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MELDUNG/457: Neue Zeckenart in 100 Millionen Jahre altem Bernstein entdeckt (idw)


Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns - 13.06.2017

Neue Zeckenart in 100 Millionen Jahre altem Bernstein entdeckt


Sie ist mit einem Alter von rund 100 Millionen Jahren eine der ältesten Zeckenarten der Welt und wurde nach ihrer Herkunft benannt: Amblyomma birmitum. Forscher des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr haben in Zusammenarbeit mit dem Museum für Naturkunde Berlin und der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) die neue Zecke aus Burmesischem Bernstein, dem sogenannten Birmit aus Myanmar, beschrieben. Das Tier aus der Kreidezeit wurde als Einschluss bestens erhalten und ist die bisher älteste Art einer heute noch vorkommenden Zecken-Gattung.


Foto: © Chitimia-Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr

Die Zecke Amblyomma birmitum eingebettet in rund 100 Millionen Jahre altem Burmesischem Bernstein.
Foto: © Chitimia-Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr

Die engsten Verwandten der neuen alten Zecke sind heutige Schildzecken der Gattung Amblyomma, mit weltweit über 130 noch lebenden Arten. Die genaue Bestimmung der hier untersuchten Zecke anhand der typischen Merkmale war ausgesprochen schwierig und gelang der Zeckenexpertin Lidia Chitimia-Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr mithilfe einer Mikroröntgentomographischen Analyse (MikroCT). Die Zoologische Staatssammlung München stellte hierfür neben ihrem MikroCT-Gerät auch ihre langjährige Expertise in der 3D-Visualisierung von Kleinstlebewesen zur Verfügung. Die völlig zerstörungsfreie Untersuchung der inneren und äußeren Strukturen der rund 1,5 mm langen Zecke und deren dreidimensionale Darstellung erlaubte eine exakte Beschreibung der neuen Art.

Bei der Zecke handelt es sich um ein ausgewachsenes Weibchen, das durch ihre Einbettung in Harz vor knapp 100 Millionen Jahren perfekt konserviert wurde. Überraschenderweise fanden sich nicht nur Merkmale der heute noch lebenden Zecken-Gattung Amblyomma, sondern auch typische Merkmale der australischen Gattung Bothricroton. Amblyomma birmitum stellt somit ein seltenes Zwischenstadium in der Evolution der beiden Gattungen dar - ein sogenanntes Missing Link.

Eine weitere bemerkenswerte Erkenntnis ergibt sich aus dem kreidezeitlichen Alter der Zecke und der Lebensweise der heute lebenden Amblyomma-Arten: Typische Wirtstiere für die nächsten Verwandten der Bernsteinzecke sind hauptsächlich Reptilien. An heutigen Waranen saugen beispielsweise gleich mehrere verschiedene Arten dieser Gattung. "Wir gehen davon aus, dass die neu entdeckte Zeckenart aus dem Burmesischen Bernsteinwald durchaus auch an Dinosauriern gesaugt hat", so Zeckenspezialistin Lidia Chitimia-Dobler. Ein Szenario wie im Film Jurassic Park ist jedoch ausgeschlossen: Eine DNA-Analyse des Blutes, welches die Zecke zu ihren Lebzeiten von ihrem Wirt gesaugt hat, ist nach so langer Zeit definitiv nicht mehr möglich.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit der Wissenschaftler des Mikrobiologischen Instituts der Bundeswehr und der Zoologischen Staatssammlung München soll nun weiter ausgebaut werden: Erst kürzlich wurden mehrere für die Fauna Deutschlands neue Zeckenarten entdeckt. Die Experten der ZSM unterstützen die einschlägigen Untersuchungen durch ihre Erfahrungen in der genetischen Artbestimmung mittels DNA-Barcoding.


Publikation:
CHITIMIA-DOBLER, L., DE ARAUJO, B., RUTHENSTEINER, B., PFEFFER, T., & DUNLOP, J. (2017). Amblyomma birmitum a new species of hard tick in Burmese amber. Parasitology, 1-8. doi:10.1017/S0031182017000853

Weitere Informationen unter:
https://instmikrobiobw.de/
- Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr
http://www.zsm.mwn.de/
- Zoologische Staatssammlung München
http://www.snsb.de
- Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1697

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns,
Dr. Eva-Maria Natzer, 13.06.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2017

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