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AFRIKA/1034: Mosambik - Prekäre Ernähungslage (afrika süd)


afrika süd - zeitschrift zum südlichen afrika
Nr. 3, Mai/Juni 2011

Prekäre Ernähungslage

nach IRIN, 11. Mai 2011


Die steigenden Lebensmittel- und Benzinpreise haben Mosambik gezwungen, seinen Haushalt für 2011 um 45 Prozent zu erhöhen, um auch weiterhin Subventionen und Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung finanzieren zu können. Laut Finanzminister Manuel Chang hatte der mosambikanische Haushalt im Februar 2011 eine Deckungslücke von zwei Mrd. US-Dollar. Allein die Stützung der Benzinpreise kostet den Staat monatlich 10 Mio. US-Dollar (sieben Mio. Euro). Ab April 2011 werden die Subventionen für Brot und Benzin langsam herunter gefahren. Dafür erhalten Familien, die weniger als zwei US-Dollar im Monat verdienen - das sind immerhin 90 Prozent der Bevölkerung -, ab Juni 2011 die Möglichkeit, zu ermäßigten Preisen in bestimmten Läden einen Lebensmittelkorb zu erwerben, der u.a. aus Mais, Mehl, Reis, Fisch, Bohnen, Erdnüssen, Speiseöl und Brot besteht. Der Preis des Korbes soll bei 840 Meticais (ca. 28 US-Dollar) liegen. Studenten und Arbeiter erhalten zudem Ausweise für ermäßigte Transportkosten.

Um diese Zusatzkosten aufzubringen, will die Regierung, deren Beamte bereits im zweiten Jahr auf Gehaltserhöhungen verzichten müssen, die Gelder verwenden, die aus den auslaufenden Preisstützungsmaßnahmen frei werden. Zudem hat die Regierung angekündigt, größere Bergbauunternehmen zu besteuern, um ab August 2011 in einer ersten Phase etwa 1,8 Millionen städtische Arme mit Hilfspaketen zu unterstützen. Die restliche Summe soll aus Gebergeldern erbracht werden. Allerdings hatten auch einige Geberländer und -agenturen damit zu kämpfen, ihre Finanzhilfen für den mosambikanischen Haushalt auf der Höhe des Vorjahres zu halten. Die Geber waren zwischen Dezember 2009 und März 2010 in einen "Streik" getreten, um von der Regierung mehr Engagement bei der Wahlrechtsreform und im Kampf gegen Korruption einzufordern.

Nachdem im Februar 2011 bekannt geworden war, dass 37 Prozent der Haushalte sich während der drei mageren Monate vor der Haupterntesaison von nur einer Mahlzeit oder weniger am Tag ernähren müssen, schlug die Regierung Alarm, Prekär bleibt die Ernährungssituation vor allem auf dem Lande. Nach Aussage von Marcela Libombo, die im Katastrophenmanagement des Agrarministeriums tätig ist, haben die Bauern 30 bis 40 Prozent ihrer Feldfrüchte, vor allem Mais, verloren, weil sie diese nicht vom Norden auf die Märkte im Süden bringen konnten und es an Getreidesilos fehlt. "Tatsächlich werden in unseren Nordprovinzen eine Menge Lebensmittel angebaut. Unsere Hauptprobleme sind Lagerung und Transportinfrastruktur."

nach IRIN, 11. Mai 2011


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Quelle:
afrika süd - zeitschrift zum südlichen afrika
39. Jahrgang, Nr. 3, Mai/Juni 2011, S. 28
Herausgeber: informationsstelle südliches afrika e.V. (issa)
Königswinterer Straße 116, 53227 Bonn
Tel.: 0228 / 46 43 69, Fax: 0228 / 46 81 77
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"afrika süd" erscheint mit 6 Heften im Jahr
Jahresabonnement Euro 35,-


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2011