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ORNITHOLOGIE/101: Quecksilber - Hartnäckige Erblast (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 1/2009

Ornithologie aktuell

Quecksilber: Hartnäckige Erblast


Quecksilber ist inzwischen weltweit in unterschiedlichen Konzentrationen in Flüssen zu finden. Es schadet nicht nur den Wasserlebewesen, auch die am Ufer lebenden Tiere reichern das giftige Schwermetall im Körper an und geben es in der Nahrungskette weiter. Zwischen 1930 und 1950 waren über einen Nebenfluss des Shenandoah Rivers im US-Bundesstaat Virginia mit Quecksilber verseuchte Industrieabwässer eingeleitet worden. Das Schwermetall hat sich bis heute in den Tieren der Region eingelagert, wie Rückstandsuntersuchungen zeigten. Hohe Konzentrationen wurden in Spinnen gefunden, die in einer Uferzone von 50 Metern des mit Quecksilber belasteten Shenandoah Rivers in Virginia leben, sowie bei 13 Vogelarten, die sich von den Spinnen ernähren. Im Körper der meisten Spinnen sowie in Blut und Federn von 12 Vogelarten fand sich sogar eine hohe Konzentration von Methylquecksilber, einer fettlöslichen Verbindung, die fast vollständig vom Körper aufgenommen wird und das Zentralnervensystem angreift.

Offensichtlich nehmen die Vögel das Gift über die Nahrung, also durch den Verzehr von Spinnen, Heuschrecken und Nachtfaltern auf. Bislang ging man davon aus, dass Giftstoffe, die in Gewässer gelangen, nur innerhalb der Nahrungskette von Wassertieren in entsprechenden Mengen weitergegeben werden. Umso überraschender ist der Befund, dass sich das Quecksilber auch im Körper von Landtieren anreichert. Die Spinnen in der Uferzone sind aus noch unbekanntem Grund besonders stark belastet. Ihre Quecksilber-Werte lagen noch über denen von verseuchten Fischen. Spinnen stellen nur ein Viertel der Beutetiere, sind aber für 75 Prozent der Quecksilber-Aufnahme der betroffenen Vögel verantwortlich. Die Spinnen ernähren sich möglicherweise von Wasserinsekten oder nehmen das Gift über den Boden auf. (wir)

D. A. Cristol u. a., Science 320, 2008, S. 335.


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 1/2009
56. Jahrgang, Januar 2009, S. 2
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Januar 2009