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INNEN/2289: Sigmar Gabriel zum Tod von Georg Leber


SPD-Pressemitteilung 271/12 vom 22. August 2012

Sigmar Gabriel zum Tod von Georg Leber

Am 21. August ist der ehemalige Bundesminister Georg Leber im Alter von 91 Jahren verstorben. Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Sigmar Gabriel würdigt ihn mit folgenden Worten:



Die SPD trauert um Georg Leber. Der herausragende Sozialdemokrat und bedeutende Gewerkschafter ist am Dienstag im Alter von 91 Jahren verstorben.

Als Vorsitzender der Baugewerkschaft IG Bau-Steine-Erden hat der gelernte Maurer Georg Leber Anfang der 60er Jahre einen der härtesten Arbeitskämpfe erfolgreich durchgefochten. So entstand ein Tarifvertrag, der Arbeitgeberleistungen für die Vermögensbildung der Arbeitnehmer festlegte. Als geschickter Verhandlungsführer hat er für die Beschäftigten des Baugewerbes etwa bei der Überwindung sozialer Härten durch die saisonale Arbeit oder mit dem Einstieg in die 35-Stunden-Woche enorme Fortschritte erkämpft.

Unter den Kanzlern Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt und Helmut Schmidt hat sich Leber als Bundesminister bleibende Verdienste erworben. Als Bundesverkehrsminister entwickelte er den "Leber-Plan", der die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene vorsah und heftig bekämpft wurde. Aus heutiger Sicht war dies ebenso weitsichtig wie sein Einsatz für die Verkehrssicherheit.

1972 trat Georg Leber für Helmut Schmidt die Nachfolge als Bundesverteidigungsminister an. Ihm ist es zu verdanken, dass zum ersten Mal Frauen in die Bundeswehr aufgenommen wurden. Er war die treibende Kraft einer Modernisierung der Bundeswehrausbildung und der Ausrüstung. Sein Beiname "Soldatenvater" zeigt, dass er dank seiner verbindlichen Art ein hervorragendes Verhältnis zu "seinen" Soldaten hatte.

Zu einem bemerkenswerten wie unerwarteten Rücktritt kam es 1978, als Leber für eine Abhöraktion des Militärischen Abschirmdienstes die politische Verantwortung übernahm und - gegen den Willen Helmut Schmidts - sein Amt niederlegte. Leber entschied sich zu diesem Schritt, obwohl er von dem Lauschangriff keine Kenntnis hatte und sich der Verdacht gegen die Abgehörte als unbegründet erwies. Diese Größe und Selbstlosigkeit verdient heute wie damals Respekt und größte Anerkennung.

Georg Leber hat als offener und verlässlicher Politiker für seine sozialdemokratische Überzeugung gekämpft und sich für den Frieden eingesetzt. Unvergessen auch sein Einsatz für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und für unser Land, dem Georg Leber in drei Regierungen diente.

Georg Leber hat die deutsche Politik über viele Jahre lang geprägt. Er hat stets das Allgemeinwohl und nicht persönliche Befindlichkeiten ins Zentrum seiner Arbeit gestellt. Georg Leber gehört zu den ganz großen politischen Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte. Anerkennung hat er sich über alle Parteigrenzen hinweg erarbeitet. Seinen Einsatz für die soziale Demokratie in Deutschland wird die SPD nie vergessen.

Wir werden Georg Lebers Andenken bewahren.

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Quelle:
SPD-Pressemitteilung 271/12 vom 22. August 2012
Herausgeber: SPD Parteivorstand, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2012