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HUNGER/246: Rekordpreise für Nahrungsmittel - Drohen neue Hungerrevolten? (NFD)


NaturFreunde Deutschlands - 22. Februar 2011

Rekordpreise für Nahrungsmittel: Drohen neue Hungerrevolten?

Auch in vielen schwarzafrikanischen Staaten bauen sich soziale Proteste auf


Berlin, 22. Februar 2011 - "Drohen neue Hungerrevolten", fragt Michael Müller angesichts neuer Rekordpreise für Nahrungsmittel. Der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands erklärt: "Das Aufbegehren der Menschen in Nordafrika hat auch eine Ursache in den Rekordpreisen für Nahrungsmittel." Die Spekulation auf Nahrungsmittel müsse endlich verboten werden. In vielen Bevölkerungen arabischer Länder wuchs die explosive Stimmung auch deshalb, weil immer mehr Menschen nicht nur unter Arbeits-, Perspektivlosigkeit und der Willkür ihrer Regenten leiden, sondern auch unter den sehr hohen Preisen für Grundnahrungsmittel. Diese übertreffen mittlerweile sogar die Rekordstände aus dem Jahr 2008, als es zu zahlreichen Hungerrevolten kam, auch bekannt als sogenannte Brotunruhen. Nach Angaben der Weltbank sind die Lebensmittelpreise allein zwischen Oktober 2010 und Januar 2011 um 15 Prozent gestiegen. Der Nahrungsmittelindex der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erreichte den höchsten Wert seit seiner Einführung im Jahr 1990. Die Gründe liegen in den steigenden Energiekosten, aber auch in der zunehmenden Spekulation um Nahrungsmittelpreise. Fast 50 Millionen Menschen zusätzlich sind in den letzten sechs Monaten in äußerste Armut gefallen. Die Welt ist weit weg von den sogenannten Millenniumszielen aus dem Jahr 2000. Diese geben unter anderem vor, dass bis zum Jahr 2015 die Zahl der Hungernden halbiert werden soll. Nur noch eine halbe Milliarde Menschen soll bis dahin mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen müssen. Doch das Gegenteil ist der Fall und erneut drohen Hungerrevolten. Die nackte Verzweiflung der Menschen verbindet sich mit der Wut auf korrupte, autokratische Regime und dem Verlangen nach Demokratie und Freiheit. Nicht nur die Maghreb-Region ist betroffen, auch in vielen schwarzafrikanischen Staaten bauen sich soziale Proteste auf. Die Unruhen werden meist von stark steigenden Preisen für Zucker, Speiseöl, Weizen und anderen Grundnahrungsmitteln ausgelöst. Auch die Vereinten Nationen (UN) weisen schon seit geraumer Zeit auf diese Entwicklung hin. Die UN gehen davon aus, dass der Trend steigender Preise anhält und sich sogar noch verstärken wird. Dabei ist die Spekulation um Nahrungsmittel, Energie und Mineralien einer der stärksten Preistreiber. Sie nimmt weiter zu und lebt stark von der künstlichen Verknappung statt von einer natürlichen Knappheit. Tatsächlich werden heute Preise gehandelt, die in den letzten drei Jahrzehnten nicht bezahlt wurden. Und wieder einmal trifft es vor allem die Ärmsten der Armen. Sie werden sich wehren, es geht um ihr Überleben. Die NaturFreunde Deutschlands fordern, dass sich die nationale wie auch die europäische Politik mit dieser Thematik beschäftigt: Die Spekulation auf Nahrungsmittel muss endlich verboten werden und die internationalen Agrar-und Rohstoffmärkte müssen transparent und nachhaltig neu geordnet werden.


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Quelle:
Presseinformation vom 22.02.2011
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2011