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SUCHT/599: Hausärzte als "Suchthelfer" (LÄK Baden-Württemberg)


Landesärztekammer Baden-Württemberg - 16. November 2011

Hausärzte als "Suchthelfer"

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg bringt Ärzte unterschiedlicher Disziplinen zusammen, um Erfahrungen in der Behandlung Suchtkranker auszutauschen


Missbräuchlicher Konsum von Alkohol, Medikamenten oder Tabak ist weit verbreitet in Deutschland: So konsumieren allein 9,5 Millionen Bundesbürger Alkohol in gesundheitlich riskanter Form, jeder Dritte setzt seine Gesundheit durchs Rauchen aufs Spiel. Kein Wunder, dass jede Arztpraxis mehrfach am Tag von suchtkranken oder suchtgefährdeten Patienten aufgesucht wird.

Hier setzt die Landesärztekammer Baden-Württemberg an: "Gerade der Hausarzt, der seine Patienten, ihr familiäres und soziales Umfeld über Jahre kennt, ist häufig der erste Ansprechpartner für Menschen mit einer Suchterkrankung oder -gefährdung", sagt Dr. Christoph von Ascheraden. Der Allgemeinmediziner aus St. Blasien ist Vorsitzender des Ausschusses Suchtmedizin der Landesärztekammer Baden-Württemberg und kennt die Thematik aus seiner täglichen Praxis sehr genau: "Die meisten Patienten mit einem Suchtproblem kommen wegen anderer Beschwerden in die Praxis. Gerade diese Beschwerden - beispielsweise Bluthochdruck, Schlaf- oder Potenzstörungen - können auch Anlass zu ersten suchtbezogenen Interventionen geben."

Bei einem Symposium in Stuttgart tauschen heute (16.11.2011) Hausärzte und Suchtexperten aus ganz Baden-Württemberg ihre Erfahrungen aus. Eines der Ergebnisse: Auch Krebsvorsorge, Gesundheits-Check oder Sport- und Reiseuntersuchungen bieten Gelegenheiten, um Alkoholkonsum, Rauchergewohnheiten sowie die Einnahme von Medikamenten zur Sprache zu bringen und sich als "Suchthelfer" zu engagieren - noch bevor aus dem riskanten Konsum eine Abhängigkeit geworden ist.

Für Dr. von Ascheraden ist wichtig, dass der Arzt die vermuteten Probleme offen anspricht. Denn Tabus, anfängliche Sprachlosigkeit und Verleugnungsstrategien gehören nach seiner Beobachtung zur Suchterkrankung dazu. "In aller Regel sind die Patienten jedoch dankbar, wenn ihr Arzt dieses heikle Problem sachlich und kompetent thematisiert und Lösungswege aufzeigt", beschreibt der Allgemeinmediziner seine Erfahrungen.

Erhärtet sich im Gespräch und durch die Untersuchungsergebnisse der Verdacht auf einen problematischen Konsum, strebt Dr. von Ascheraden gemeinsam mit dem Patienten ein Arbeitsbündnis an: "Es geht darum, Lebensqualität wieder herzustellen, Leiden zu lindern, schwere körperliche und psychiatrische Krankheiten soweit wie möglich zu verhindern und zu behandeln." Aus diesem Grunde stehen neben Diagnostik und Management von Suchterkrankungen vor allem auch die Technik der motivierenden Gesprächsführung und die Langzeitmotivation von Arzt und Patient im Mittelpunkt des heutigen Symposiums.

Ist der Patient erst einmal im Boot, wird gemeinsam ein Behandlungsplan entwickelt und umgesetzt, an dem neben dem therapeutischen Netzwerk aus Fachärzten, Kliniken und Beratungsstellen auch der Hausarzt aktiv mitwirkt. "Im Zusammenspiel verschiedener Disziplinen lassen sich Leiden lindern sowie schwere körperliche und psychiatrische Krankheiten verhindern bzw. behandeln. Hauptziel ist die Wiederherstellung von Lebensqualität", beschreibt Dr. von Ascheraden das gemeinsame Vorgehen der Mediziner. "Unser heutiges Symposium schult die Ärztinnen und Ärzte gezielt für diese Querschnittsaufgaben."


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Quelle:
Landesärztekammer Baden-Württemberg
Ärztliche Pressestelle
Leiter: Dr. med. Oliver Erens
Jahnstr. 38a, 70597 Stuttgart
Telefon: 07 11 - 769 89 99, Fax: 07 11 - 76 45 23
E-Mail: presse@aerztekammer-bw.de
Internet: www.aerztekammer-bw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2011