Schattenblick →INFOPOOL →NATURWISSENSCHAFTEN → PHYSIK

ASTRO/154: Göttinger Astrophysiker entwickeln europäisches Weltraumwetter-Frühwarnsystem (idw)


Georg-August-Universität Göttingen - 11.05.2011

Göttinger Astrophysiker entwickeln europäisches Weltraumwetter-Frühwarnsystem

Wissenschaftler wollen bei Sonnenstürmen Technikausfall auf der Erde vermeiden


(pug) Starke Sonnenstürme können den reibungslosen Betrieb von Technologien auf der Erde beeinträchtigen oder sogar zum Erliegen bringen. Besonders kritisch sind dabei mögliche länger andauernde Stromausfälle oder Störungen der Satellitennavigation und - kommunikation. Wissenschaftler der Universität Göttingen wollen deshalb in den kommenden Jahren einen Prototypen für ein europäisches Weltraumwetter-Frühwarnsystem entwickeln. Das Frühwarnsystem soll speziell den Betrieb von Telekommunikations- und Navigationssystemen auf der Erde sichern. Unter der Leitung des Göttinger Astrophysikers Dr. Volker Bothmer sind Einrichtungen und Unternehmen in Deutschland, Belgien, Norwegen, der Ukraine und den USA beteiligt. Die Europäische Union fördert das Vorhaben mit knapp zwei Millionen Euro. Das Gesamtvolumen des Projekts liegt bei mehr als 2,5 Millionen Euro.

Beobachtung der Entstehung eines Sonnensturms in der Korona am linken Sonnenrand im sichtbaren Spektralbereich (A) und des damit verbundenen 'Sonnen-Tsunamis' auf der Sonnenscheibe im UV-Spektralbereich (B). - Foto: © Guiseppe Nistico, Institut für Astrophysik der Universität Göttingen und Universita della Calabria, Italien

Beobachtung der Entstehung eines Sonnensturms in der Korona am linken
Sonnenrand im sihtbaren Spektralbereich (A) und des damit verbundenen
"Sonnen-Tsunamis" auf der Sonnenscheibe im UV-Spektralbereich (B). Die
zeitgleichen Aufnahmen aus den verschiedenen Perspektiven stammen von
den beiden Satelliten der NASA-STEREO-Mission.
Foto: © Guiseppe Nistico, Institut für Astrophysik der
Universität Göttingen und Universita della Calabria, Italien

Sonnenstürme sind eine Folge extrem schneller Gasausbrüche in der Atmosphäre der Sonne mit Geschwindigkeiten von bis zu zehn Millionen Kilometern pro Stunde. Innerhalb eines Tages können diese Stürme die rund 150 Millionen Kilometer entfernte Erde erreichen, wo sie unter anderem in Form von Polarlichtern sichtbar werden. In den Jahren 2012 und 2013 erwarten die Wissenschaftler ein Maximum an Sonnenaktivität. Um bis dahin den Prototypen eines Frühwarnsystems zu entwickeln, werten sie die Weltraumwetterdaten aktueller Weltraummissionen aus: der STEREO-, SDO- und ACE-Missionen der NASA, der ESA-Mission Proba 2 sowie der internationalen Raumstation ISS. Mithilfe von Modellrechnungen und Computersimulationen wollen sie dann das Eintreffen starker Sonnenstürme und die zu erwartenden Auswirkungen mit größtmöglicher Zuverlässigkeit voraussagen, so dass rechtzeitig Maßnahmen zur Sicherung der gefährdeten Technologien in Europa eingeleitet werden können. Dies geschieht mit zeitlich hochaufgelösten 3D-Kartierungen der Elektronendichteverteilung in der oberen Erdatmosphäre, die die Universität Göttingen zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt online zur Verfügung stellen wird.

Zu den Partnern des Projekts "Advanced Forecast For Ensuring Communications Through Space (AFFECTS)" gehören neben der Universität Göttingen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Neustrelitz, das Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik in Freiburg, die Firma Astrium ST in Friedrichshafen, das Planetarium Hamburg, das Königliche Observatorium für Belgien in Brüssel, das Geophysikalische Institut der Universität Tromsö in Norwegen, das nationale Weltraumforschungsinstitut der Ukraine und das Space Weather Prediction Center der National Oceanic and Atmospheric Administration der USA. Das administrative Projektmanagement wird das EU-Hochschulbüro der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Projektleiter durchführen.

TEC-Bild über Europa: Aus GPS-Messungen rekonstruierte vertikale Gesamtionisation der Ionosphäre (TEC) am 11. Februar 2010 um 9.40 UT. Der entsprechende Fehler in der GPS-Messung ist in der Farbskala ersichtlich. - Foto: © Dr. Norbert Jakowski, DLR

TEC-Bild über Europa: Aus GPS-Messungen rekonstruierte vertikale
Gesamtionisation der Ionosphäre (TEC) am 11. Februar 2010 um 9.40 UT.
Der entsprechende Fehler in der GPS-Messung ist in der Farbskala
ersichtlich.
Foto: © Dr. Norbert Jakowski, DLR


Weitere Informationen unter:
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3865

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution77


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Georg-August-Universität Göttingen, Dr. Bernd Ebeling, 11.05.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2011