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HAMBURG/2107: Starker Anstieg von Leiharbeit in Hamburger Kindertagesstätten (Die Linke)


Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft
Presseerklärung vom 11. Juli 2012

Starker Anstieg von Leiharbeit in Hamburger Kindertagesstätten: keine Lösung für Fachkräftemangel



Leiharbeit schränkt nicht nur die Würde der Beschäftigten ein, sondern vermindert darüber hinaus die Qualität frühkindlicher Bildung. Denn Leiharbeit nimmt auch in Kindergärten zu: Aus einer Anfrage der Bundestagsfraktion DIE LINKE geht hervor, dass die Zahl der pädagogischen Fachkräfte, die bei Leiharbeitsunternehmen angestellt waren, in Hamburg von 607 im Jahr 2009 auf 708 im Jahr 2011 gestiegen ist. Das bedeutet für Hamburg eine Steigerung von fast 20%. Bundesweit ist die Zahl im selben Zeitraum von 5664 auf 7338 gestiegen, das ist eine Zunahme von rund 30%.

Auch der Hamburger Senat räumt ein, dass Leiharbeit keine angemessene Lösung ist: "Leiharbeit ist aus Sicht des Senats kein geeignetes Instrument, den generellen Bedarf an pädagogischen Fachkräften zu decken." Das geht aus der Antwort des Senats auf eine weitere Anfrage hervor, die die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft gestellt hat (Drs. 20/4600, siehe Anlage). In Hamburg waren zum 1. März 2011 insgesamt 10.080 Personen mit pädagogischen Berufsabschlüssen in den Hamburger Kindertageseinrichtungen (ohne Einrichtungsleitungen) beschäftigt.

Wo und in welchem Umfang LeiharbeiterInnen genau eingesetzt werden, darüber konnte der Senat keine Auskunft geben. Nur die Arbeiterwohlfahrt dokumentiert den Einsatz von LeiharbeiterInnen: 53 mit einer durchschnittlichen Einsatzdauer von 48 Tagen. Die Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten setzt bislang keine LeiharbeiterInnen ein. Künftig ist damit jedoch zu rechnen: "Mit dem Betriebsrat ist eine Betriebsvereinbarung zum Einsatz von Leiharbeit prospektiv vereinbart. Ziel ist es, bei nicht vorhersehbaren Personalengpässen (z.B. plötzliche Krankheit) kurzfristig Abhilfe schaffen zu können . ". Zudem sind 406 MitarbeiterInnen bei der Vereinigung befristet beschäftigt.

"Kinder brauchen feste Bezugspersonen, Eltern brauchen feste Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnerpartner. Sie setzen Vertrauen in die Kindertageseinrichtung und die dort tätigen pädagogischen Fachkräfte. Beschäftigte brauchen gute Arbeitsbedingungen und gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit. Besonders in der frühkindlichen Bildung ist es notwendig, Kindern langfristig qualifizierte Bezugspersonen zur Seite zu stellen. Leiharbeit schränkt nicht nur die Würde der Beschäftigten ein, sondern vermindert darüber hinaus die Qualität frühkindlicher Bildung", erklärt Tim Golke, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE.

Neben den qualitätsmindernden Aspekten der Leiharbeit bleibt die Frage, woher die Leiharbeitsfirmen angesichts des leergefegten Arbeitsmarktes (siehe Anlage zur Anfrage) überhaupt Fachkräfte hernehmen wollen.

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Quelle:
Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft
Presseerklärung vom 11. Juli 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2012