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WISSENSCHAFT/1063: Leibniz-Senat nimmt zu vier Einrichtungen Stellung (idw)


Leibniz-Gemeinschaft - 26.11.2010

Leibniz-Senat nimmt zu vier Einrichtungen Stellung


Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat am 25. November 2010 nach Abschluss der Institutsevaluierung zu vier Einrichtungen aus Dortmund, Kiel, Mannheim und München Stellung genommen. In allen Fällen attestierte er hohe Leistungen und empfahl Bund und Ländern, die Einrichtungen weiterhin gemeinsam zu fördern.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hält in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme zum Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund (IfADo) fest, dass das Institut ein europaweit einzigartiges und leistungsfähiges Profil besitzt. Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung fortzuführen.

Das Institut blickt auf eine fast hundertjährige Geschichte zurück. 1912 als Institut für Arbeitsphysiologie in Berlin gegründet, wurde es 1929 ins Ruhrgebiet verlegt. Heute widmet es sich der Erforschung der modernen Arbeitswelt und untersucht in einer bemerkenswerten fachlichen Breite biologische, physiologische und psychologische Prozesse, die für die Leistung und Gesundheit arbeitender Menschen und bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen relevant sind. Kennzeichnend für das Institut ist die enge Verbindung von Grundlagenforschung, angewandter Forschung und einer bedeutenden Beratungsleistung, die das Institut nicht nur auf nationaler, sondern vor allem auch auf EU-Ebene bei der Festlegung von Richtlinien und Grenzwerten einbringt.

Der Senat bescheinigt dem Institut sehr gute, zum Teil hervorragende Leistungen. Die interdisziplinären Arbeiten sollen in den nächsten Jahren aber systematischer als bisher aufeinander bezogen werden, so empfiehlt der Senat. Auch die Rahmenbedingungen im Bereich der Nachwuchsförderung müsse das IfADo noch verbessern. Um der Leitung des Instituts den für eine zeitgemäße strategische Steuerung notwendigen Gestaltungsraum zu geben, ist nach Auffassung des Senats eine Reform der Satzung notwendig. Den öffentlichen Geldgebern wird nahegelegt, die weitere Profilierung des IfADo durch eine Erhöhung der Mittel für Investitionen zu unterstützen.

Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim ist eine international sichtbare und anerkannte Leibniz-Einrichtung. Das stellt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme zum Institut fest. Kennzeichnend für das erfolgreiche sprachwissenschaftliche Institut sei es, dass es seine vielfältigen Aufgaben im Bereich der Sprachforschung, der Dokumentation des geschriebenen und gesprochenen Deutschs und der Sprachberatung sehr gut miteinander verbinde. Der Senat empfiehlt daher Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung fortzuführen.

In seiner Begründung hebt der Senat hervor, dass sich das Institut in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt habe. Die wertvolle und aufwendige Dokumentation der deutschen Gegenwartssprache stelle, so der Senat, ein besonderes Alleinstellungsmerkmal des Instituts dar. Die über Datenbanken und Nachschlagewerke zugänglichen Ergebnisse würden nicht nur international in Forschung und Lehre genutzt, sondern ebenso von einer interessierten Öffentlichkeit. Der Senat würdigt auch die Forschungen positiv, die am IDS auf der Grundlage der eigenen Dokumentationsarbeiten erbracht werden. Schließlich hebt der Senat hervor, dass das Institut für die Germanistische Sprachwissenschaft in anderen Ländern der zentrale Ansprechpartner in Deutschland sei und außerdem auch in der Sprachberatung insbesondere öffentlicher Stellen, aber auch für interessierte Laien wichtige Aufgaben wahrnehme.

Das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik an der Universität Kiel (IPN) ist ein international anerkanntes Zentrum der Didaktik- und Bildungsforschung. Der Senat empfiehlt Bund und Ländern angesichts dieser Beurteilung in der heute veröffentlichten Stellungnahme zum Institut, die gemeinsame Förderung fortzuführen.

