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ASIEN/779: Nepal - 110 Millionen Dollar aus den Klimafonds, Aktivisten protestieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Dezember 2011

Nepal: 110 Millionen Dollar aus den Klimafonds - Aktivisten protestieren

von Sudeshna Sarkar


Katmandu, 8. Dezember (IPS) - Trotz anhaltender Proteste von Vertretern zahlreicher ziviler Organisationen und Gemeinden, Gewerkschaftlern und selbst von Abgeordneten aus den eigenen Reihen nimmt Nepals Regierung 110 Millionen US-Dollar aus dem umstrittenen Klima-Investitionsfonds (CIFs) an.

Gegner der von der Weltbank, der asiatischen Entwicklungsbank und der Internationalen Finanzkorporation (IFC) vergebenen Mittel - 50 Millionen Dollar an Zuschüssen sowie 60 Millionen Dollar an Krediten - befürchten nicht nur eine weitere Verschuldung ihres armen Entwicklungslandes. Nepal muss schon jetzt acht Prozent seiner jährlichen Einnahmen für die Rückzahlung seiner Schulden aufbringen.

Kritiker verlangen zudem angemessene Entschädigungen von den reichen Industriestaaten, die sie für die schweren Umweltschäden in ihrem Land verantwortlich machen. "Dank seiner geringen Industrialisierung gehören Nepals Treibhausgasemissionen weltweit zu den niedrigsten. Wälder bedecken fast 40 Prozent unseres Landes", erklärte Hari Parajuli, Sekretär der bäuerlichen Dachorganisation 'All-Nepal Peasants' Federation'. Trotzdem wollen die Industrieländer, die Verursacher der Umweltverschmutzung, uns zur Schadensbegrenzung heranziehen und das Land mit Krediten und Zinsen belasten. Wir lehnen auch die Einmischung der profitorientierten Weltbank ab."

Die Regierung will die Millionen aus dem CIF in fünf ökologisch relevante Projekte investieren. Vorrang hat dabei der verstärkte Schutz der Hochgebirgsregionen und der Menschen in den Wassereinzugsgebieten, die den Auswirkungen des Klimawandels wie Überschwemmungen und Erdrutschen schutzlos ausgeliefert sind. Prävention, Unwetter-Warnsysteme, der Aufbau von Gemeinden, die besser auf den Klimawandel vorbereitet sind und der Schutz bedrohter Arten sind weitere Kernpunkte.

Unter der Aufsicht des Umweltministeriums arbeiten mehrere Ministerien sowie die nationale Planungskommission und die nepalesischen Industrie- und Handelskammern gemeinsam an der Umsetzung der Projekte.


Zinslose Kredite

Krishna Gyawali, ein hoher Beamter im Umweltministerium, verteidigte die Bereitschaft der Regierung, Mittel aus dem Klima-Investmentfonds anzunehmen. "Unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten hat der Rat für Klimawandel unter der Voraussetzung zugestimmt, dass das Geld vorrangig in die Produktivitätssteigerung der Landwirtschaft, in den Schutz der Artenvielfalt und in erneuerbare Energien investiert wird", erklärte er.

Zudem seien die Kreditkonditionen besonders günstig, betonte Gyawali. So müssten die Kredite nach einer zehnjährigen Karenzzeit erst innerhalb von 40 Jahren zurückgezahlt werden - und zwar zinslos bei halbjährlich anfallenden Verwaltungskosten von 0,10 Prozent.

"Die zivilgesellschaftlichen Organisationen werden genau hinschauen, wie die Gelder verwendet werden", bekräftigte Keshab Thapa, Koordinator lokaler Forschungs- und Entwicklungsprojekte zum Schutz der Biodiversität. "Sie werden sich zudem dafür einsetzen, dass keine weiteren Klimakredite aufgenommen werden." (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2011