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DIABETES/1889: Forschung - Schluckimpfung gegen Typ 1 Diabetes im Test (HZM)


Helmholtz Zentrum München - 5. Oktober 2015
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Typ 1 Diabetes Prävention

Insulin-Impfung im 2. Testlauf


(Neuherberg, 05.Oktober 2015) Die Impfung gegen Typ 1 Diabetes gibt es demnächst auch für Kleinkinder: Die Impfstudie Pre-POINTearly nimmt bundesweit Kinder aus Familien mit einem erstgradigen Verwandten mit Typ 1 Diabetes im Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren auf. In der Vorgängerstudie Pre-POINT konnte mit Hilfe von Insulinpulver eine positive Immunreaktion bei Kindern zwischen zwei und sieben Jahren ausgelöst werden. In der Nachfolgestudie Pre-POINTearly soll nun getestet werden, ob sich dieser Effekt mit oralem Insulin bei Kleinkindern bestätigen lässt und ob ein Typ 1 Diabetes dauerhaft verhindert werden kann.

Die Studie zur Insulin-Impfung kann als vorbildlich für die herausragende Zusammenarbeit von Universitäten und Forschungseinrichtungen gelten: Daran beteiligt sind das Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, das Paul Langerhans Institut Dresden an der Technischen Universität Dresden, das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD), die Technische Universität München (TUM) und die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Die neue Impfstudie Pre-POINTearly behandelt Kinder im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren, die ein familiäres und genetisches Risiko für Typ 1 Diabetes aufweisen, jedoch noch keinen Autoimmunprozess entwickelt haben. Wie in der Vorgängerstudie Pre-POINT schlucken die Teilnehmer zwölf Monate lang täglich Insulin, das sie als Pulver mit der Nahrung aufnehmen. Die Dosis wird von 7,5 mg schrittweise auf 67,5 mg gesteigert. Im Abstand von drei Monaten erfolgen medizinische Untersuchungen, um den Gesundheitszustand zu überwachen. In der Vorgängerstudie erwies sich das orale Insulin in gleicher Dosierung als gut verträglich und sicher. Unterzuckerungen oder andere Nebenwirkungen, wie Allergien, traten nicht auf.

Warum orales Insulin als Impfstoff?

Oral verabreicht, wird das Insulin über die Mund- und Darmschleimhaut aufgenommen und während des Verdauungsprozesses in kleinere Bestandteile aufgespalten. Daher hat es - anders als das Insulin, das gespritzt wird - keinerlei Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Stattdessen wirkt es wie ein Impfstoff, der das Immunsystem trainieren soll. "Die Autoimmunreaktion, die zum Typ 1 Diabetes im Kindesalter führt, richtet sich oftmals zuerst gegen das Insulin", so die Direktorin des Instituts für Diabetesforschung, Prof. Anette-Gabriele Ziegler. "Ziel der Pre-POINTearly Studie ist deshalb, eine Immuntoleranz gegenüber dem Insulin aufzubauen und damit den Autoimmunprozess zu verhindern". Durch das Insulinpulver soll die Entwicklung von schützenden Immunzellen angeregt werden, welche die Zerstörung der Betazellen verhindern.

Für die Methodik, Datenkoordination und statistische Auswertung von Pre-POINT und Pre-POINTearly zeichnet die Arbeitsgruppe von Prof. Joerg Hasford vom Institut für Med. Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der LMU München verantwortlich.


Weitere Informationen:

Unverbindliche Informationen erhalten Sie beim Institut für
Diabetesforschung:
E-Mail: prevent.diabetes@lrz.uni-muenchen.de

• Hintergrund:

Der Typ 1 Diabetes tritt bei Kindern immer häufiger auf. In der Altersgruppe der unter Fünfjährigen erkranken jedes Jahr etwa sechs Prozent mehr Kinder als im Jahr zuvor. Häufig beginnt der Autoimmunprozess, der zur klinischen Erkrankung führt, bereits in den ersten zwei Lebensjahren. Frühe Präventionsmaßnahmen müssen deshalb schon bei Kleinkindern erfolgen.

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1.900 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 31.000 Beschäftigten angehören.
www.helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Diabetesforschung (IDF) befasst sich mit der Entstehung und Prävention von Typ 1 Diabetes und Typ 2 Diabetes als Spätfolge eines Gestationsdiabetes. Ein vorrangiges Projekt ist die Entwicklung einer Insulin-Impfung gegen Typ 1 Diabetes. In groß angelegten Langzeitstudien untersucht das IDF den Zusammenhang von Genen, Umweltfaktoren und Immunsystem für die Pathogenese von Typ 1 Diabetes. Mit den Daten der Geburtskohorte BABYDIAB, die 1989 als weltweit erste prospektive Diabetes-Geburtskohorte etabliert wurde, konnten Risikogene sowie Antikörperprofile identifiziert werden. Diese lassen Vorhersagen über Entwicklung und Ausbruch von Typ 1 Diabetes zu und werden die Klassifizierung und den Diagnosezeitpunkt verändern. Das IDF ist Teil des Helmholtz Diabetes Center (HDC).

Das Paul Langerhans Institut Dresden des Helmholtz Zentrums München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden (PLID) wurde im Zuge der Gründung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung e.V. im Jahr 2009 geschaffen. Seit Januar 2015 ist es ein Satelliteninstitut des Helmholtz Zentrums für Gesundheit und Umwelt in München. Seit seiner Gründung 2009 konnten acht Professoren und fünf unabhängige Gruppenleiter für das PLID gewonnen werden. Dies gelang über die intensive Zusammenarbeit zwischen dem PLID, dem Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD), der Medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und begründet sich auch auf dem hervorragenden Ruf Dresdens auf dem Gebiet der Diabetesforschung. Der wissenschaftliche Fokus des PLID liegt auf der molekularen Zellbiologie, der Entwicklung, Regeneration und dem Schutz der Beta Zellen der Langerhans'schen Inseln des Pankreas zur Therapie und Prävention des Typ-1- und Typ-2-Diabetes.

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner.

Die Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München beschäftigt sich zusammen mit dem Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, mit den Ursachen und der Früherkennung des Diabetes im Kindes- und jungen Erwachsenenalter und mit der Prävention von Diabetes. Sie beschäftigen sich auch mit der Entstehung des Diabetes während der Schwangerschaft (Gestationsdiabetes), mit fetalen und frühkindlichen Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes und Übergewicht sowie mit Tiermodellen des Diabetes.

Das Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München deckt das Fachgebiet von der Bioinformatik über die Epidemiologie und Public Health Forschung bis hin zur Biostatistik und der Methodik klinischer Studien in Forschung, Ausbildung und Lehre ab. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Joerg Hasford befasst sich seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig mit der Planung und statistischen Analyse von klinischen Studien und der Prognoseforschung. Der Schwerpunkt liegt dabei im Bereich Hämato-Onkologie und Diabetes mellitus.

Kontakt:
Institut für Diabetesforschung
E-Mail c.pecher@helmholtz-muenchen.de

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Quelle:
Helmholtz Zentrum München -
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)
Pressemitteilung vom 5. Oktober 2015
Ingolstädter Landstraße 1, D-85764 Neuherberg
Tel.: 089/31 87-24 60
Email: presse@helmholtz-muenchen.de
Internet: www.helmholtz-muenchen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Oktober 2015

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