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ENTWICKLUNG/738: Bessere Heilungsverläufe durch neuartige responsive Wundverbände (idw)


Universität Siegen - 20.01.2011

Bessere Heilungsverläufe durch neuartige responsive Verbände


Schnell können sich unter Wundverbänden Infektionen entwickeln, die im Frühstadium nicht erkannt werden und zu deren Bekämpfung massive Maßnahmen und der Einsatz von Antibiotika oftmals zwingend notwendig werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Siegen entwickeln in Zusammenarbeit mit einem europäischen Konsortium im Rahmen des EU Projektes BacterioSafe derzeit Verfahren, die das Vorhandensein sog. pathogener Keime anzeigen und gleichzeitig die Freisetzung antibakterieller Stoffe erlauben.

Im Rahmen der BacterioSafe Studie arbeiten die Forscher der Physikalischen Chemie dazu mit zehn weiteren Forschungszentren und Industriepartnern aus Großbritannien, Finnland, Irland, Belgien, Australien und Deutschland zusammen, unter anderem auch mit dem Max-Planck-Institut für Polymerforschung und der Universitätsmedizin Mainz. Die Studie ist auf vier Jahre angelegt und wird von der Europäischen Union mit 3,4 Millionen Euro gefördert.

"Wir entwickeln eine neuartige Oberfläche für Verbandsmaterialien, die eine auftretende Keimbesiedlung in Form einer Farbänderung anzeigt und gleichzeitig die Freisetzung von keimabtötenden Agenzien ermöglicht", erklärt Dr. Renate Förch, Leiterin des Projekts und Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Polymerforschung. Dadurch können mögliche Infektionen bei Brandwunden, die vor allem bei Kindern kritisch sind, frühzeitig erkannt werden.

Dabei müssen die Forscher zunächst die biologischen Mechanismen pathogener Keime untersuchen und identifizieren, welche die Freisetzung der Farbstoffe und antibakteriellen Lösungen erlauben. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem problematischen Krankenhauskeim Staphylococcus aureus, der immer wieder neue Resistenzen auf Antibiotika zeigt, und auf Pseudomonas aeroginosa, der besonders bei Brandwunden zu schweren Infektionen führen kann.

"Ein vielversprechender Ansatz zur Oberflächenmodifikation der Verbandsmaterialien beruht auf Nanokapseln, die aus sogenannten Blockcopolymeren hergestellt werden. Dazu entwickeln wir an der Universität Siegen neuartige Polymere und untersuchen mit hochauflösenden Mikroskopiemethoden die stimulierte Abgabe von Farbstoffen und Wirkstoffen aus solchen Kapseln", erläutert Professor Dr. Holger Schönherr (Fakultät IV, Physikalische Chemie) die Hauptaufgaben des Siegener BacterioSafe Teams in der Entwicklungsarbeit.

Noch liegen dreieinhalb Jahre Entwicklungsarbeit im Rahmen der BacterioSafe Studie vor dem Forscherteam, jedoch stimmen die ersten Resultate sehr zuversichtlich, die hochgesteckten Ziele zu erreichen. Um eine erste Zwischenbilanz der bisherigen halbjährigen Arbeiten zu ziehen, treffen sich vom 18. bis 21. Januar 2011 dreißig internationale Forscherinnen und Forscher des Projekts auf Burg Schnellenberg in Attendorn.


Kontakt:
Universität Siegen
Fak. IV, Physikalische Chemie
Prof. Dr. Holger Schönherr
schoenherr@chemie.uni-siegen.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.mpip-mainz.mpg.de/eu-projekte/bacteriosafe/pu/pressreleases/pressrelease_3.pdf
Behandlungsbeispiel der Projektpartner Universität Bath und des Southwest UK Paediatric Burns Centre

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution198


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Siegen, Kordula Lindner-Jarchow M.A., 20.01.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2011