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INTERNATIONAL/005: Indien investiert in Ausbildung - Indien-Asien-Gipfel in Addis Abeba (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Mai 2011

Afrika: Indien investiert in Hochschul- und Fachausbildung - Indien-Asien-Gipfel in Addis Abeba

Von Ranjit Devraj


Neu-Delhi, 25. Mai (IPS) - Von allen Kooperationsprojekten, die Indiens Premierminister Manmohan Singh auf dem Zweiten Indien-Afrika-Gipfel vom 20. bis 25. Mai in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba vorgestellt hat, nimmt die Virtuelle Universität Indiens und Afrikas (IAVU) eine Sonderstellung ein.

Neben der Ankündigung, den afrikanischen Staaten fünf Milliarden US-Dollar für die Umsetzung der UN-Millenniumsziele zur Armutsbekämpfung bereitzustellen, gab Indien Investitionen in Höhe von 700 Millionen Dollar für den Bau neuer Bildungseinrichtungen und die Durchführung von Schulungsprogrammen bekannt.

Singh zufolge wird IAVU afrikanische Studenten ermutigen, in Indien zu studieren. Er kündigte ferner die Bereitstellung von 10.000 Studienstipendien an, die den Indien-Aufenthalt afrikanischer Studierender zu einer "bereichernden Erfahrung" machen sollen.

"Wir werden die Zahl der Stipendien und Schulungseinheiten für afrikanische Studenten und Experten erhöhen", kündigte Singh am 24. Mai in Addis Abeba an. Auch die Teilnahme am Indischen Programm für technische und wirtschaftliche Zusammenarbeit (ITEC) soll verstärkt finanziell gefördert werden.


An Erfolgsgeschichte anknüpfen

IAVU soll die Erfolgsgeschichte fortsetzen, die das Panafrikanische E-Netzwerk geschrieben hat. Das Projekt hat die satellitengestützte Infrastruktur geschaffen, die Bürgern zahlreicher afrikanischer Staaten den elektronischen Zugang zu den lokalen Behörden, zu Bildungsangeboten und Gesundheitsdiensten ermöglichte.

Indien unterstützt schon jetzt etliche afrikanische Staaten bei der Ausbildung von Experten und der Umsetzung von Projekten. Mehr als 1.000 Regierungsvertreter aus dem südlichen Afrika werden derzeit jährlich im Rahmen von ITEC geschult. Außerdem absolvieren zurzeit rund 15.000 afrikanische Studenten ein Auslandssemester an indischen Universitäten.

"Es ist klar, dass sich Indien in Afrika nicht auf Bereiche verlegt, in denen China die Nase vorn hat", sagte H. H. S. Viswanathan, Wissenschaftler am unabhängigen Forschungsinstitut 'Organiser Research Foundation' in New Delhi. "Vielmehr konzentrieren wir uns auf Bereiche, in denen wir stark sind: auf die Informationstechnologien."

Viswanathan, der seinem Land in zahlreichen afrikanischen Ländern als Diplomat gedient hatte, erinnerte daran, dass in den 1970er und 1980er Jahren indische Lehrer und Ärzte im Auftrag der Regierung in frikanischen Staaten tätig gewesen seien. Die derzeitige Generation afrikanischer Führer habe dies nicht vergessen.

Schon auf dem ersten Indien-Afrika-Gipfel in Neu-Delhi 2008 habe man als Teil der Afrika-Strategie auf die Entwicklung menschlicher Ressourcen gesetzt, berichtete Viswanathan, "Somit ist es nur logisch, dass wir auf dieser Schiene weiterfahren werden."

Indiens Regierungschef Singh kündigte die Einrichtung einer Indisch-Afrikanischen Universität für Lebens- und Erdwissenschaften und eines Indisch-Afrikanischen Instituts für Landwirtschaft und Entwicklung an. Darüber hinaus soll ein Indien-Afrika-Zentrum dem afrikanischen Agrar- und Fischereisektor mittelfristige Wettervorhersagen liefern. Ebenso sind Investitionen in eine Textilfabrik und in eine Indisch-Afrikanische Anlage zur Weitverarbeitung von Nahrungsmitteln geplant. Beide Projekte sollen den afrikanischen Ländern beim Aufbau von Regional- und Exportmärkten helfen.


Ausbilden und übernehmen

Dass der indische Schwerpunkt im Umgang mit Afrika auf Ausbildungsprogrammen liegt, wurde bereits auf dem Treffen der Handelsminister in Addis Abeba am 21. Mai deutlich. Den indischen Unternehmen sei daran gelegen, Afrikaner zu Fachkräften auszubilden, sagte Sanjay Kirloskar, Vorsitzender des Afrika-Komitees des Indischen Industrieverbands (CII). Kirloskar erklärte gegenüber IPS, dass die von indischen Unternehmen durchgeführten Ausbildungsprogramme auf die geschäftlichen Operationen in Afrika zugeschnitten seien. "Afrikaner werden geschult und können dann die Projekte selbst weiterführen."

Ein Beispiel dafür ist die Ausbildung von Afrikanern in Niederlassungen des indischen Industrieunternehmens Tata, das Stahl, Autos, Informations- und Kommunikationstechnologien herstellt. Wie der Tata-Vizepräsident für neue Geschäftsinitiativen, Vikas Gadre betonte, empfiehlt sich die Ausbildung von afrikanischen Fachkräften in den Tata-Niederlassungen. Die ausgebildeten Fachkräfte ließen sich später als Geschäftsführer in den afrikanischen Niederlassungen einsetzen.

Der Handel zwischen Indien und Afrika erreichte im vergangenen Jahr ein Volumen von 46 Milliarden Dollar. 2015 soll die 70-Milliarden-Dollar-Grenze gesprengt werden. Der indische Privatsektor hat in größeren afrikanischen Ländern bisher rund 25 Milliarden Dollar in Bereiche wie die Neuen Medien, in landwirtschaftliches Equipment, Autos und Landwirtschaft investiert. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.au.int/en/summit/AfricaIndia
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=55773

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 25. Mai 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2011