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MELDUNG/041: Preisverleihungen im Rahmen des DGPPN-Kongresses am 25. November 2011 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) - 25.11.2011


→  Arbeit zu neurogenetischen Risikomechanismen von Psychosen ausgezeichnet
→  Psychotherapie für Personen mit erhöhtem Psychoserisiko
→  DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus 2011 verliehen


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25.11.2011

Arbeit zu neurogenetischen Risikomechanismen von Psychosen ausgezeichnet

Professor Dr. med. Andreas Meyer-Lindenberg erhält den Hans-Jörg Weitbrechtpreis für klinische Neurowissenschaften 2011. Die Preisverleihung fand im Rahmen des diesjährigen DGPPN-Kongresses am 25. November 2011 statt.

Einer der diesjährigen Preisträger des Hans-Jörg Weitbrechtpreises für klinische Neurowissenschaften 2011 ist Professor Dr. med. Andreas Meyer-Lindenberg. Der Direktor am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit und Ordinarius für Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg wird für seine herausragenden Arbeiten zur Erforschung der neurogenetischen Risikomechanismen von Psychosen ausgezeichnet. Um die genetischen Kausalfaktoren für die hochgradig erblichen Gehirnerkrankungen der Schizophrenie und der bipolaren Störungen abbilden zu können, arbeitet Meyer-Lindenberg mit dem Verfahren der so genannten "Imaging Genetics" - einer Kombination von Hirnbildgebung und Genetik. Ziel seiner Arbeit ist, die Architektur der genetischen und Umwelt-Risikomechanismen von Psychosen abbilden zu können. Damit soll ein besseres Verständnis für die Pathophysiologie erreicht werden, um letztendlich Interventionen für die Prävention, Früherkennung und individualisierten Therapie entwickeln zu können.

Neben Professor Meyer-Lindenberg erhalten in diesem Jahr zwei Neurologen den Preis: Professor Dr. med. Bernd Kieseier von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf für seine klinische und translationale Forschung im Bereich immunvermittelter Schädigung des peripheren Nervensystems sowie Professor Dr. med. Thomas Korn von der Technischen Universität München für seine Arbeiten zur Biologie der T-Helfer-Zellen im Kontext der ZNS-spezifischen Autoimmunität. Der Preis wird alle zwei Jahre zu Ehren des Psychiaters Hans-Jörg Weitbrecht (1909-1975) für besondere Leistungen auf dem Gebiet der klinischen Neurowissenschaften verliehen. Er dient der klinischen Förderung von Neurologie und Psychiatrie. Stifter des mit 10.000 Euro dotierten Preises ist Bayer Vital, Deutschland.


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25.11.2011

Psychotherapie für Personen mit erhöhtem Psychoserisiko

Die DGPPN hat in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit zum siebten Mal den mit insgesamt 5.000 Euro dotierten DGPPN-Psychotherapiepreis verliehen. Preisträger in diesem Jahr ist PD Dr. med. Andreas Bechdolf vom Universitätsklinikum Köln. Die Preisverleihung fand am 25. November 2011 im Rahmen des DGPPN-Kongresses statt.

Nicht rechtzeitig behandelt nehmen Psychosen häufig einen schweren Verlauf. Die Erkrankung ist oftmals für die Betroffenen mit einem hohen Leidensdruck verbunden und beeinträchtigt ihren Alltag erheblich. Es ist wichtig, Psychosen frühzeitig erkennen und zu behandeln. Privatdozent Dr. med. Andreas Bechdolf von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Köln ist deshalb für seine hervorragenden Arbeiten zur psychotherapeutisch basierten Intervention bei psychotischen Prodromen mit dem DGPPN-Psychotherapiepreis 2011 ausgezeichnet worden.

Bechdolf untersucht beispielsweise im Rahmen der Studie PREVENT die Wirksamkeit von kognitiven Verhaltenstherapien im Vergleich zu einer medikamentösen Behandlung bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko. An der Studie nehmen insgesamt zehn Universitätskliniken für Psychiatrie und Psychotherapie in Deutschland teil. Sie zählt zur weltweit größten Studie in diesem Bereich. Die ersten Ergebnisse der Studie liefern Hinweise, dass mittels psychotherapeutischen Interventionen der Ausbruch einer Psychose herausgezögert und die Symptome abgemildert werden können. Neben der Nutzbarmachung von Psychotherapie für die indizierte Prävention von Psychosen hat Bechdolf psychotherapeutische Strategien für Jugendliche mit persistierenden psychotischen Symptomen, für Patienten mit der Doppeldiagnose Psychose und Sucht und für eine Gruppenintervention für Patienten mit Psychosen entwickelt und evaluiert. Seine Arbeiten sind auch in internationale Behandlungsleitlinien eingeflossen. Seine Arbeit stärke den Präventionsansatz in der Psychiatrie, heißt es in der Jurybegründung.

Der DGPPN-Psychotherapiepreis würdigt engagierte Wissenschaftler für hervorragende Leistungen in klinischer oder experimenteller Psychotherapieforschung. Damit soll er der zunehmenden Bedeutung der Psychotherapie in der Behandlung psychischer Erkrankungen Rechnung tragen. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird von der DGPPN in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen. Sie fördert die seelische Gesundheit der Bevölkerung und setzt sich für die Verbesserung der Versorgung psychisch kranker Menschen ein. Die Stiftung ist Mitglied im Stifterverband der Deutschen Wissenschaft.


