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LATEINAMERIKA/1103: Haiti - Bessere Koordinierung von Erdbebenhilfe nötig (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Juli 2010

Haiti: Bessere Koordinierung von Erdbebenhilfe nötig - NGOs bilden Steuerungskomitee

Von Aprille Muscara


New York, 26. Juli (IPS) - Nach Beschwerden der Karibischen Gemeinschaft (Caricom) bemühen sich zahlreiche internationale Hilfsorganisationen in Haiti um eine bessere Koordinierung ihrer Einsätze. Die Helfer wollen mehr als ein halbes Jahre nach dem schweren Erdbeben den Wiederaufbau des Karibikstaates weiter vorantreiben.

Der Caricom-Vorsitzende Roosevelt Skerrit hatte den nichtstaatlichen Organisationen Anfang Juli auf einem Treffen des Staatenbundes in Jamaika vorgeworfen, ihre Aktionen "ungeordnet und beliebig" durchzuführen. Der Ständige Interinstitutionelle Ausschuss der Vereinten Nationen (IASC) stellte kurz darauf in einem Bericht fest, dass es zunächst ein "Koordinationsdefizit" gegeben habe. Inzwischen hätten die Gruppen ihre Zusammenarbeit aber deutlich verbessert.

Auch der Chef des Büros zur Unterstützung der Hilfsorganisationen (CSO) am UN-Logistikstützpunkt in der Hauptstadt Port-au-Prince sieht größere Fortschritte. Wie Ed Joseph erklärte, soll ein neues Steuerungskomitee aus Mitgliedern von elf Organisationen die Arbeit des NGO-Vertreters in der Bellerive-Clinton-Kommission überwachen. Die von dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und dem amtierenden haitianischen Premier Jean-Max Bellerive geleitete Interimskommission arbeitet mit dem Wiederaufbaufonds für Haiti zusammen, der von der Regierung und internationalen Gebern gegründet wurde.

Das CSO war wenige Tage nach dem Beben am 12. Januar auf Betreiben des NGO-Bündnisses 'InterAction' eröffnet worden. Laut Joseph kümmert sich das Büro nicht um die Weiterleitung von Hilfen, sondern ausschließlich um die Planung der Einsätze. Man kooperiere dazu eng mit dem UN-Nothilfekoordinator OCHA.


Bessere Absprachen zwischen NGOs und UN

Kürzlich veröffentlichte InterAction, dem mehr als 190 in den USA ansässige Organisationen angehören, eine Übersicht über laufende Hilfsprojekte in Haiti. Die NGOs müssen sich nicht nur untereinander absprechen, sondern auch mit den zuständigen UN-Stellen.

InterAction fasste daher alle UN-Institutionen, Hilfsgruppen und andere Akteure entsprechend ihrer Funktionen und Aufgabengebiete zusammen. Dabei wurden zwölf unterschiedliche Bereiche festgelegt, darunter Ernährung, Telekommunikation, Zivilschutz und Hygiene. IASC hatte in seinem Bericht gefordert, dass sich jedes 'Cluster' nur auf die Aktivitäten seines Bereichs konzentrieren sollte, um Überschneidungen von Einsätzen zu vermeiden.

Dennoch liegt offensichtlich noch viel im Argen. Helfer beschweren sich nach wie vor über mangelnde Absprachen zwischen den Verantwortlichen der Aufgabenbereiche. Wenn Gesundheits- und Bildungsprojekte nicht miteinander koordiniert würden, gebe es Probleme, sagte Igeoma Simon, der am Aufbau mobiler Kliniken mitarbeitet. "Wir müssen uns alle darüber im Klaren sein, was die anderen tun."

Das größte Problem besteht offenbar darin, dass die genaue Zahl der im Land tätigen NGOs überhaupt nicht feststeht. Die Schätzungen reichen von mehreren Hundert bis hin zu 10.000 Organisationen. Bereits vor dem Erdbeben waren so viele Helfer nach Haiti gekommen, dass Kritiker ironisch von einer "Republik der NGOs" sprachen.

Theoretisch werden zwar alle Hilfsorganisationen von InterAction. OCHA und dem haitianischen Planungsministerium registriert. Tatsächlich räumen aber alle diese Stellen ein, keinen vollständigen Überblick zu haben. Sie begründen dies unter anderem damit, dass Gruppen oft abreisen, ohne sich offiziell abzumelden. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.caricom.org/
http://www.humanitarianinfo.org/iasc/
http://www.cirh.ht/index.jsp?sid=1&id=1&pid=1
http://www.haitireconstructionfund.org/hrf/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52255

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juli 2010