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AFRIKA/846: Südliches Afrika - Frauen nach wie vor vom Big Business ausgeschlossen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. August 2010

Südliches Afrika: Big Business - Frauen nach wie vor ausgeschlossen

Von Servaas van den Bosch


Windhuk, 20. August (IPS) - Die Entwicklungsgemeinschaft Südliches Afrika hat sich zum Ziel gesetzt, Frauen den Weg ins Geschäftsleben zu ebnen. Doch im realen Leben laufen die Bemühungen um mehr Gleichberechtigung oft ins Leere. Das bestätigten Ausstellerinnen auf der SADC-Handelsmesse für Unternehmerinnen in der namibischen Hauptstadt Windhuk und forderten vor allem Erleichterungen bei der Abwicklung des grenzüberschreitenden Handels.

Frauen der Region, das sollten auch die Stände auf der Messe in Windhuk vom 12. bis 18. August bestätigten, handeln vor allem mit Schmuck, Kleidung und Kosmetika - und meist im kleinen Stil. Gewinnbringende Geschäfte sind in der Regel den Männern vorbehalten. Diese Tatsache spiegelt nach Ansicht der sambischen Händlerin Angelica Rumsey die auf dem schwarzen Kontinent das weit verbreitete Vorurteilt wider, dass Frauen für Big Buisiness ungeeignet sind.

"Ziel muss sein, dafür zu sorgen, dass Frauen den Sprung vom Kleinhandel ins Mainstream-Geschäft schaffen", sagte Sirkka Ausiku, Staatssekretärin im namibischen Frauenministerium. Frauen könnten beispielsweise eine größere Rolle im Bergbau und im Tourismus spielen.

Die Simbabwerin Gugu Usumani gehört dem SADC-Zusammenschluss 'Frauen im Bergbau' der SADC an. Sie ist fest davon überzeugt, dass die Expansionschancen für Unternehmen gerade in diesem Bergbaubereich günstig sind. Davon könnten auch die Frauen profitieren, würde man ihnen nicht so viele Steine in den Weg legen.

"In Simbabwe werden sie gerade von staatlicher Seite viel eher behindert. Für sie ist der Handel etwa mit Diamanten deshalb besonders schwierig", sagte Usumani. "Auch treten Schwierigkeiten bei der Beschaffung der notwendigen Maschinen auf, die sie zum Abbau, Schneiden und Schleifen der Edelsteine benötigen. Dennoch wäre der Bergbau gerade für Frauen aus den ländlichen Gebieten, in denen Verdienstmöglichkeiten begrenzt sind, eine gute Option."

Rund 300 Ausstellerinnen aus 14 SADC-Staaten - Madagaskar ist nach aus dem Staatenbund ausgeschlossen - hatten die Gelegenheit genutzt, um sich mit ihren Unternehmen in Windhuk vorzustellen und an einem dreitägigen Investitionsforum teilzunehmen. Die SADC, die dieses Jahr ihren 30-jährigen Geburtstag feiert, hielt vom 16. bis 17. August ebenfalls in Windhuk ihr Gipfeltreffen ab.

"Das Forum hat uns in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet", meinte dazu Angelica Rumsey. "Wir Frauen ziehen oft den Kürzeren, weil wir die geltenden Bestimmungen nicht kennen. Das führt dazu, dass wir unnötige Abgaben zahlen."

Frauen sind nach Ansicht der Sambierin ganz versessen darauf, Geschäfte zu machen. Doch gerade beim grenzübergreifenden Handel, den Frauen dominieren, tun sich eine Vielzahl von Hindernissen auf. "Da gibt es unnötige nichttarifäre Hürden. Grenzbeamte suchen häufig nach Anzeichen für Fehlverhalten, wo keine sind. Selbst wenn unsere Papiere in Ordnung sind, werden wir aufgehalten."

Der namibische Vizefinanzminister Calle Schlettwein räumte zum Auftakt des Investitionsforums ein, dass bei der Umsetzung des SADC-Handelsprotokolls die weibliche Perspektive viel stärker als bisher berücksichtigt werden müsse, damit auch die Frauen der Region profitierten. Obwohl sie im formellen Sektor immer mehr Fuß fassen könnten, beschränkten sich die meisten ihrer Tätigkeiten auf den informellen und kleinen Handel.

"Es ist notwendig, dass wir uns unsere rechtlichen Instrumente genau ansehen und sicherstellen, dass sich die Frauenperspektive durchsetzen kann. Das ultimative Ziel muss sein, Frauen und Männern gleichermaßen einen Zugang zu allen Geschäftsmöglichkeiten zu verschaffen", betonte Schlettwein.


Datenbank und Handelskammer für Frauen

Mercy Timbe, die mit Imkerinnen im malawischen Mzuzu zusammenarbeitet, hält vor allem die Abschaffung der Handelsbarrieren für unerlässlich. "Warum ist es so schwierig, den Honig in die Regale eines Geschäfts auf Mauritius zu bringen?", fragte sie. Um die Probleme zu meistern, mit denen sich gerade Geschäftsfrauen konfrontiert sehen, empfahl die Expertin die Einrichtung einer regionalen Datenbank oder einer Adressenkartei. Auch sollte es ihrer Meinung nach eine Handelskammer für weibliche Unternehmer geben.

Angelica Rumsey appellierte an die Regierungen des südlichen Afrikas, ihre Bereitschaft, mehr für die Unternehmerinnen der Region zu tun, auch symbolisch unter Beweis zu stellen. Sie beklagte, dass ganze drei der 15 SADC-Länder Regierungsvertreter zu dem Forum geschickt hatten. Sambia etwa sei nicht dabei gewesen.

Die namibische Frauenministerin Doreen Sioka wies in ihrer Rede zum Auftakt des Investitionsforums darauf hin, dass Frauen das Rückrat vieler afrikanischer Länder bilde und sie mit Blick auf Wirtschaft der SADC-Staaten eine Schlüsselrolle spielten. Ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit sei ein wirksames Rezept gegen Ausbeutung, Feminisierung der Armut, Diskriminierung und grundlegender Menschenrechtsverletzungen. (Ende/IPS/kb/2010)



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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2010