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ZOOLOGIE/800: Geschichte der Tierkunde (TIER-ABC)


TIER-ABC - Ausgabe Nr. 1/2009
Nachrichten über Natur, Mensch und Tier

Geschichte der Tierkunde

Von Thilo Raiskup


Im ersten Teil ging es um die Entdeckung der Felszeichnungen, die davon zeugen, dass sich schon Menschen der Frühzeit mit den Tieren ihrer Zeit beschäftigten. Auch im Altertum war die Deutlichkeit und die Genauigkeit von Tierabbildungen erstaunlich. Die Entstehung einer wissenschaftlichen Tierkunde ist auf den griechischen Philosophen Aristoteles zurückzuführen, der vier zoologische Werke verfasste und darin 500 Tierarten beschrieb.


Tiere unter der Herrschaft des Römischen Reiches

Tierkunde beschränkte sich in der Vergangenheit überwiegend auf zwei wesentliche Funktionen. Es ging darum, welche Tierarten zum Verzehr geeignet und welche eher unbekömmlich waren und welchen Nutzen Tiere noch für den Menschen haben konnten. Zum zweiten ging es um die Beschaffung der Tiere, um bestimmte Tricks und Erfahrungen für die Jagd und Erkenntnisse die bei der Tierhaltung geeignet waren, um möglichst wenig Verlust bei den "Nutztieren" zu haben. Die Römer zogen bereits einen großen Nutzen aus der gut organisierten Tierhaltung. Sie nutzten auch Arbeitstiere (z.B. Ochsen als Zugtiere). In römischen Schriften wurden bereits Fragen der Landwirtschaft behandelt. Weniger aus Tierliebe, sondern um den größten Nutzen aus den Tieren zu holen, ging es in den Anleitungen um die richtige Fütterung, die Pflege von gesunden aber auch kranken Tieren. Weitere Themen war Kastration sowie Trennung der Jungen von den Muttertieren. Alles zur Steigerung des Nutzens. Die Römer hatten also erfolgreiche Tierzucht betrieben. Neben der Fleischproduktion wurden Tiere auch zur Gewinnung von Wolle, Häuten, Knochen und Horn gehalten.

In großem Stil wurden bei den Römern Ziegen, Schafe, Rinder, Esel, Gänse, Schweine, Rehe, Kaninchen gehalten.

Hunde als Haustiere waren sehr beliebt. Auch die Römer pflegten teils eine innige Beziehung zu den Vierbeinern. Hunde waren aber nicht nur guter Freund, sondern auch nützlich. Sie waren Wach- und Jagdhunde. Besondere Hunde, vornehmlich Windhunde galten auch schon bei den Römern als Statussymbol für Reiche. Sogar streunende Hunde hatten ihre Aufgabe. Sie waren die Müllschlucker der Straße. Ein traurigeres Schicksal hatten die Botenhunde, die in einem verschluckten Röhrchen Nachrichten überbringen sollten. Erreichten sie den Empfänger, wurden sie meist getötet, um an die Information zu kommen. Auch Brieftauben wurden schon eingesetzt.


Pferdehaltung bei den Römern

Eine wichtige Tierart war auch bei den Römern das Pferd. Militärisch spielten Pferde schon lange eine herausragende Stellung. Ein Reiter war schneller als ein Fußsoldat und im Kampf war der Reiter durch den erhöhten Sitz (obwohl die damaligen Pferde nicht die Größe heutiger Rassen hatten) im Vorteil. So hatten die Römer täglich bis zu 10.000 Pferde entlang ihrer Nordgrenze, dem Limes, im Einsatz. Der Aufwand und die Kosten waren enorm. Es wurde auf eine erfolgreiche Zucht, gute Ausbildung der Pferde und eine angemessene Unterbringung wert gelegt.


Bestialische Tierkämpfe

Die Römer sind aber auch bekannt, dass sie durch ihren großen Herrschaftsbereich eine riesige Menge unterschiedlichster Tiere aus den entlegendsten Gegenden ihres Einflußbereichs nach Rom brachten, um dort in den bestialischen Schaukämpfen gegen Menschen oder andere Tiere unter tosenden Jubel ihr Leben zu lassen. Es starben Bären, Panther, Löwen, Elefanten, Rhinozerosse, Zebras, Giraffen, Schlangen und Hyänen und bekannterweise unzählige Menschen. Überliefert ist, dass innerhalb von 123 Tagen 11.000 Tiere in der Arena getötet wurden. Manchen Tieren ist diese Abschlachtung im "Circus" erspart geblieben, weil sie schon auf den oft langen Transporten auf dem Schiffs- oder Landweg gestorben sind.


Plinius war der Biologe der Römer

Während der Zeit des Römischen Reiches galt Plinius der Ältere als ein berühmter Biologe, der im ersten Jahrhundert nach Christus in seinem Werk "Historia Naturalis" sogar schon der Evolutionstheorie vorgreift. In anderen Teilen des Werkes finden sich aber viele Ungereimtheiten und falsche Aussagen über Tiere und deren Lebensbedingungen. Im Jahr 79 n. Chr. starb Plinius in Pompeji, als die Asche des Vesuvs alles Leben in der Stadt erstickte.


Tier als Sache

Die Römer hielten auch lange Zeit an religiösen Tieropfern fest. Wenig aus der Zeit der Römischen Herrschaft ist bekannt, dass es zu jener Zeit Tierfreunde gab, die ein Tier wegen seiner selbst geachtet haben. Bis in unsere heutige Rechtsprechung haben die Römer Einfluss mit ihrer Schlussfolgerung, dass Tiere keine Menschen sind und darum nur als Sachen bewertet wurden. Das hatte bedauerlicherweise bis in unsere heutige Zeit fatale Auswirkungen für die Tiere.


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Quelle:
TIER-ABC, Nr. 1/2009, Seite 5
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2009