Schattenblick →INFOPOOL →PARLAMENT → LANDESPARLAMENTE

BAYERN/2991: Organspendeaffäre - Warum wurde Ministerium nicht früher aktiv? (SPD)


Pressemitteilung der SPD-Landtagsfraktion vom 02.08.2012

Organspendeaffäre nun auch an Regensburger Uni-Klinik: Warum wurde Ministerium nicht früher aktiv?

Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar: War Wissenschaftsministerium zu gutgläubig? Hätten bei früheren Konsequenzen Göttinger Fälle sogar verhindert werden können?



Die SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar ist fassungslos über die Organspenden-Manipulation auch am Regensburger Uni-Klinikum und fordert eine schnelle, akribische Aufklärung mit den notwendigen strafrechtlichen Konsequenzen. "Es ist zu befürchten, dass die Affäre großen Schaden für die Organspende insgesamt verursacht", beklagt Dittmar, die selbst Ärztin ist. Gleichzeitig fragt die SPD-Landtagsabgeordnete, die bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Organspendeskandals am Göttinger Uni-Klinikum eine Schriftliche Anfrage an die Staatsregierung gestellt hatte, warum in München das für das Regensburger Uni-Klinikum zuständige Wissenschaftsministerium nicht schon früher aktiv wurde und stärkere Transparenz einforderte.

Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums besteht der Verdacht, dass in dem Regensburger Klinikum in den Jahren 2004 bis 2006 in 23 Fällen die Krankendaten bei Lebertransplantationen manipuliert wurden. Dittmar: "Wenn man diesen Arzt bereits früher im Visier hatte, stellt sich schon die Frage, warum man dann nicht einen schärferen Blick auf die Vorgänge geworfen hat. Warum hat sich das Ministerium dann offensichtlich mit einer Erklärung der Universität Regensburg zufrieden gegeben, obwohl doch kriminelle Machenschaften im Verdacht standen? Da frage ich mich, ob man seitens des Münchner Ministeriums nicht etwas blind oder gutgläubig war. Angesichts deratig gravierender Vorwürfe müssen doch in einem Ministerium die Alarmglocken schrillen."

Es sei jetzt dringend aufzuklären, warum die zuständigen bayerischen Stellen oder auch die Ärztekammer damals in der Zeit 2004-06 so zurückhaltend reagierten, so die Gesundheitsexpertin. "Die jetzigen Geschehnisse, durch die eventuell Menschen, die eigentlich das Organ dringender benötigt hätten, gestorben sind, hätten mit damaligen Konsequenzen vermieden werden können", so Dittmar. "Umso wichtiger ist es jetzt, mit klaren rechtlichen Schritten und transparenter Aufklärung eventuell aufkeimendes Misstrauen gegenüber der deutschen Organspendekultur zu vermeiden!"

Im Organspende-Skandal im Regensburger Universitätsklinikum ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Das Klinikum hat Strafanzeige gegen einen nicht namentlich genannten Oberarzt gestellt, nachdem hausinterne Überprüfungen Hinweise auf Manipulationen bei Lebertransplantationen ergaben. Der Fall war ins Rollen gekommen, nachdem ein Oberarzt im Göttinger Uni-Klinikum in den Jahren 2010/11 die Daten von Patienten, die auf der Warteliste für Spenderorgane stehen, manipuliert haben soll. Dieser Mediziner hatte zuvor von 2003 bis 2008 am Regensburger Klinikum gearbeitet und war dort ebenfalls für Transplantationen zuständig gewesen.

*

Quelle:
Pressestelle der BayernSPD-Landtagsfraktion
Bayerischer Landtag
Maximilianeum, 81627 München
Telefon: 089/4126 2347, Fax: 089/41 26-11 68
E-Mail: pressestelle@bayernspd-landtag.de
Internet: www.spd-landtag.de, www.bayern.landtag.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. August 2012