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HUNGER/279: Kamerun - In Norden sind Lebensmittel knapp und teuer, auch Städter von Hunger bedroht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. März 2012

Kamerun: In Norden sind Lebensmittel knapp und teuer - Auch Städter von Hunger bedroht

von Ngala Killian Chimtom


Jaunde, 5. März (IPS) - Sala Aminata ist verzweifelt. Die Mutter von sechs Kindern, die in Kamerun im Distrikt Logone und Shari in der Far North-Region lebt, weiß nicht, wie sie ihre Familie noch ausreichend versorgen kann. Nachdem eine schwere Dürre Ende vergangenen Jahres in der gesamten afrikanischen Sahelzone die Ernte vernichtet hat, sind die Preise für die knapp gewordenen Grundnahrungsmittel nicht nur auf dem Land rasant gestiegen. Jetzt bekommen auch die Menschen in städtischen Gebieten die Versorgungskrise zu spüren.

"Wir sind zu arm, um uns diese Preise noch leisten zu können", klagt die Hausfrau. "Früher kostete ein Sack Mais 24,5 US-Dollar. Jetzt muss ich für die gleiche Menge 34,5 Dollar bezahlen, fast ein Drittel meines Monatsverdienstes von 101 Dollar. Auch der Preis für rote Hirse ist angestiegen, von 20,4 Dollar pro Sack 2011 auf inzwischen 28,4 Dollar."

Im Sahel gehen die Nahrungsmittelvorräte bereits seit Februar, sechs Monate vor der nächsten Ernte, zu Ende. Um eine Hungersnot abzuwenden, haben mit Ausnahme von Senegal alle Länder der Region, in der zwölf Millionen Menschen leben, um internationale Hilfe gebeten.

Das Welternährungsprogramm (WPF) schätzt, dass allein in den beiden nördlichen Provinzen Kameruns 400.000 Menschen hungern müssen, falls die dort benötigen 40.000 Tonnen Lebensmittel nicht bis Ende März geliefert werden.

Ilonga Lazare, der für eine gesicherte Nahrungsmittelversorgung in den Nordprovinzen zuständige Abteilungsleiter in Kameruns Landwirtschaftsministerium erklärte: "Im Bezirk Longone und Shari hat es im vergangenen Jahr überhaupt nicht geregnet. In anderen Nordregionen fiel erst Anfang Oktober ein wenig Niederschlag, der aber für das Wachstum der Ernten nicht ausreichte."

In der Hafenstadt Garoua, dem politischen und wirtschaftlichen Zentrum Kameruns, sei 2011 kein Regen gefallen, berichtete er. "Um zu verhindern, dass Kinder hungern und sterben müssen, wird die Regierung in Garoua die Getreidevorräte bis Ende März von sechs auf acht Tonnen aufstocken." Unterdessen warte Kamerun auf Lebensmittellieferungen der internationalen Hilfsagenturen.

Kameruns Norden leidet seit drei Jahrzehnten immer wieder unter Versorgungskrisen. Das WPF untersuchte 2007 deren Hintergründe und stellte fest, dass die geringe landwirtschaftliche Produktion, eine mangelhafte Infrastruktur, der niedrige Bildungsstand der Bevölkerung und ein niedriges Einkommensniveau die unsichere Nahrungsmittelversorgung verursachen.

Kamerun importiert im Jahresdurchschnitt Reis, Sorghum und Hirse im Wert von 122 Millionen Dollar. Weil die einheimische Reisernte im vergangenen Jahr schlecht ausfiel, kostete 2011 der Importreis von insgesamt 80.000 Tonnen den Staat 240 Millionen Dollar.


Regierung verspricht Agrarinvestitionen

Inzwischen hat die Regierung Investitionen in die Landwirtschaft angekündigt. Es sei höchste Zeit für Fortschritte in der Landwirtschaft, betonte Landwirtschaftsminister Essimi Menye vor hochrangigen Fachbeamten. "Wir müssen erreichen, dass der Agrarsektor einen positiven Beitrag zu unserer Wirtschaft leistet. Der Gedanke ist unerträglich, dass in Kamerun, wo 7,2 Millionen Hektar landwirtschaftlich nutzbar sind, Menschen hungern."

Bislang hat das zentralafrikanische Land so wenig in den Agrarsektor investiert, dass die Bauern nur 26 Prozent der verfügbaren Nutzfläche bestellen. (Ende/IPS/mp/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2012