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ZOOLOGIE/922: Grenzlinien der Evolution - Wenn ein Wasserfall zur Artenvielfalt beiträgt (idw)


Universität Regensburg - 25.10.2011

Grenzlinien der Evolution - Wenn ein Wasserfall zur Artenvielfalt beiträgt

Forscher zeigen Viktoriafälle als natürliche Barriere für die Entwicklung von Fischarten auf


Schillernde, bunte Fische stellen wir uns vor, wenn wir den Begriff Papageifisch hören. So zahlreich wie die Farben der Natur sind auch die Arten und Unterarten dieser Fische. Der Regensburger Forscher Professor Dr. Bernd Kramer vom Institut für Zoologie hat nun Licht ins Dunkel gebracht. Dazu untersuchte er in Zusammenarbeit mit südafrikanischen Kollegen und dem South African Institute for Aquatic Biodiversity (SAIAB) das Vorkommen des Papageifisches Cyphomyrus discorhynchus im Flusssystem des Sambesi. Er konnte aufzuzeigen, dass im Ober- und Unterlauf des Sambesi keine einheitliche, sondern zwei verschiedene Papageifisch-Arten leben. Als deutliche Grenzlinie für das Vorkommen der beiden Fischgruppen traten dabei die Viktoriafälle und die damit verbundenen unterschiedlichen Lebensräume hervor.

Die Sambesi-Papageifische gehören zur Familie der Mormyriden, die nur in Süßwasserhabitaten in Afrika zu finden sind. Sie zeichnen sich durch schwachelektrische Organe aus, die der Orientierung in der Umgebung sowie zur Kommunikation mit Artgenossen dienen. Die Forschergruppe um Kramer sammelte 134 Exemplare in den Bereichen oberhalb und unterhalb der Wasserfälle. Dabei stellten sie anatomische Abweichungen zwischen den beiden Fischgruppen fest. Während sich der Sambesi-Papageifisch aus den Wasserläufen unterhalb der Viktoriafälle durch eine lange Rückenflosse und deren 33 bis 34 Flossenstrahlen auszeichnet, konnte bei den Exemplaren oberhalb der Wasserfälle eine kürzere Rückenflosse mit nur 30 bis 31 Flossenstrahlen nachgewiesen werden. Auch in der Länge der abgegebenen elektrischen Impulse unterschieden sich die beiden Fischgruppen. Die Forscher gaben dem Sambesi-Papageifisch mit der geringeren Anzahl an Flossenstrahlen den Namen Cyphomyrus cubangoensis, bzw. Oberer Sambesi-Papageifisch. Als Grund für die anatomischen Unterschiede konnten die Forscher die verschiedenen Habitate im Verlauf des Sambesi nachweisen, im Falle des Oberen Sambesi-Papageifisches beispielsweise den sogenannten Reservoir-Abschnitt des Flusses mit seinen Überschwemmungsebenen und ruhigerem Wasserverlauf.

Unterschiede in den Lebensräumen lassen sich jedoch nicht nur zwischen den Bereichen oberhalb und unterhalb der Viktoriafälle erkennen. Unterhalb der Wasserfälle zeichnet sich der Sambesi durch Wasserfälle, reißende Canyons, Stromschnellen sowie auch ruhigere Abschnitte und ein weitläufiges Delta am Indischen Ozean aus. Dies führt zu innerartlichen Unterschieden in der Gruppe des Unteren Sambesi-Papageifisches (C. discorhynchus).Damit konnte Kramer auch die bisherige Annahme, es handle sich bei Cyphomyrus discorhynchus über die gesamte Länge des Sambesi hinweg um eine gleichförmige Art, widerlegen.

Das Projekt wurde durch die Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht. Die Ergebnisse wurden vor kurzem in der renommierten Fachzeitschrift "Journal of Natural History" veröffentlicht
(DOI: 10.1080/00222933.2011.597945).

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution87


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 25.10.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2011