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LATEINAMERIKA/1472: Asien in Lateinamerika - China braucht Rohstoffe, Russland politische Kontakte (UZ)


UZ - Unsere Zeit, Nr. 29 vom 18. Juli 2014
Sozialistische Wochenzeitung - Zeitung der DKP

Asien in Lateinamerika
China braucht Rohstoffe, Russland politische Kontakte

von Günter Pohl



Russlands Präsident Wladimir Putin und sein chinesischer Kollege Xi Jinping sind ein paar Tage lang zu unterschiedlichen Zeiten gleiche Wege gegangen: Beide befanden sich auf Staatsbesuch in einigen lateinamerikanischen Ländern, bevor sie zwischen dem 14. und dem 16. Juli am sechsten Gipfeltreffen der BRICS-Staaten in Fortaleza (Brasilien) teilnahmen.

Xi Jinping nahm tags darauf auch am ersten Gipfel "China - Brasilien - CELAC" teil. Die CELAC (Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten) wurde dabei von Vertretern der Karibikgemeinschaft sowie von Kuba, Costa Rica und Ecuador (letzter, aktueller und nächster Präsidentschaft der CELAC) vertreten. Danach fliegt der chinesische Präsident weiter nach Argentinien, Venezuela und Kuba. Im April hatte Außenminister Wang Yi die Reise in diese Staaten vorbereitet.

Für China ist Lateinamerika wegen seiner Rohstoffvorkommen wichtig, aber die Wirtschaftsbeziehungen sind noch unterhalb des Möglichen. Ob die lateinamerikanischen Länder mit ihrem Wunsch nach über Rohstoffe und Agroprodukte hinausgehenden Chinaexporten Erfolg haben werden, darf nach heutigem Stand der Dinge bezweifelt werden. Denn Märkte zu erschließen, wo man durch Wertschöpfung höheren Gewinn erzielen kann, ist schließlich auch Ziel Chinas. Die letzte Station Xi Jinpings ist Kuba, mit dem das Land politisch engere Beziehungen pflegt. Für China ist die Zusammenarbeit mit Kuba im Seehandel durch den Bau des Großhafens in Mariel, der auch eine Sonderwirtschaftszone erhält, von besonderer Bedeutung.

Wladimir Putin begann seine Reise dagegen letztes Wochenende auf Kuba, wo er neben der Staatsführung auch mit Fidel Castro zusammenkam. Diverse Medien verkauften in den Tagen vor dem Besuch einen Beschluss von Mitte Dezember 2013, wonach Russland 90 Prozent der Altschulden Kubas erlässt, als Neuigkeit, nachdem die Duma das Gesetz jetzt ratifiziert hatte; der Rest wird auf Kuba investiert, vorwiegend im Energiesektor. Russland ist für Kuba mit einem Volumen von etwa einer Viertelmilliarde US-Dollar der neuntwichtigste Handelspartner. Auch Russland will in der Sonderwirtschaftszone Mariel investieren, vor allem mit Kunststoff- und Metalltechnik. Nach einer Kurzvisite in Nicaragua flog der russische Staatschef nach Argentinien weiter, wo er engere Verbindungen in der Atomwirtschaft vereinbarte. Die gemeinsame Handelsbilanz habe sich mit 1,8 Milliarden US-Dollar im letzten Jahrzehnt versechsfacht, so Putin. Das WM-Finale sah er bei seiner nächsten Reisestation in Rio de Janeiro, wo er wegen der 2018 in Russland stattfindenden Fußball-WM einer der Ehrengäste war. Im Anschluss ging es dann zum erwähnten BRICS-Gipfel nach Fortaleza.

In Interviews hatte sich Putin vorab optimistisch über die Entwicklung der Beziehungen seines Landes zu Lateinamerika geäußert. In internationalen Gremien arbeite man bereits erfolgreich zusammen: "Die Welt ist im 21. Jahrhundert globalisiert und voneinander abhängig, weshalb kein Staat die internationalen Hauptprobleme allein lösen kann. Genauso ist jeder Versuch irgendeine 'Stabilitäts- und Sicherheitsoase' zu schaffen, zum Scheitern verurteilt." Versuche, anderen Ländern fremde Entwicklungsmodelle aufzuzwängen, müssten abgelehnt werden.

Putin will mit Lateinamerika unabhängig von politischen Vorlieben engere Kontakte pflegen - so sieht er Spielräume mit allen Integrationsassoziierungen des Subkontinents, ob es der MerCoSur, ALBA, die CARICOM oder die rechtsgerichtete Pazifikallianz ist. Dabei geht es wesentlich um Öl, Gas, Wasserkraft, Atomkraft, Flugzeug- und Hubschrauberbau, Biopharmazeutik und Informationstechnologien.

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Quelle:
Unsere Zeit (UZ) - Zeitung der DKP, 46. Jahrgang, Nr. 29 vom 18. Juli 2014, Seite 7
Herausgeber: Parteivorstand der DKP
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2014