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INFEKTION/1606: "MRSA-Patienten besser identifizieren und konsequent sanieren" (BVMed)


BVMed - Bundesverband Medizintechnologie e.V. - 20. Januar 2017

Krankenhausinfektionen

Staatsminister Braun beim BVMed: "MRSA-Patienten besser identifizieren und konsequent sanieren"


Berlin | Bei der Bekämpfung von multiresistenten Krankenhauskeimen ist Deutschland nach Ansicht der Bundesregierung auf einem guten Weg. "Erste Erfolge sind sichtbar, seit 2011 sehen wir einen massiven MRSA-Rückgang", sagte Prof. Dr. Helge Braun, Staatsminister im Bundeskanzleramt, auf dem "Gesprächskreis Gesundheit" des BVMed zum Thema "Maßnahmen zur Vermeidung vom Krankenhausinfektionen" am 18. Januar 2017 in Berlin. Als Ziel definierte Braun, 95 Prozent der von multiresistenten Krankenhauskeimen betroffenen Patienten herauszufiltern und danach eine konsequente Sanierung der MRSA-Patienten durchzuführen. "Da müssen wir noch besser werden: durch gute, schnelle und günstige Screening-Verfahren und eine geeignete Risikoauswahl", so Staatsminister Braun.

Wie viele Menschen in Deutschland von Krankenhausinfektionen betroffen sind, ist nicht genau bekannt. Die Schätzungen liegen laut Braun zwischen 400.000 und 600.000 Patienten jährlich in Deutschland. Diese hohe Zahl liege zum einen daran, dass durch neue medizintechnische Verfahren immer ältere Patienten mit einer immer schwierigeren Immunlage behandelt werden. Dadurch kommt es zu einem Anstieg von Risikopatienten in den stationären Einrichtungen. Ein weiterer Grund sei der hohe Arbeitsdruck in den Krankenhäusern. Rund ein Drittel der Krankenhausinfektionen könnte vermieden werden, "wenn Hygienemaßnahmen konsequent umgesetzt werden würden", so der Mediziner Braun.

Zum Maßnahmenplan der Bundesregierung gehörten nach Auskunft des Staatsministers 365 Millionen Euro mehr für Hygienepersonal und die Verlängerung des Hygieneförderprogramms bis 2019. Zudem seien die Empfehlungen der Kommission des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen und zur Antibiotika-Therapie im Jahr 2011 für verbindlich erklärt worden. Als wichtiges Thema bezeichnete Braun zudem die Händehygiene und nannte als positives Beispiel die "Aktion Saubere Hände". In den USA gebe es sogar eine "No hands"-Initiative. Von Bedeutung sei außerdem die Auswahl der richtigen Medizinprodukte, auch in Hinblick auf die Möglichkeit der Aufbereitung. Ansonsten müssten Einwegprodukte verwendet werden. Auch müssten Sicherheitsprodukte in den Kliniken konsequenter eingesetzt werden. Ziel müsse sein, die Bevölkerung besser über präventive Hygienemaßnahmen aufzuklären. Multiresistenzen müssten wieder die Ausnahme werden.

80 bis 90 Prozent der Infektionen könnten durch verstärkte Screening-Maßnahmen erfasst werden, ein flächendeckendes Screening sei derzeit aber noch zu teuer, so Braun. Hier müssten intelligente Lösungen gefunden werden. Industrievertreter wie Dr. Gabriela Soskuty von B. Braun oder Eike Hiemesch von Becton Dickinson wiesen darauf hin, dass es bei der Erstattung der Screenings und bei der "Sanierung" der betroffenen Patienten noch immer Probleme mit der Finanzierung geben. Die Screenings seien nicht Bestandteil der jeweiligen DRG-Fallpauschalen. Auch bei der MRSA-Sanierung müsse es eine Lösung für die Finanzierung geben. Dr. Braun teilte mit, dass man sich mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) unterhalten habe und dieser die Ansicht vertrat, dass "geeignete Mittel zur Dekontamination" grundsätzlich erstattet werden könnten. Der G-BA erwarte hier aber sehr aufwändige und teure Studien, verdeutlichten die MedTech-Unternehmensvertreter. Sie vertraten die Ansicht, dass die Entscheider eher auf die Versorgungsforschung und erfolgreiche Pilotprojekte setzen sollten.

Staatsminister Dr. Braun ging beim BVMed-Gesprächskreis auch auf die internationale Ebene ein. Der Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen sei ein globales Thema und werde mittlerweile auch auf den G20-Gipfeln behandelt. Es bedarf weltweiter Forschungsanstrengungen, um neue Wirkansätze bei Antibiotika zu entwickeln. Außerdem müssten dazu wirtschaftliche Anreize gesetzt werden, beispielsweise über stärkere Forschungsförderung oder längere Patentlaufzeiten. Ein zweites internationales Thema seien die Gründe für die Entstehung von Antibiotika-Resistenzen. Hier gehe es um den zu frühen und zu häufigen Einsatz von Antibiotika vor allem in den Schwellenländern sowie den Einsatz in der Tierzucht.


Weitere Informationen zum Thema gibt es unter
www.krankenhausinfektionen.info (http://www.krankenhausinfektionen.info).

• Der BVMed vertritt als Wirtschaftsverband rund 230 Industrie- und Handelsunternehmen der Medizintechnologiebranche. Im BVMed sind u. a. die 20 weltweit größten Medizinproduktehersteller im Verbrauchsgüterbereich organisiert. Die Medizinprodukteindustrie beschäftigt in Deutschland über 195.000 Menschen und investiert rund 9 Prozent ihres Umsatzes in die Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Verfahren.

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Quelle:
BVMed - Bundesverband Medizintechnologie e.V.
BVMed-Pressemeldung 07/17 vom 20. Januar 2017
V.i.S.d.P.: Manfred Beeres M.A.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2017

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