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SCHLESWIG-HOLSTEIN/1952: Unterricht mit Tablet-PCs, Apps und YouTube-Filmen (Landtag)


Der Landtag Schleswig-Holstein
Parlamentszeitung Nr. 03 - März 2013

"Tag des digitalen Lernens"
Unterricht mit Tablet-PCs, Apps und YouTube-Filmen



Notebook, Tablet-PC und Smartphone im Unterricht: Einigen Lehrkräften macht das Angst, manche wollen es verhindern. Der Bildungsausschuss wollte dagegen wissen, wie sich die digitalen Hilfsmittel für das Lernen der Zukunft sinnvoll nutzen lassen - auch als Basis für zukünftige politische Entscheidungen. Denn noch fehlen anerkannte Konzepte dafür


Es geht nicht darum, dass wir mehr Technik im Klassenraum haben. Es geht darum, wie digitale Möglichkeiten das Lernen verändern können", sagte Anke Erdmann, die Vorsitzende des Bildungsausschusses, am "Tag des digitalen Lernens" im Landeshaus. Vor mehr als 100 Teilnehmern machte sie klar: "Ein Whiteboard und ein Beamer machen noch kein digitales Lernen aus."

Ein wichtiger Punkt sei, dass die neue Technik heute praktisch bereits "über die Hosentasche in die Schule" gelange, hebt Diplom-Pädagoge Jöran Muuß-Merholz hervor. "Wir sollten deshalb nicht mehr in Debatten verharren, wie wir internetfähige Smartphones geschickt verbieten können. Sie sind längst da", sagt der Referent, der in der Erwachsenenbildung den Umgang mit digitalen Medien lehrt. So würden sich Schüler zu Hause für Schularbeiten und Teamprojekte vernetzen oder sich YouTube-Filme ansehen, die Matheaufgaben erklären. In vielen europäischen Ländern wie Portugal oder in ganz Südamerika würden Schulen diese Möglichkeiten längst nutzen, in Deutschland dagegen kaum.

Dass digitales Lernen dort längst Alltag ist, wo es nicht anders geht, zeigte Jens Lemke vom Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH): Von Kiel aus hat der Englischlehrer per Internet 14 Schüler auf den Halligen Hooge, Langeness, Oland und Nordstrandischmoor unterrichtet. Eine Lernplattform, ein Web-Konferenzprogramm und eine Mediathek mit 14.000 Dateien ermöglichten heute bereits Prüfungen. Außerdem könnten die Hallig-Schüler sogar mit britischen und US-amerikanischen Schülern an Projekten arbeiten. "Die Technik muss aber immer der Didaktik folgen und nicht Selbstzweck sein", betont Lemke.

Unterricht mit Tablet-PCs, mit Apps und YouTube-Filmen, das ist am Hamburger Kurt-Körber-Gymnasium bereits Realität. Dort hat die Schule versuchsweise rund 120 Tablets ausgegeben, mit denen die Oberstufenschüler Matheprogramme zur Hilfe nehmen, Musik komponieren oder Texte bearbeiten. Diese neue Art des Lernens stellten die Schüler den Ausschussmitgliedern und Gästen vor.

"Als Abgeordnete dürfen wir die beginnende Entwicklung an unseren Schulen nicht verschlafen", sagte die Vorsitzende des Bildungsausschusses abschließend. Einigkeit unter den Teilnehmern herrschte darüber: Vom digitalen Lernen sind viele Schulen in Schleswig-Holstein trotz dieser technischen Möglichkeiten noch weit entfernt - auch weil vielerorts die Internetverbindungen noch viel zu langsam sind. In großen Teilen des Landes fehlen nach IQSH-Angaben die notwendigen, leistungsfähigen Breitbandanschlüsse; 20 Schulen in Schleswig-Holstein hätten sogar nur lahme ISDN-Verbindungen.

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Quelle:
Der Landtag Schleswig-Holstein, Nr. 03 im März 2013, S. 13
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2013