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AFRIKA/978: Kongo - 80.000 Hektar Land für Großinvestoren aus



IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. März 2011

Kongo:
80.000 Hektar Land für Großinvestoren aus Südafrika - Agrobusiness hat Vorfahrt

Von Arsène Séverin

Pointe-Noire, Republik Kongo, 23. März (IPS) - Mit der Vergabe großer staatseigener Agrarflächen an südafrikanische Großbauern hofft die Regierung der Republik Kongo, die miserable Versorgungslage ihrer weithin hungernder Bevölkerung zu verbessern. Nach jahrelangen Verhandlungen verpachtet sie jetzt dem südafrikanischen Farmer-Konsortium 'Congo Agriculture' 80.000 Hektar Land.

"Um das Ernährungsproblem in unserem Land zu lösen, müssen wir denjenigen Agrarland überlassen, die in die Bewirtschaftung investieren können", erklärte Landwirtschaftsminister Rigobert Maboundou den Deal. "Wir verfolgen in unserer Landwirtschaftspolitik einen neuen Kurs, den wir auch beibehalten wollen", betonte er.

Der kürzlich in der Wirtschaftsmetropole Pointe-Noire unterzeichnete Vertrag überlässt für 99 Jahre den südafrikanischen Großbauern im Südwesten 63.000 Hektar Land in Malolo II und 17.000 Hektar in Dihesse. Hier sollen Mais, Reis und Soja angebaut und Viehwirtschaft betrieben werden. Geplant ist auch eine Fabrikanlage in Malolo II, in der die Südafrikaner ihre Erzeugnisse weiterverarbeiten und in der Region neue Arbeitsplätze schaffen sollen.

Die westafrikanische Republik Kongo verfügt nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) über zehn Millionen Hektar landwirtschaftlich nutzbare Flächen, kann jedoch die eigene Bevölkerung nicht ernähren. Die Regierung gibt jährlich 60 Millionen US-Dollar für Nahrungsmittel aus. Dennoch hungern viele Menschen, denn 70 Prozent der rund vier Millionen Kongolesen leben unterhalb der Armutsgrenze. Lediglich zwei Prozent des Agrarlands werden derzeit von einheimischen Bauern bewirtschaftet.

Einen weit umfassenderen Landdeal hatte Kongos Regierung im vergangenen Dezember mit dem malaysischen Konzern 'Atama Plantation' vereinbart. Im Nordwesten des Landes, zwischen Makoua und Mokeko, investieren die Malaysier 30 Millionen Dollar in Ölpalmenplantagen, deren jährliche Ölproduktion nach Angaben von Landwirtschaftsminister Maboundou auf jährlich 900.000 Tonnen geschätzt wird. Die Regierung erwartet, dass hier bis zu 20.000 Menschen Arbeit finden und rechnet mit einem jährlichen Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes um etwa eine Milliarde Dollar.


Traditionelle Kleinbauern vertrieben

Mit den Kleinbauern, die in der Umgebung der geplanten kommerziell betriebenen Großfarmen ihre Felder traditionell bewirtschaftet hatten, machte man kurzen Prozess. Sie wurden ohne Vorwarnung vertrieben. "Die Staatsbeamten rückten an und erklärten mir, ich müsse noch vor der Maniok-Ernte gehen", klagte Jean Mbenze aus Dihesse.

Nicht besser erging es vielen Gemüsebauern in der Umgebung von Pointe-Noire und Brazzaville. "Sie haben das uns vom Staat überlassene Land parzelliert und als Bauland verkauft", berichtete der Aktivist Kevin Mviri von der lokalen Menschenrechtsgruppe 'Association pour les droits de l'Homme es l'univers carcéral'. "Mit Prügeln wurden die Menschen von den Prospektoren verjagt, niemand half ihnen. Jetzt aber überlässt die Regierung Fremden großzügig unser Land", sagte er.

"Man hätte die betroffenen Gemeinden informieren und landesweit über die Vorhaben diskutieren müssen", kritisierte Christian Mounzéo, der Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation 'Rencontre pour la paix et les droits de l'Homme' in Pointe-Noire.

Die Regierung versichert, sie werde die landwirtschaftliche Entwicklung nicht allein ausländischen Investoren überlassen. Zwischen 2011 und 2015 sollen 80 Millionen Dollar, 1,3 Prozent des derzeitigen Regierungsbudgets von geschätzten über sechs Milliarden Dollar, in neue Bauerndörfer investiert werden. Von diesen modernen Produktionsanlagen werden jährlich 20.000 Tonnen Maniok und täglich 2.500 Eier erwartet. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. März 2011