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AFRIKA/1343: Jemen - Tödliche Anschläge auf Helfer gefährden humanitäre Hilfseinsätze (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. September 2015

Jemen: Tödliche Anschläge auf Helfer gefährden humanitäre Hilfseinsätze

von Kanya D'Almeida


NEW YORK(IPS) - Etwa 21 Millionen Jemeniten sind direkt von Kämpfen betroffen, die seit März an Intensität zunehmen. Die Ermordung von zwei einheimischen Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) droht das Elend abermals zu verschärfen. So hat die Hilfsorganisation nach dem Anschlag die Mobilität ihres Personals eingeschränkt.

Die beiden Opfer waren im nördlichen Gouvernement Amran zwischen der Provinz Saad und der jemenitischen Hauptstadt Sanaa unterwegs, als ein Bewaffneter das Feuer auf den Konvoi eröffnete. Einer der Rotkreuz-Mitarbeiter war auf der Stelle tot, ein weiterer erlag wenig später seinen Verletzungen.

Antoine Grand, Leiter der IKRK-Delegation im Jemen, verurteilte "den offensichtlich gezielten Anschlag auf unser Personal auf das Entschiedenste" und drückte den Hinterbliebenen der Opfer sein Mitgefühl aus. "Es ist verfrüht, etwas zu den möglichen Konsequenzen dieses furchtbaren Vorfalls für unsere Arbeit im Jemen zu sagen", fügte er hinzu.

Nicht zum ersten Mal sind Mitarbeiter des IKRK in diesen Monaten ins Visier von Angreifern geraten. Am 25. August überfielen bewaffnete Männer das Büro der Organisation in der südlich gelegenen Hafenstadt Aden und raubten Bargeld, Fahrzeuge und Ausrüstung. Zuvor waren Rotkreuz-Mitarbeiter und Einrichtungen bereits zehn Mal Ziel von Angriffen geworden.

Die Hilfsorganisation versorgt Zivilisten, die bei den Kämpfen zwischen den Huthi-Rebellen und Anhängern des früheren Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi zwischen die Fronten geraten, mit Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten. Hadis Getreue werden von einer Koalition aus arabischen Staaten unter Führung Saudi-Arabiens unterstützt.


Kämpfe in fast allen Provinzen

Die Feindseligkeiten haben sich inzwischen auf 21 der 22 Provinzen des Jemens ausgeweitet. Mehr als 4.500 Menschen wurden bisher getötet. Über 80 Prozent der insgesamt 26,7 Millionen Einwohner des Landes brauchen unbedingt humanitäre Hilfe. Die Luftangriffe der arabischen Allianz werden für die meisten Todesfälle und Zerstörungen verantwortlich gemacht. Amnesty International zufolge sind beiden Seiten Kriegsverbrechen anzulasten.

UN-Organisationen und humanitäre Gruppen schaffen es vor allem seit der Bombardierung von Aden am 20. August kaum noch, die Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen. Über den Hafen der Stadt kommt ein großer Teil der Hilfsgüter ins Land.

Weite Teile des Jemens sind aufgrund des Konflikts nicht mehr zugänglich. Nach dem Überfall vom 25. August war das IKRK gezwungen, seine Mitarbeiter aus Aden an andere Orte zu bringen.

Solche Einschränkungen bei der Hilfszuteilung bringen viele Menschen in Gefahr, die bei der Versorgung mit Lebensmitteln, Treibstoff, Unterkünften und Medikamenten fast vollständig auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft angewiesen sind. Die Nahrungsversorgung von etwa zwölf Millionen Menschen ist unsicher. 20 Millionen Jemeniten haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. (Ende/IPS/ck/03.09.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/09/killing-of-aid-workers-threatens-humanitarian-response-in-yemen/

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IPS-Tagesdienst vom 3. September 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. September 2015

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