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MEDIEN/243: 25 Jahre "Behinderung und internationale Entwicklung" - Gabriele Weigt im Gespräch (bezev)


Behinderung und internationale Entwicklung 3/2014

Interview mit Gabriele Weigt zum 25-jährigen Bestehen der Zeitschrift



Wir haben Gabriele Weigt, der Geschäftsführerin von bezev und Mitbegründerin der Zeitschrift, einige Fragen gestellt und einen spannenden Einblick in die Entstehung und Entwicklung der Zeitschrift erhalten. Lesen Sie selbst:

Wie kam es zur Entstehung der Zeitschrift?

Die Zeitschrift ist 1990 als Rundbrief Behinderung und Dritte Welt gestartet und wurde von der damals existierenden Bundesarbeitsgemein schaft Behinderung und Dritte Welt herausgegeben. Anlass für diese Initiative war die Situation, dass es im deutschsprachigen Raum kaum Informationen über die Situation von Menschen mit Behinderung in den so genannten Entwicklungsländern gab. Auch war eine Fachliteratur de facto nicht existent. Um diesem Missstand zu begegnen, kam der Vorschlag von Geert Freyhoff, der zum damaligen Zeitpunkt bei der Bundesvereinigung Lebenshilfe arbeitete, einen Rundbrief zu erstellen, um die Öffentlichkeit über Menschen mit Behinderung in Entwicklungsländern zu informieren. In der allgemeinen Öffentlichkeit gab es zu diesem Zeitpunkt wenige Informationen über dieses Thema, aber auch in der entwicklungspolitischen und behinderungsspezifischen Fachpresse spielte es kaum eine Rolle.

Welche inhaltlichen Trends haben sich im Laufe der Zeit abgezeichnet? Gibt es ein Dauerthema?

Während es zu Beginn darum ging, überhaupt Informationen zum Thema in die Öffentlichkeit zu bringen, so entwickelte sich der Rundbrief relativ schnell zu einer Zeitschrift, die dann auch recht bald schwerpunktbezogene Hefte veröffentlichte. In den Anfängen ging es zunächst darum, Aspekte und Fragestellungen zu thematisieren, die für Menschen mit Behinderung in Entwicklungsländern von Bedeutung sind. So gab es zum Beispiel begleitend zu den jeweiligen Schwerpunktthemen verschiedene Schwerpunktserien, die sich zum Beispiel mit dem Thema Behinderung in verschiedenen Religionen oder Behinderung in verschiedenen Kulturen befassten. Entwicklungspolitische Fragestellungen spielten durchgängig eine Rolle, wenngleich dieser Akzent im Verlauf wichtiger geworden ist. Eine bedeutende Rolle spielt dabei die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, die 2008 in Kraft trat und zwei internationale Artikel (Art. 11 Humanitäre Notsituationen; Art. 32 Internationale Zusammenarbeit) beinhaltet. Daher liegt seit dem Inkrafttreten der UN-Konvention ein vermehrter Schwerpunkt auf der kritischen Begleitung der Umsetzung in der internationalen Zusammenarbeit.

Woher kommen die meisten Beiträge?

Die meisten Beiträge kommen aus dem Ausland mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Afrika, Asien und Lateinamerika. Andere Beiträge kommen aus Nordamerika oder Europa von AutorInnen, die dann meistens bei internationalen oder multilateralen Organisationen arbeiten. In der Regel arbeiten die AutorInnen als MitarbeiterInnen bei Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, angefangen von kleinen Nichtregierungsorganisationen bis hin zu MitarbeiterInnen von großen multilateralen Organisationen, wie z.B. der Weltbank. Wir erhalten aber auch Beiträge von Personen, die beruflich anders ange bunden sind und sich mit diesen Fragen beschäftigen. Aus dem wissenschaftlichen Bereich gibt es zunehmend Beiträge, die über Ergebnisse von Forschungsprojekten berichten. Die Forschungsaktivitäten in Bezug auf die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen im Globalen Süden haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, was sich auch in der Zeitschrift abbildet.

Welchen Beitrag leistet die Zeitschrift Ihrer Ansicht nach für die Themen und Diskurse im In- und Ausland?

Die Zeitschrift ist im deutschsprachigen Bereich nach wie vor die einzige Fachzeitschrift, die sich dem Thema Behinderung und Entwicklung widmet. Auf der internationalen Ebene gehört sie zu den wenigen Fachzeitschriften in dem Themenfeld, die es überhaupt gibt. Mit ihrer Ausrichtung auf eine kritische Begleitung der Umsetzung der UN-Konvention aber auch der Thematisierung und dem Aufgreifen von vernachlässigten Fragestellungen Menschen mit Behinderung betreffend, schließt sie eine Lücke in der entwicklungspolitischen Fachpresse.

In welchen Ländern ist die Zeitschrift bekannt? Welche Länder stehen besonders im Fokus der Artikel?

Die Zeitschrift wird überwiegend an Leserinnen und Leser aus Deutschland versandt. Sie wird aber auch in Österreich, der Schweiz, Großbritannien, Belgien, Niederlande, Portugal, Osteuropa, USA, Vietnam, Jemen und Indien gelesen. Im Fokus der Artikel stehen überwiegend die Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Darüber hinaus wird die Online-Ausgabe der Zeitschrift weltweit gelesen, zum Beispiel gibt es viele Zugriffe aus lateinamerikanischen Ländern.

Wie geht es in der Zukunft mit der Zeitschrift weiter? Gibt es neue Ideen?

Wie auch in der Vergangenheit bemüht sich die aktuelle Redaktionsgruppe um eine stetige inhaltliche Weiterentwicklung der Zeitschrift. Inhaltlich wird es im kommenden Jahr sicherlich eine neue Akzentuierung geben, wenn die Nachfolgeagenda der Millenniumsentwicklungsziele verabschiedet werden wird, die als eine globale Nachhaltigkeitsagenda Nachhaltigkeits- und Entwicklungsfragen in einer Agenda vereint und sich nicht nur auf den Globalen Süden fokussiert, sondern alle Länder in den Blick und die Verantwortung nimmt. Daneben soll das Layout eine Auffrischung erfahren, um weitere Leserinnen und Leser zu gewinnen.


Das Interview führten Christine Bruker und Isabella Bertmann.

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Quelle:
Behinderung und internationale Entwicklung
25. Jahrgang, Ausgabe 3/2014, S. 21-21
Schwerpunkt: Physische Barrierefreiheit
Redaktionsgruppe: Isabella Bertmann, Christine Bruker,
Jana Offergeld, Prof. Dr. Sabine Schäper, Gabriele Weigt
Schriftleitung: Gabriele Weigt
Anschrift: Wandastr. 9, 45136 Essen
Tel.: +49 (0)201/17 89 123, Fax: +49 (0)201/17 89 026
E-Mail: info@inie-inid.org
Internet: www.zbdw.de
 
Für blinde und sehbehinderte Menschen ist die Zeitschrift im Internet
erhältlich unter www.zbdw.de
 
Die Zeitschrift Behinderung und internationale Entwicklung ist eine
Publikation des Instituts für inklusive Entwicklung. Das Institut
wird getragen von Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V. .


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Dezember 2014


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