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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2176: Viele Lehrer leiden unter Stress im Klassenzimmer (Der Landtag)


Der Landtag - Nr. 03 / September 2017
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Viele Lehrer leiden unter Stress im Klassenzimmer


Der Landtag will Schleswig-Holsteins gestresste Lehrer entlasten. Die Koalition will zunächst die Pädagogen im Lande befragen, Experten sollen dann im kommenden Jahr ein "Konzept zur Verbesserung des Gesundheitsmanagements" erstellen.


Grund für die Sorge: Die Belastung steigt seit Jahren. Lehrer müssen mit unterschiedlich begabten Kindern klarkommen, die Digitalisierung managen, die Inklusion behinderter Schüler stemmen und Jungen und Mädchen mit ausländischen Wurzeln integrieren. Hinzu kommen "administrative Aufgaben", wie Konferenzen und Elterngespräche, so Bildungsministerin Karin Prien (CDU). "Jeder fünfte Lehrer denkt an eine Frühpensionierung", verwies Anita Klahn (FDP) auf eine aktuelle Studie. "Das ist mehr als ein Alarmsignal." Tobias Loose (CDU) verwies auf den Lärm im Klassenzimmer und das manchmal gestörte Betriebsklima: "Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer sind nicht immer nett." Als Lösungsansätze nannte Ines Strehlau (Grüne) mehr Teamarbeit, Entlastung bei Verwaltungsaufgaben oder eine bessere Ausstattung der Arbeitsplätze.

Das Vorhaben der Koalition stieß im Grundsatz auch bei den Oppositionsfraktionen auf Zustimmung. Umstritten war lediglich, wann das Gesundheitskonzept vorliegen soll. SPD und SSW schlugen vor, das stressige Ende des Schuljahres abzuwarten. Entsprechend würde es bis 2019 dauern, um die Bestandsaufnahme zu erstellen. Kai Vogel (SPD) warf dem Jamaika-Bündnis einen "unnötigen Schnellschuss" vor. Die "Belastungsveränderungen im Laufe des Schuljahres", etwa die Zeugniskonferenzen und Abschlussprüfungen im Frühjahr, blende die Koalition aus. Das Ergebnis der Lehrerbefragung sei bereits absehbar, meinte Jette Waldinger-Thiering (SSW). Die Pädagogen würden voraussichtlich mehr Personal an den Schulen fordern. "Wir hoffen sehr, dass die Landesregierung dann die richtigen Schlüsse zieht", so Waldinger-Thiering.

Frank Brodehl (AfD) hielt es ebenfalls für "realistischer", mehr Zeit für das Konzept einzuplanen. Als Mittel gegen Lehrer-Stress forderte er "einen Verzicht auf permanente Schulreformen und ständig neue Erlasse".


LEHRER UND GESUNDHEIT

Mehrere aktuelle Studien beschreiben die Arbeitsbelastung der Lehrer.

  • Laut dem Verband Bildung und Erziehung betrachtet knapp die Hälfte der Lehrer die gestiegene Zahl an internen Konferenzen und Besprechungen als Stressursache.
  • Das Deutsche Ärzteblatt weist darauf hin, dass psychische und psychosomatische Erkrankungen bei Lehrkräften sehr viel häufiger vorkommen als bei anderen Berufsgruppen. Zu den Symptomen gehören Erschöpfung, Müdigkeit und Kopfschmerzen.
  • Der Philologenverband streicht heraus, dass die Arbeitszeit von Lehrern - Unterricht, Vorbereitung, Korrekturen, Konferenzen und Gespräche - erheblich über dem Durchschnitt der Landesbeamten liege: um 215 Stunden pro Jahr.
  • Die Technische Universität München hat herausgefunden, dass 40 Prozent der Grundschullehrer dauerhaft erschöpft sind. 25 Prozent leiden häufig unter Nacken- oder Rückenschmerzen, 17 Prozent haben Schlafstörungen.

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 03 / September 2017, S. 7
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2017

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