Schattenblick → INFOPOOL → PARLAMENT → FAKTEN


PRESSEKONFERENZ/1633: Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidentin Islands, Katrín Jakobsdóttir, 19.03.2018 (BPA)


Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Im Wortlaut
Mitschrift der Pressekonferenz im Bundeskanzleramt - Montag, 19. März 2018
Pressestatements von Bundeskanzlerin Merkel und der Ministerpräsidentin Islands, Katrín Jakobsdóttir

(Die Protokollierung des fremdsprachlichen Teils erfolgte anhand der Simultandolmetschung)


BK'in Merkel: Meine Damen und Herren, ich freue mich, dass die Ministerpräsidentin Islands, Frau Katrín Jakobsdóttir, heute bei uns ist. Ich begrüße sie ganz herzlich, denn die Beziehungen zwischen Deutschland und Island stehen nicht jeden Tag im Rampenlicht, aber sie sind sehr freundschaftlich. Deshalb ist es schön, Sie zum ersten Mal hier begrüßen zu können.

Island feiert den 100. Jahrestag seiner Souveränität, und insofern sind wir froh, dass die Ministerpräsidentin uns anlässlich dieses Tages auch besucht. Wir haben gerade darüber gesprochen: In diesem Jahr begehen wir in Deutschland den 100. Jahrestag der Einführung des Frauenwahlrechts, den Island seinerseits schon vor einigen Jahren begehen konnte.

Die vertrauensvollen Beziehungen zwischen unseren Ländern sind länger und älter, als wir es manchmal wissen: Die Handelsbeziehungen gehen bis auf die Hansezeit zurück. Der erste isländische Bischof wurde auch in Deutschland geweiht, der bayerische Staatsrechtler Konrad Maurer unterstützte bereits im 19. Jahrhundert die isländischen Unabhängigkeitsbestrebungen, und der Ring der Nibelungen von Richard Wagner besteht zu einem nicht unerheblichen Teil aus der isländischen Edda-Saga - es gibt also viele Beziehungen kultureller Art. 2019 jährt sich auch der 70. Jahrestag der Ankunft der deutschen Frauen in Island. Es ist etwas in Vergessenheit geraten, dass gerade deutsche Frauen die größte Einwanderungsgruppe in Island waren.

Heute fahren etwa 2 Millionen Touristen pro Jahr aus Deutschland auf die Insel, erfreuen sich an der unglaublichen Schönheit - von der ich mir allerdings noch kein Bild machen konnte - und erleben die isländische Gastfreundschaft. Touristen aus Deutschland belegen immerhin den dritten Platz in Island. Dabei hat sich die Schengen-Mitgliedschaft Islands als ein großer Vorteil erwiesen. Natürlich wissen wir auch, dass viele Isländer auch im Handball und im Fußball zur Belebung der deutschen Sportszene beitragen. Davon haben wir auch schon profitiert.

Interessant ist, dass trotz der Tatsache, dass wir als Partner etwas ungleiche Größen haben, der Handel zwischen unseren Ländern doch sehr intensiv ist. Das ist sicherlich auch dem Sachverhalt zugute zu halten, dass Island zum EWR, also zum Europäischen Wirtschaftsraum, gehört. Es freut uns natürlich sehr, dass Island jetzt auch seine Finanz- und Wirtschaftskrise, die das Land ja sehr, sehr hart getroffen hatte, überwinden konnte.

Darüber hinaus sind wir sicherheitspolitische Partner in der NATO und auch dadurch verbunden.

Noch einmal ganz herzlich willkommen! Ich freue mich, dass wir die Gelegenheit zum Gespräch haben.

MP'in Jakobsdóttir: Herzlich Dank, Frau Bundeskanzlerin! Es ist traurig, dass ich Ihre wunderschöne Sprache nicht sprechen kann, aber ich freue mich sehr, dass ich heute hier bin. Ich freue mich sehr, dass ich heute in Berlin bin, einer großartigen Stadt, die natürlich auch junge Isländer sehr anzieht, die gern hierher kommen und sich hier auch für ihre kreative Arbeit Anregungen suchen.