Vor allem durch seine Mitwirkung an großen Schulleistungsversuchen wie PISA habe das IPN wesentlich zu einer gestiegenen internationalen Wahrnehmung der deutschen Bildungsforschung beigetragen. Die Verbindung von empirischen Studien mit Bildungsforschung und der Entwicklung didaktischer Konzepte führe zu einem unverwechselbaren Profil des Instituts. Der Senat begrüßt es, dass das fachdidaktische Spektrum am IPN in den vergangenen Jahren auf die Mathematik ausgeweitet wurde.

Die Arbeitsergebnisse und wissenschaftlichen Dienstleistungen bewertet der Senat als sehr gut. Aufbauend auf den großen Schulleistungsversuchen müsse nunmehr die Lehr- und Lernforschung weiter ausgebaut und auch der Transfer der Ergebnisse in schulische Kontexte verstärkt in den Blick genommen werden. Als Mitglied des für zukünftige PISA-Studien jüngst gegründeten Zentrums für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) werde das IPN auch in absehbarer Zeit bedeutende Impulse für die Erziehungswissenschaft setzen können, so der Senat.

Das Deutsche Museum in München ist das größte und traditionsreichste Museum für Naturwissenschaften und Technik in Deutschland. Bund und Länder fördern gemeinsam die Aufgaben des Museums in Wissenschaft und Forschung. Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat sich zu den Leistungen in diesem Bereich in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme geäußert und empfiehlt, die Förderung fortzuführen.

Wissenschaft und Forschung am Museum sind gut aufgestellt, so der Senat. Es gelinge dem Museum überzeugend, seine vielfältigen Sammlungen und weiteren Quellen für Forschungen zu nutzen. Die Ergebnisse werden nicht nur einem Fachpublikum zugänglich gemacht, sondern über Ausstellungen auch einem breit interessierten Publikum vermittelt. Begrüßt wird vom Senat die enge Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Museum und den Universitäten in München. Beide Seiten profitierten stark davon, insbesondere dem wissenschaftlichen Nachwuchs komme dies zugute. International ist das Deutsche Museum ein herausragender Forschungspartner unter den Naturwissenschafts- und Technikmuseen.

Angesichts baulicher Mängel, die sich auf Wissenschaft und Forschung am Deutschen Museum negativ auswirken, begrüßt es der Senat außerordentlich, dass Bund und Sitzland jüngst vereinbarten, für die Zukunftsinitiative des Deutschen Museums 400 Mio. Euro vorzusehen.

Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter:
www.leibniz-gemeinschaft.de/evaluierung


Hintergrund

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert in einem Zeitraum von maximal sieben Jahren die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Auf der Grundlage der Senatsstellungnahmen überprüfen Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), ob die Voraussetzungen für die gemeinschaftliche Förderung der Leibniz-Einrichtungen weiterhin gegeben sind. Der Senat ist extern besetzt, das Evaluierungsverfahren strikt unabhängig. Zur Durchführung der Evaluierungen hat der Leibniz-Senat den Senatsausschuss Evaluierung (SAE) eingesetzt. Zur Evaluierung der einzelnen Institute bildet der SAE Bewertungsgruppen, die aus international renommierten und unabhängigen Wissenschaftlern zusammengesetzt sind. Die Bewertungsgruppen besuchen die Institute und bilden sich anschließend auf der Grundlage von Textmaterialien, Institutsdaten sowie Interviews und Diskussionen mit den Institutswissenschaftlern eine Meinung über die wissenschaftliche Qualität und Bedeutung der Einrichtung.


Die Leibniz-Gemeinschaft

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie vier assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften.

Leibniz-Institute bearbeiten gesamtgesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung großen Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Sie pflegen intensive Kooperationen mit Hochschulen, Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Das externe Begutachtungsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft setzt Maßstäbe. Jedes Leibniz-Institut hat eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 16.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 7.100 Wissenschaftler, davon wiederum 2.800 Nachwuchswissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,3 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 280 Mio. Euro pro Jahr.

Weitere Informationen unter:
http://www.leibniz-gemeinschaft.de/evaluierung
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution390


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Gemeinschaft, Christoph Herbort-von Loeper M.A., 26.11.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2010