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STUDIE/257: Ozonloch und Elektrosmog - Moderne Gesundheitssorgen aus Sicht der Bevölkerung (idw)


Universität Leipzig - 10.03.2010

Ozonloch und Elektrosmog

Moderne Gesundheitssorgen aus Sicht der Bevölkerung


Bei den Gesundheitssorgen der Deutschen liegen das Ozonloch und Antibiotika im Essen weit vorn. Trotz großer Präsenz in den Medien sind die Folgen der Handynutzung weit abgeschlagen. Ein Vortrag im Rahmen der Buchmesse geht ins Detail.

Zeit: 21.03.2010, 13:00 Uhr
Ort: Buchmesse
Messe-Allee 1

Viele Menschen fühlen sich durch mögliche gesundheitsschädliche Folgen moderner Technologien bedroht.

Die Auswirkungen von Elektrosmog, Handy-Strahlung, Ozonloch oder auch gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf die Gesundheit finden viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und in den Medien, werden aber in der Fachwelt häufig kontrovers diskutiert. Oft finden sich nur ungenaue Aussagen zu den befürchteten Folgen und der Wahrscheinlichkeit dass diese eintreten könnten.

Im Auftrag der Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig (Prof. Dr. Elmar Brähler, Dr. Heide Glaesmer) wurde in Kooperation mit Prof. Dr. Winfried Rief von der Philipps-Universität Marburg eine bevölkerungsrepräsentative Stichprobe von 2524 Personen der deutschen Allgemeinbevölkerung zu diesen modernen Gesundheitssorgen befragt. Dazu wurde den Befragten eine Liste von 26 häufig diskutierten Gesundheitssorgen vorgegeben, zu denen das Ausmaß der individuellen Sorgen eingeschätzt werden sollte.

Überaschenderweise wird die Hitliste der Gesundheitssorgen noch immer von Sorgen um das Ozonloch angeführt (29%), gefolgt von Antibiotika im Essen (24,3%) und genetisch manipulierten Nahrungsmitteln (24,2%). Im Gegensatz dazu gaben nur 4,2% der Befragten an, sich um die gesundheitlichen Folgen der Handynutzung zu sorgen, obwohl dies in den letzten Jahren immer wieder diskutiert wurde.

Im Vergleich mit Männern berichten Frauen signifikant stärker ausgeprägte moderne Gesundheitssorgen. Betrachtet man die Ausprägung der Sorgen über Altersgruppen hinweg, zeigen sich ebenfalls signifikante Unterschiede: Jüngere (14 bis 29 Jahre) sind weniger besorgt als die höheren Altersgruppen. Die am stärksten ausgeprägten modernen Gesundheitssorgen äußern die 30 bis 39-Jährigen. Dagegen weisen der Bildungsstand der Befragten sowie das Haushaltseinkommen keine signifikanten Zusammenhänge mit der Ausprägung der modernen Gesundheitssorgen auf.

Neben den Diskussionen um die tatsächliche Gefährdung durch die genannten Quellen, gibt es in den letzten Jahren zunehmendes Interesse auch aus klinisch-psychologischer Sicht. Die Modernen Gesundheitssorgen werden dort im Kontext der somatoformen Störungen diskutiert. Diese sind unter anderem durch verschiedenste körperliche Beschwerden ohne organisch hinreichenden Befund, durch ausgeprägte Gesundheitssorgen und eine hohe Inanspruchnahme medizinischer Leistungen gekennzeichnet. In der vorliegenden Bevölkerungsuntersuchung wurde diesem Zusammenhang nachgegangen. Es konnte gezeigt werden, dass Personen, die viele verschiedene und stark ausgeprägte Gesundheitssorgen berichten, auch deutlich häufiger an somatoformen Beschwerden leiden.

Die Ergebnisse der Untersuchung im Rahmen der Buchmesseakademie auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt.


Weitere Informationen:
Dr. Heide Glaesmer
E-Mail: Heide.Glaesmer@medizin.uni-leipzig.de

Prof. Dr. Elmar Brähler
E-Mail: elmar.braehler@medizin.uni-leipzig.de
www.uni-leipzig.de/~medpsy

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution232


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Dr. Bärbel Adams, 10.03.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2010