30 bis 10.00 Uhr
Ort: Saal 10 im CCL Leipzig

Weltdiabetestag
Sonntag, den 23. November 2014
Ort: Congress Center Leipzig (CCL)
Anschrift: Messe-Allee 1 (Eingang Glashalle), 04356 Leipzig
http://www.diabetesde.org/weltdiabetestag/2014/

Informationen und Programmübersicht im Internet:
8. Herbsttagung der DDG und 30. Jahrestagung der DAG
21. bis 22. November 2014, Congress Center Leipzig (CCL)
http://www.herbsttagung-ddg.de

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Diabetes Gesellschaft (DDG) gehört mit 8700 Mitgliedern zu den großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine flächendeckend wirksame Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der Millionen von Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.herbsttagung-ddg.de/
http://www.ddg.info

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1246

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Diabetes Gesellschaft, Julia Voormann, 14.11.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2014