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INFEKTION/1476: Forschung - Auf der Suche nach intelligenten Therapien (idw)


Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 26.01.2016

Auf der Suche nach intelligenten Therapien


Eine Alternative zur gängigen Therapie mit Antibiotika: Danach sucht der Infektionsbiologie Dr. Christian Perez. Die VolkswagenStiftung unterstützt seine Forschung in den kommenden 18 Monaten mit 100.000 Euro im Rahmen ihrer Förderinitiative "Experiment".

Es sind schier unvorstellbare Zahlen: Gut 100 Billiarden Mikroben besiedeln den menschlichen Körper; ihre Masse beträgt bis zu 1,5 Kilogramm. Mehr als 10.000 verschiedene Bakterienarten leben nach neuesten Untersuchungen im und am Menschen; jeder Mensch trägt mindesten 160 verschiedene Arten - in individuell unterschiedlicher Zusammensetzung. Gemeinsam besitzen sie etwa acht Millionen Gene, die in ein Protein übersetzt werden können - zum Vergleich: der Mensch besitzt nur etwa 22.000 Gene.

Mikroben beeinflussen die Biologie des Menschen

"Dieses sogenannte 'Mikrobiom' beeinflusst die Biologie des Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise - beispielsweise bei der Nahrungsaufnahme, der Entwicklung des Immunsystems oder sogar der Funktion des Nervensystems", erklärt Dr. Christian Perez. Der Wissenschaftler ist Leiter einer Nachwuchsgruppe am Institut für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB) der Universität Würzburg; in einem neuen Forschungsprojekt will er einen genaueren Blick auf diese Bakterienansammlung werfen mit dem Ziel, eine neue Art von Medikamenten zu entwickeln.

Auch wenn das Mikrobiom in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus der Wissenschaft geraten ist, ist noch immer wenig über dieses komplexe Ökosystem und dessen Funktionen bekannt. Die Dynamik seiner Zusammensetzung und seine Beiträge zu Gesundheit und Krankheit seiner Träger liegen ebenfalls noch weitgehend im Dunkeln. Klar ist allerdings, dass Mikroben, die den menschlichen Körper besiedeln, sowohl mit den menschlichen Zellen interagieren als auch mit anderen Mikroben und Krankheiten erregenden Eindringlingen.

Schlüssel für intelligentere Therapien

Dieses Zusammenspiel möchte Christian Perez nutzen: "Wir gehen davon aus, dass das Verständnis dieser Interaktionen der Schlüssel zu einer intelligenteren Generation von Therapien ist", sagt der Molekularbiologe. "Intelligenter" heißt in diesem Fall: Therapien, die auf der einen Seite Krankheiten auslösende Mikroben beseitigen, auf der anderen Seite aber das normale, gesunde Mikrobiom verschonen. Medikamente, die dazu in der Lage sind, wäre eine echte Alternative zu den traditionellen Antibiotika, die gleichermaßen "gute" wie "schlechte" Bakterien töten.

Mit diesem Fernziel vor Augen wollen sich Perez und seine Mitarbeiter zunächst auf eine Frage konzentrieren. Sie interessiert, ob es möglich ist, das Mikrobiom des menschlichen Darms so zu manipulieren, dass ein häufig vorkommender Pilz, Candida albicans, sich nicht weiter verbreiten kann.

Die Förderinitiative Experiment

Die VolkswagenStiftung unterstützt dieses Vorhaben im Rahmen ihrer Förderinitiative "Experiment". Diese richtet sich an Forscher, die eine radikal neue Forschungsidee verfolgen möchten, und ist jeweils mit 100.000 Euro dotiert. Die Wissenschaftler erhalten damit für 18 Monate die Zeit, in einer ersten "explorativen Phase erste Anhaltspunkte für die Tragfähigkeit ihres Konzeptes zu gewinnen", wie die Stiftung schreibt. In der aktuellen Antragsrunde der Initiative wurden jetzt 17 von insgesamt 425 eingegangenen Projektanträgen bewilligt, darunter zwei aus Würzburg.

Kontakt

Dr. J. Christian Pérez
Zentrum für Infektionsforschung
IZKF Gruppe-Candida
christian.perez@uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.imib-wuerzburg.de/de/research/perez/mitarbeiter/?tx_wecstaffdirectory_pi1[curstaff]=23&cHash=4012ed29b0ae06eba2dd602ae321fa3b
Zur Homepage von Dr. Christian Perez

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution99

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Robert Emmerich, 26.01.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2016

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