Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 22.09.2017
Wasserläufer in Bernstein - Neu entdeckte Wanzenart ist der älteste bekannte Fund weltweit
Frankfurt, den 22.09.2017. Senckenberg-Wissenschaftlerin Mónica M. Solórzano Kraemer hat gemeinsam mit einem internationalen Team zwei neue Wanzenarten in einem Bernstein entdeckt. Die zur Familie der Wasserläufer gehörenden Insekten stammen aus der Kreidezeit; der neue Fund ist der bisher älteste bekannte Nachweis dieser Gruppe. Dem Wissenschaftlerteam gelang die Bestimmung der neuen Arten durch den Einsatz eines Infrarotmikroskops. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal "PeerJ".
Langbeinige Wasserläufer, die sich elegant über die Wasseroberfläche
bewegen - so war es wohl auch zu Lebzeiten der Dinosaurier, in der
Kreidezeit. Doch Fossilfunde dieser Insekten sind selten: zu filigran sind
deren Gliedmaße, um bei der Fossilisation zerstörungsfrei erhalten zu
bleiben. Auch die Erhaltung in versteinertem Harz ist unwahrscheinlich, da
die wasserlebenden Tiere nicht häufig in der Nähe harzproduzierender Bäume
anzutreffen sind.
"Jede neue Entdeckung dieser Wanzenart ist daher spektakulär und hilft uns
dabei die Ökologie der semi-aquatischen Tiere und ihre Bedeutung für das
damalige Ökosystem zu verstehen", erklärt Mónica M. Solórzano Kraemer vom
Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt.
Solórzano Kraemer hat gemeinsam mit einem spanisch-französischen Team zwei
bisher unbekannte Wasserläufer-Arten in einem Spanischen Bernstein
entdeckt. "Wir haben zwei Männchen und ein Weibchen der Wanzen-Familie
Mesoveliidae, die in einem Bernstein der nordspanischen Fundstelle
Peñacerrada eingeschlossen sind, neu beschrieben", erläutert die
Frankfurter Bernsteinforscherin und fährt fort: "Der Fund stammt aus der
Kreidezeit und ist damit der älteste uns bekannte Nachweis dieser
Insektengruppe."
Aufgrund des Vorhandenseins mehrerer Individuen in einem Bernstein geht
das Forscherteam zudem davon aus, dass die feingliedrigen Insekten in
Gemeinschaften lebten. "Der Fund ist der früheste Nachweis eines solchen
'aggregativen Verhalten' in der Erdgeschichte", ergänzt Solórzano Kraemer.
Möglich wurde die Bestimmung der neuen Arten erst durch den Einsatz eines Infrarotmikroskops in der Abteilung Paläontologie und Historische Geologie am Senckenberg Forschungsinstitut: Obwohl der Spanische Bernstein relativ hell und durchscheinend ist, erschweren Lufteinschlüsse und die dunkle Farbe der eingeschlossenen Tiere die Identifikation. "Mit unserem Infrarotmikroskop haben wir eine zerstörungsfreie Methode, mit der wir auch noch die kleinsten Details an den Bernstein-Einschlüssen erkennen können", fügt Solórzano Kraemer hinzu.
Zukünftig erhoffen sich Solórzano Kraemer und ihr Team noch weitere Nachweise von kreidezeitlichen Wanzen in den Spanischen Bernstein zu finden. "Wir gehen davon aus, dass die Wanzenfamilie sehr viel diverser war, als wir bisher belegen können. Weitere Funde werden uns helfen diese Tiergruppe besser zu verstehen und ihre Verwandtschaftsverhältnisse neu zu ordnen", schließt Solórzano Kraemer.
Publikation
Sánchez-García A, Nel A, Arillo A, Solórzano Kraemer MM. (2017)
The semi-aquatic pondweed bugs of a Cretaceous swamp.
PeerJ 5:e3760
https://doi.org/10.7717/peerj.3760
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Quelle:
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Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, Judith Jördens, 22.09.2017
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. September 2017
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