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FORSCHUNG/724: Forscher suchen in Knoblauch, Rotwein und Preiselbeeren nach wertvollen Naturstoffen (idw)


Universität des Saarlandes - 03.09.2012

Forscher suchen in Knoblauch, Rotwein und Preiselbeeren nach wertvollen Naturstoffen



Im Volksmund gelten Rotwein, Knoblauch und bestimmte Beeren als besonders gesund. Doch stimmt das wirklich? Können Naturstoffe eine pharmazeutische Wirkung entfalten und in konzentrierter Form als Medikament gegen Krankheiten eingesetzt werden? Mit diesen Fragen beschäftigen sich rund 40 Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg bei einer internationalen Konferenz zum Thema "Ernährung und Gesundheit" vom 6. bis 9. September in Saarbrücken (Uni-Campus, Geb. B 2.1). Die Forscher aus der Großregion und Burgund wollen in Zukunft noch enger zusammenarbeiten. Die saarländische Landesregierung wird die neue Forschungskooperation mit rund 70.000 Euro fördern.

Claus Jacob ist Professor für Bioorganische Chemie in der Fachrichtung Pharmazie der Universität des Saarlandes. Er hat sich darauf spezialisiert, den so genannten redox-aktiven Naturstoffen aus essbaren Pflanzen und Pilzen nachzuspüren. Unter anderem erforscht er dabei die chemischen und biochemischen Grundlagen für eine mögliche heilende Wirkung. "Wir nehmen dafür den Naturstoff als reine Substanz, zum Beispiel das Allicin aus Knoblauch oder das Polyphenol aus Traubenkernen, und schauen im Labor, was genau in einer lebenden Zelle damit passiert", erläutert Jacob. Dabei kommen neue Analysemethoden der Biochemie zum Einsatz, etwa die Massenspektrometrie oder hoch auflösende Mikroskope. "Mit ausgefeilten Färbetechniken können wir heute das Innenleben einer Zelle sehr gut und differenziert sichtbar machen. Wir sehen also, wie ein bestimmter Stoff selektiv die Prozesse in der Zelle und damit letztendlich auch im Körper verändert und zum Beispiel hemmend oder auch toxisch wirkt", erklärt Professor Jacob. Erst seit kurzem werden dabei nicht nur die Veränderungen der Proteine in einer Zelle untersucht, sondern zunehmend auch Prozesse, die sich auf die so genannten Histone und damit auch auf epigenetische Kontrollmechanismen der Gene auswirken. "Hierbei hat man festgestellt, dass einige Naturstoffe, wie das Xanthohumol aus dem Hopfen, bestimmte Kontrollfunktionen beeinflussen. Dies könnte der Ansatz für neue Therapien sein", hofft Jacob.

Der Saarbrücker Pharmazie-Professor nimmt gemeinsam mit Wissenschaftlern in Saarbrücken und am Universitätsklinikum in Homburg vor allem heimische Nutzpflanzen wie Zwiebeln, Knoblauch oder Spargel unter die Lupe. Seine französischen Forscherkollegen um Professor Norbert Latruffe in Dijon hingegen beschäftigen sich unter anderem mit der Substanz Resveratrol im Rotwein und mit verschiedenen ungesättigten Fettsäuren. Gemeinsam und mit weiteren Forschern aus der Großregion (Kaiserslautern, Pirmasens, Luxemburg, Metz, Nancy) sollen nun die verschiedenen heimischen Naturprodukte näher erforscht werden. Mit seinen Erkenntnissen zu Knoblauch und schwefelhaltigen Inhaltsstoffen konnte Claus Jacob einer britischen Firma schon weiter helfen. "Dieses kleine Unternehmen setzt einen Knoblauchextrakt in der Landwirtschaft ein. Zum einen werden damit Hühnerställe besprüht, um Läuse und schädliche Mikroorganismen abzuwehren. Zum anderen dient es der Schädlingsbekämpfung auf Feldern", erklärt Professor Jacob. In seinem biochemischen Labor konnte er im Auftrag des Unternehmens herausfinden, warum der Knoblauchextrakt entsprechend wirkt.

In dem neuen Forschungsprojekt "NutriOx", das gemeinsam von den Professoren Claus Jacob (Saarbrücken), Mathias Montenarh (Homburg) und Norbert Latruffe (Dijon) koordiniert wird, sollen noch mehr Naturprodukte im Detail untersucht werden. "Die saarländische Landesregierung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 70.000 Euro, weil sie sich damit nicht nur neue Therapien gegen Volkskrankheiten erhofft, sondern auch neue Wege, wie man Krankheiten über die Ernährung vorbeugen kann. Gleichzeitig wird durch das Vorhaben der im Aufbau begriffene Forschungsverbund mit Wissenschaftlern aus Saarbrücken, Homburg, Metz, Nancy, Luxemburg und Dijon gestärkt", erläutert Dr. Susanne Reichrath, Beauftragte der saarländischen Ministerpräsidentin für Hochschulen, Wissenschaft und Technologie.

Die internationale Konferenz zum Thema "Ernährung und Gesundheit" in Saarbrücken wird von der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) finanziell unterstützt. Sie führt Biologen, Chemiker, Mediziner, Pharmazeuten und Ernährungswissenschaftler aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg zusammen.


Fragen beantwortet:
Professor Dr. Claus Jacob
Bioorganische Chemie
Fachrichtung Pharmazie
E-Mail: c.jacob@mx.uni-saarland.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.redcat-itn.eu/
http://www.corena-network.eu
http://www.pharma.uni-saarland.de/groups.html

Hintergrund
Professor Claus Jacob koordiniert das europäische Marie Curie Netzwerk ("RedCat"), in dem 14 hervorragende Nachwuchswissenschaftler auf diesem Forschungsgebiet an 18 universitären, industriellen und anderen Forschungseinrichtungen in ganz Europa ausgebildet werden. Er ist der deutsche Partner im europäischen INTERREG-Projekt CORENA ("Coopération Régionale sur les Produits Naturels"), das von Prof. Gilbert Kirsch (Universität Lothringen in Metz) koordiniert wird und sich der Erforschung von Naturstoffen für pharmazeutische und landwirtschaftliche Zwecke widmet. An dem Projekt sind acht industrielle, fünf universitäre und sechs weitere Forschungslaboratorien aus der gesamten Großregion beteiligt. 2010 erhielt Professor Claus Jacob gemeinsam mit Dr. Marc Diederich vom "Laboratoire de Biologie Moléculaire et Cellulaire du Cancer" in Luxemburg den Wissenschaftspreis der "Stiftung zur Förderung der deutsch-luxemburgischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wissenschaften". Im gleichen Jahr wurde Corena mit dem Interregionalen Wissenschaftspreis (3. Preis) ausgezeichnet.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution8

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität des Saarlandes, Friederike Meyer zu Tittingdorf, 03.09.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. September 2012