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ARTIKEL/392: Medikamente - Patienten fühlen sich zu wenig über Nebenwirkungen informiert (Thieme)


Thieme Verlag / FZMedNews - Dienstag, 11. August 2009

Medikamente: Patienten fühlen sich zu wenig über Risiken und Nebenwirkungen informiert


fzm - Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt, heißt es in der Fernsehwerbung. Doch die Wirklichkeit sieht für viele ältere chronisch kranke Patienten anders aus. In einer Umfrage, die jetzt in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2009) veröffentlicht wurde, waren viele Patienten unzufrieden mit den Infos, die sie von ihrem Arzt zur Verträglichkeit der verordneten Medikamente erhalten hatten. Heraus kam auch, dass unzufriedene Patienten häufiger die Einnahme der Tabletten vergessen.

Chronisch Kranke müssen in der Regel mehrere Medikamente einnehmen. Oft sind es ältere Menschen, die medizinische Informationen schlecht verstehen oder sie nicht im Gedächtnis behalten. Eine regelmäßige Arzneimittelberatung durch den Hausarzt ist für diese Gruppe besonders wichtig, schreibt Cornelia Mahler von der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Heidelberg. In einer Studie hatten die Forscherin und ihre Kollegen eine Gruppe von über 800 älteren AOK-Versicherten (Durchschnittsalter 70 Jahre) befragt, wie sie das Medikamentengespräch in der Arztpraxis beurteilen.

Es gab positive und negative Reaktionen: Mit den anwendungsbezogenen Informationen waren die meisten Patienten zufrieden. Die Ärzte hatten ihnen erklärt, wie das Medikament heißt, wofür es hilft, wie es wirkt, wie lange sie es einnehmen müssen und wann ein erneutes Rezept erforderlich wird. Weniger zufrieden waren die Patienten mit den Informationen zu den möglichen Risiken und Nebenwirkungen der Medikamente. Sie bemängelten, dass die Ärzte ihnen zu selten sagen, ob Nebenwirkungen möglich sind und mit welcher Häufigkeit sie auftreten und was dann zu tun ist. Viele Senioren vermissten beispielsweise den Hinweis, dass das Medikament schläfrig macht oder ihr Sexualleben beeinträchtigt. Auch über die Probleme, die bei der gleichzeitigen Einnahme mehrerer Medikamente auftreten können, fühlten sich viele chronisch kranke ältere AOK-Versicherte unzureichend informiert.

Zur Unzufriedenheit trug bei, wenn die Ärzte es versäumt hatten, einen schriftlichen Medikamentenplan aufzustellen, wenn sie die Patienten nicht regelmäßig nach der Verträglichkeit der verordneten Medikamente oder nach der gleichzeitigen Einnahme anderer Mittel gefragt hatten.

Die Untersuchung zeigt, dass ältere Patienten verstärkt über arzneimittelbezogene Probleme informiert werden möchten, so Cornelia Mahler. Den Ärzten rät sie deshalb zu einem strukturierten Medikamentengespräch. Dabei sollten alle für die Patienten wichtigen Aspekte regelmäßig thematisiert werden. Dies gelte insbesondere für Patienten, deren Muttersprache nicht deutsch ist.

Die Studie zeigt ferner: Zufriedene Patienten nehmen ihre Medikamente zuverlässiger ein. Zwar war die Therapietreue der Senioren in der Studie insgesamt hoch. Die Hälfte der Patienten gab jedoch zu, die Tabletteneinnahme hin und wieder zu vergessen. Einige legten sogar aus eigenem Antrieb Medikamentenpausen ein. Laut Mahler waren dies häufig jene Patienten, die sich nicht ausreichend von ihrem Arzt informiert fühlten oder bei denen der Arzt sich nicht nach der Verträglichkeit der verordneten Medikamente erkundigt hatte.


C. Mahler et al.:
Informationen zur Medikation - wie bewerten chronisch kranke Patienten das Medikamentengespräch in der Arztpraxis?
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (33): S. 1620-1624

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Quelle:
FZMedNews - Dienstag, 11. August 2009
Thieme Verlagsgruppe
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2009

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