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25.11.2011

DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus 2011 verliehen

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) hat in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit bereits zum dritten Mal den mit 10.0000 Euro dotierten DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus vergeben. Das Autoren-Team Marieke Degen und Kristin Raabe, die Hörfunkjournalistin Andrea Westhoff sowie die Fernsehjournalistin Rita Stingl wurden am 25. November 2011 im Rahmen des diesjährigen DGPPN-Kongresses mit dem Preis ausgezeichnet. Die Preissumme wurde zu gleichen Teilen unter den Preisträgern aufgeteilt.

Gleich zwei Beiträge wurden in der Kategorie Hörfunk ausgezeichnet: Der Radio-Beitrag "Die Neuvermessung des Bösen" des Autorenduos Marieke Degen und Kristin Raabe zeigt die biologischen und psychologischen Mechanismen der Gewaltentstehung auf. Dabei werden auch aktuelle Studienergebnisse mit einbezogen. Das zweiteilige Feature, das am 12. und 13. Juni 2011 im Deutschlandfunk gesendet wurde, besticht durch seine sachliche Darstellungsweise. Das unterscheide diesen Beitrag von vielen anderen Medienberichten, die sich oftmals polemisch mit dem Thema Gewalt auseinandersetzten, heißt es in der Jurybegründung. Darüber hinaus nutzten die Autorinnen die Darstellungsformen des Mediums "Radio" so geschickt, dass eindrucksstarke Bilder im Kopf entstehen. Wissenschaft werde tatsächlich so spannend wird wie ein Krimi erzählt, so die Jury weiter.

Ebenso überzeugte die Jury der Radiobeitrag von Andrea Westhoff. Ihr Beitrag "Geister und Seele", der am 13. Januar 2011 im Deutschlandradio Kultur gesendet wurde, gibt Einblicke in das Arbeitsgebiet der transkulturellen Psychiatrie. In Deutschland leben etwa 18 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Einige Migranten sind bereits psychisch krank, wenn sie nach Deutschland kommen. Andere erkranken erst fernab der Heimat. Die psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung von Migranten stellt Ärzte und Therapeuten vor vielfältige Herausforderungen. Es gibt nicht nur Probleme bei der sprachlichen Verständigung, sondern auch kulturelle Unterschiede im Verständnis von psychischen Erkrankungen. Der Beitrag bringe das derzeit noch wenig bekannte Thema der psychischen Erkrankungen unter Migranten in die Öffentlichkeit. Er lehre uns, wie wichtig die Auseinandersetzung mit fremden Kulturen für ein besseres Verständnis untereinander sei, so die Jury.

Die Fernsehjournalistin Rita Stingl ist für die ZDF.reportage "Waschen, zählen, kontrollieren - Wenn Zwänge das Leben beherrschen" in der Kategorie Fernsehen mit dem DGPPN-Medienpreis ausgezeichnet worden. Der Beitrag, der am 8. Mai 2011 ausgestrahlt wurde, macht auf die Situation der rund eine Million Deutsche aufmerksam, die an Zwangsstörungen leiden. Ist der Herd aus, die Tür wirklich abgeschlossen? Solche Gedanken kennt jeder. Doch bei vielen steigert sich die Vorsichtsmaßnahme zum quälenden Zwang, wird zu einer die Existenz bedrohenden Krankheit. Am Ende dauert das ständige Kontrollieren oder Putzen gar Stunden und führt für viele in die Arbeitsunfähigkeit. Der Film begleitet Zwangspatienten in ihrem Alltag und informiert über therapeutische Hilfsmöglichkeiten. Der Film zeige auf fast quälende Weise den Kampf der Betroffenen gegen die Krankheit und mache für den Zuschauer erfahrbar, was es heißt, an einer Zwangsstörung erkrankt zu sein, heißt es in der Jurybegründung.

Mit dem Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus würdigen DGPPN und die Stiftung für Seelische Gesundheit engagierte Journalistinnen und Journalisten im Bereich Wissenschaftsberichterstattung der Print- bzw. Elektronikmedien für hervorragende Leistungen. Die Jury, zu der u.a. Dr. Harro Albrecht (Die Zeit, Hamburg), Judith Baensch (RTL-aktuell, Köln), Ulrike Eichin (ZDF, Mainz), Joachim Müller-Jung (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt/Main), Jochen Niehaus (Focus, München) sowie Volker Weinl (Bild am Sonntag, Berlin), gehörten, hat die preiswürdigen Beiträge aus über 60 Einsendungen ausgewählt. Voraussetzung für die Bewerbung, zu der auch ausdrücklich junge Autorinnen und Autoren aufgefordert waren, sollten Beiträge sein, die zur Popularisierung wissenschaftlicher Sachverhalte aus den Bereichen Psychiatrie, Psychotherapie sowie seelische Gesundheit beitragen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von der DGPPN in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen. Die Zielsetzung der Stiftung gilt der Förderung der seelischen Gesundheit der Bevölkerung und die Verbesserung der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen.


Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.dgppn.de/presse/pressemitteilungen/detailansicht/article/149/dgppn-medien-1.html

Kontakt:
Prof. Dr. med. Peter Falkai, Präsident DGPPN
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Göttingen
von-Siebold-Str. 5, 37075 Göttingen
E-Mail: pfalkai@gwdg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution805


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
Dr. Thomas Nesseler, 25.11.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. November 2011