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AIDS/822: Uganda - Resistenzen gegen HIV-Medikamente (DSW)


DSW [news] - Dezember 2010
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Uganda: Resistenzen gegen HIV-Medikamente

In Uganda werden künftig voraussichtlich mehr Menschen gegen antiretrovirale Medikamente resistent sein und müssen deshalb auf teurere Präparate ausweichen


In Uganda erhalten derzeit so viele Menschen antiretrovirale Aidsmedikamente wie nie zuvor. Mehr als 218.000 Ugander werden in geschätzten 400 Einrichtungen mit den lebensverlängernden Mitteln versorgt. Jedoch werden künftig noch mehr Menschen die Medikamente brauchen. Allerdings treten zunehmend mehr Resistenzen auf, die den Einsatz kostspieliger alternativer antiretroviraler Medikamente (so genannte Second- und Third-Line-Medikamente) notwendig machen.

Second-Line-Medikamente kosten bis zu viermal soviel wie die normalen antiretroviralen Mittel. Bei TASO (The AIDS Support Organization), einer der größten ugandischen Einrichtungen, die sich um die Behandlung von HIV-Patienten kümmert, werden 32.990 Patienten mit antiretroviralen Medikamenten versorgt. 600 von ihnen sind auf Second-Line-Medikamente angewiesen. Kommt es auch zu einer Resistenz gegen das Second-Line-Medikament, kann auch TASO den Patienten nicht mehr weiterhelfen. Diese können sich dann an das Joint Clinical Research Centre wenden. Dort bekommen sie die Medikamente nur, wenn sie als Teilnehmer an einer Forschungsstudie angenommen werden. Außerhalb des Forschungszentrums müssten Patienten 3.200 US-Dollar pro Jahr für eine Behandlung mit den Third-Line-Medikamenten bezahlen - eine Summe, die sich in Uganda kaum jemand leisten kann. Bisher sind 300 bis 400 Menschen in Uganda gegen die Second-Line-Präparate resistent.

Resistenz wird zunehmend zum Problem

Resistenzen können beispielsweise entstehen, wenn die Therapie unterbrochen wird. Das ist häufig dann der Fall, wenn es zu Kürzungen bei der Finanzierung der Mittel oder zu Lieferengpässen kommt. Dr. Ivan Mambule, ein Experte für Second-Line-Therapien am Mulago Krankenhaus in Kampala erklärt, dass Medikamentenresistenz zunehmend zu einem Problem wird, auf das sich Uganda einstellen muss. Die Dringlichkeit hängt auch mit der wachsenden Zahl an Patienten zusammen. Nach bisherigen Schätzungen benötigen insgesamt fast 380.000 Menschen in Uganda eine antiretrovirale Therapie. Diese Zahl wird künftig deutlich steigen, da die ugandische Regierung beschlossen hat, sich an der neuen WHO-Leitlinie zu orientieren. Diese sieht vor, bereits früher mit der Behandlung einer HIV-Infektion zu beginnen. Bisher galt eine Therapie erst als notwendig, wenn die Zahl der CD4-Zellen unter 200 pro µl Blut gesunken ist. Die neue WHO-Leitlinie empfiehlt eine Therapie bereits ab einer Zellzahl von 350. Bei den CD4-Zellen handelt es sich um so genannte Abwehrzellen, an deren Zahl Ärzte feststellen können, wie stark das Immunsystem durch eine HIV-Infektion beeinträchtigt ist. Bei einem HIV-negativen, gesunden Menschen liegt die CD4-Zellzahl 0normalerweise oberhalb von 800 Zellen pro µl Blut. Durch die neue Regelung werden deutlich mehr Menschen als bisher in Uganda eine antiretrovirale Therapie in Anspruch nehmen, und auch die Zahl der Patienten mit Resistenz gegen die Behandlung wird damit erheblich steigen.

Für Uganda ist es wichtig, dass es bei der Versorgung mit antiretroviralen Medikamenten auch nach der Umsetzung der neuen WHO-Leitlinie nicht zu Finanzierungsengpässen kommt. Diese hätten nämlich für viele Patienten eine Unterbrechung ihrer Therapie zur Folge, die dann möglicherweise zu Resistenzen und dem Bedarf nach den deutlich teureren Second- und Third-Line-Präparaten führt.

Quelle: IRIN News, 1. Dezember 2010; www.hiv-info.de, 10. Dezember 2010.


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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2010