Frankfurt University of Applied Sciences - 09.06.2015
Europaweit patentierter Fußgängersensor für Pkw
Professoren entwickeln Ultraschallsensor zur Unterscheidung von Menschen und Gegenständen
Obwohl die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden in den letzten zehn Jahren stark zurückgegangen ist, wurden allein 2014 noch etwa 389.000 Personen durch Unfälle im deutschen Straßenverkehr verletzt, rund 3.350 starben. Ein neues Patent zweier Professoren der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS) soll Abhilfe schaffen: ein Fußgängersensor, der fahrerunabhängig reagiert. Bei ihrer Arbeit am System gingen beide von der Überlegung aus, dass bisherige Neuerungen in puncto Verkehrssicherheit allein dem Schutz des Fahrzeuglenkenden dienten, etwa durch Einbau eines Airbags. Der Schutz des Fußgängers kommt jedoch zu kurz. Das soll sich durch den patentierten Sensor ändern.
Die Personenerkennung, die Prof.Dr. Peter Nauth und Prof. Dr. Andreas
Pech, Professoren am Fachbereich: Informatik und Ingenieurwissenschaften
der Frankfurt UAS, entwickelt haben, arbeitet mit hocheffizienten
Ultraschallsensoren, die unterscheiden, ob es sich um einen Menschen oder
einen Gegenstand handelt, mit dem eine Kollision zu erwarten ist. Dabei
nutzen die Professoren Signale der bereits in einigen Automodellen als
Einparkhilfe installierten Ultraschallsensoren, die durch komplexe
Mustererkennungsverfahren analysiert werden. Diese Verfahren sind die
eigentliche Innovation, denn sie liefern in weniger als einer halben
Sekunde eine Situationsanalyse, durch die die geeigneten Schutzsysteme
aktiviert werden können. Erkennt der Sensor, dass der Aufprall mit einem
anderen Auto bevorsteht, so werden für die Insassen Schutzsysteme wie
Airbags aktiviert. Hat der Sensor einen wahrscheinlichen Unfall mit
Passanten erkannt, muss die Aufprallwucht für diese durch geeignete
Maßnahmen minimiert werden. Dafür sind unterschiedliche Ansätze denkbar.
"Man könnte etwa die Steifigkeit der Karosserie reduzieren", so Pech, der
sich auf die Arbeitsbereiche Datenanalyse und Signalverarbeitung
konzentriert, "oder die Motorklappe stellt sich hoch, um die Aufprallwucht
abzumildern. Auch das Auslösen eines Außenairbags wäre denkbar."
"Die Automobilindustrie ist sehr interessiert und würde den Sensor am liebsten sofort in der Serienproduktion einsetzen", so Nauth, der für die Sensorik zuständig ist. "Noch aber befinden wir uns in der Prototypenphase, in der wir Spezifikationen mit Unternehmen ausloten wollen und müssen. Gegenüber anderen Ansätzen zur Fußgängererkennung, die sich ebenfalls noch im experimentellen Stadium befinden, ist unser System voraussichtlich vergleichsweise günstig und könnte wohl auch zum Einbau in Mittelklassewagen attraktiv sein."
Dem Projekt "Vorrichtung und Verfahren zur Erkennung von Personen" - so der offizielle Name- wurde am 28. Januar 2015 vom europäischen Patentamt in München das europaweit geltende Patent erteilt; es soll auf absehbare Zeit auf die USA und mehrere asiatische Länder übertragen werden. Denn die Einsatzmöglichkeiten sind nicht nur auf Autos beschränkt: Auch in der Brandbekämpfung könnte das Verfahren segensreich wirken. Durch entsprechende Signale ließe sich auch bei starkem Feuer und Rauchentwicklung feststellen, ob sich noch Personen in der Wohnung oder im Haus befinden - eine wesentliche Erleichterung für Rettungskräfte.
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Frankfurt University of Applied Sciences, Sarah Blaß, 09.06.2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juni 2015
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