Die Isländer sind mit den Deutschen schon seit Jahren auf hervorragende Weise in den unterschiedlichsten Bereichen verbunden. Wir teilen die gleichen Werte, wir teilen Demokratie, wir teilen die Verpflichtungen für die Rechtsstaatlichkeit. Wir fühlen uns den Prinzipien der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und auch der Stärkung der Rolle der Frau sehr verpflichtet. Ich werde heute später noch an einer Konferenz der nordischen Botschaften über Gleichberechtigung teilnehmen. Das ist in den letzten Jahren eines der Schlüsselthemen in der isländischen Politik geworden. Das ist eine sehr interessante Entwicklung.

Die Freundschaft zwischen unseren beiden Staaten gründet sich auf das Gefühl der Solidarität, aber auch der Zusammenarbeit in vielen der Bereiche, die sich heute als sehr komplexe Problembereiche darstellen, wie die Bundeskanzlerin schon gesagt hat. Zusammenarbeit haben wir schon seit sehr langer Zeit. Ich habe an der Universität isländische Literatur studiert und kenne also auch die kulturellen Beziehungen, die von sehr langer Dauer sind und vor allen Dingen natürlich auch im Bereich der Literatur schon eine große Tradition haben. 2011 waren wir Gastland der Frankfurter Buchmesse. Das hat für uns eine große Rolle gespielt, da wir uns auch als kulturelle Nation verstehen.

Wir werden sicherlich über alle diese Themen sprechen, wenn wir uns oben treffen, natürlich auch über die großen europäischen Themen. Island ist Teil des Europäischen Wirtschaftsraumes. Das ist für uns eine sehr wichtige Sache, seit wir vor 25 Jahren dem EWR beigetreten sind. Wir teilen natürlich auch die gleichen Herausforderungen und Probleme, was zum Beispiel Migration und Flüchtlinge und all diese verschiedenen, für Europa sehr wichtigen Fragen angeht.

Ich werde später, wie gesagt, in den nordischen Botschaften über die Gleichberechtigung sprechen und freue mich sehr, dass die Bundeskanzlerin auch den hundertsten Jahrestag der Erlangung der isländischen Souveränität erwähnt hat. Wir haben 1918 unsere Souveränität erklärt. Dieses Jahr feiern wir. So ein kleines Land - 330 Menschen. Aber diese Unabhängigkeit ist für uns eine ganz wichtige Sache. Dieses Jubeljahr wollen wir vor allen Dingen durch die Unterstützung von zwei Botschaften besonders begehen. Eine davon ist die Botschaft hier; denn wir wissen die Beziehung zu Ihnen sehr zu schätzen.

Ich habe noch eine Botschaft der Schüler einer Sekundarschule, die am Erasmusprogramm teilgenommen haben und hier waren. Sie haben sich mit Ihnen getroffen und über erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit gesprochen. Sie haben Sie nach Island eingeladen und zu mir gesagt: Katrín, du musst Frau Merkel daran erinnern, dass wir sie eingeladen haben. - Ich fände es wunderbar, wenn Sie kommen und dann vielleicht mit mir in der isländischen Natur wandern gingen. Sie sind also jederzeit willkommen.

BK'in Merkel: Danke schön, das ist eine Versuchung.

Montag, 19. März 2018

*

Quelle:
Pressekonferenz im Bundeskanzleramt - Montag, 19. März 2018
Pressestatements von Bundeskanzlerin Merkel und der
Ministerpräsidentin Islands, Katrín Jakobsdóttir
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2018/03/2018-03-19-statements-merkel-jakobsdottir.html
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Dorotheenstr. 84, 10117 Berlin
Telefon: 030 18 272-0, Fax: 030 18 10 272-25 55
E-Mail: internetpost@bpa.bund.de
Internet: www.bundesregierung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang