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DIABETES/1865: Nach dem Aus für das Insulin degludec - in der Umstellungsphase häufiger Blutzucker messen (DDG)


Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) - 3. Juli 2015

Nach dem Aus für das Insulin degludec:

Diabetesorganisationen raten Patienten zu häufigen Messungen in der Umstellungsphase


Berlin - Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe bedauern den Vertriebsstopp für das Basalinsulin degludec ab Ende September. Der Hersteller von degludec hatte sich zum Rückzug vom deutschen Markt entschlossen, nachdem keine Einigung in den Preisverhandlungen erzielt werden konnte. Die beiden Diabetesorganisationen empfehlen den betroffenen 40.000 Diabetespatienten, die in den nächsten Wochen auf ein anderes langwirkendes Insulin ausweichen müssen, in der Umstellungsphase häufiger Blutzucker zu messen, um Unterzuckerungen zu vermeiden. Außerdem weisen DDG und diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe darauf hin, dass mit der Umstellung einer derart großen Patientenzahl hohe Kosten verbunden seien.

Der Hersteller Novo Nordisk hat am 1. Juli offiziell mitgeteilt, den Vertrieb des Basalinsulins Insulin degludec (Handelsname: Tresiba©) in Deutschland Ende September einzustellen. Als Grund gibt das Unternehmen an, es sei wirtschaftlich nicht tragbar, das Präparat künftig zu dem Listenpreis anzubieten, den die Schiedsstelle festgelegt hat - dieser soll sich an den Kosten einer Therapie mit Humaninsulin orientieren. Nach dem angekündigten Vertriebsstopp wird Tresiba ab Oktober nur noch über internationale Apotheken bestellt werden können. "Wir sind erschüttert, dass man sich in den Preisverhandlungen nicht einigen konnte", sagt DDG Präsident Professor Dr. med. Baptist Gallwitz. "Die Vertriebseinstellung erfolgt nicht aus medizinischen, sondern allein aus Kostengründen", kritisiert der Diabetologe vom Universitätsklinikum Tübingen.

Für betroffene Patienten bedeutet dies, dass der Wirkstoff ab Oktober nicht mehr verordnungsfähig ist. Sie müssen auf einen anderen Wirkstoff ausweichen. "Wer das Insulin degludec spritzt, sollte sich daher unbedingt in den nächsten Wochen mit seinem behandelnden Arzt in Verbindung setzen, um die Umstellung rechtzeitig zu planen", rät der Vorstandsvorsitzende von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe, Professor Dr. med. Thomas Danne. Grund: Andere Präparate haben eine andere Wirkdauer oder einen anderen Ablauf der Wirkstärke. Damit muss unter Umständen die gesamte Diabetestherapie neu ausgerichtet werden. "In der Umstellungsphase sind daher häufigere Blutzuckermessungen und bei vielen Patienten auch Dosisanpassungen notwendig, um Unterzuckerungen zu vermeiden", betont Danne. "Das verursacht enorme Kosten, birgt aber auch gesundheitliche Gefahren."

Der Vorstandsvorsitzende von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und der DDG Präsident bedauern, dass Patienten mit Diabetes Typ-1 und Typ-2 in Deutschland mit dem Marktrückzug des Insulins degludec künftig eine wichtige moderne Therapiemöglichkeit nicht mehr zur Verfügung stehen wird. "Insulin degludec reduziert das Risiko von Unterzuckerungen, vor allem nachts", so Danne. "Das ist besonders für ältere Patienten ein großer Vorteil." Darüber hinaus kann für das Insulin degludec jeden Tag ein flexibler Injektionszeitpunkt gewählt werden, ohne dass dies negative Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel hätte. Das erhöht die Lebensqualität der Patienten. "Damit ist der Wirkstoff nicht zuletzt für Diabetespatienten, die ambulant oder stationär gepflegt werden und auf externe Hilfe angewiesen sind, deutlich besser geeignet als andere Basalinsuline", betont Gallwitz.


Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft:

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit über 8.900 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2015

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