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STANDPUNKT/913: Anything to say? - Was ich zu sagen habe! (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin, Nachricht vom 17.12.2019

Anything to say? - Was ich zu sagen habe!

Rede von Nils Melzer, gehalten am 27. November 2019 in Berlin



Bild: © Reto Thumiger, Pressenza

Nils Melzer am 27. November 2019 am Brandenburger Tor in Berlin auf der Skulptur Anything to say?
Bild: © Reto Thumiger, Pressenza

Jahrzehntelang wurden im Westen politische Dissidenten mit offenen Armen aufgenommen, weil sie in ihrem Kampf für die Menschenrechte von diktatorischen Regimes verfolgt wurden.

Heute aber müssen westliche Dissidenten selber um Asyl ersuchen, so wie Snowden in Russland oder bis vor kurzen Assange in der Ecuadorianischen Botschaft in London.

Denn der Westen hat selber begonnen, seine Dissidenten zu verfolgen, sie in politischen Schauprozessen mit drakonischen Strafen zu belegen und wie gefährliche Terroristen in Hochsicherheitsgefängnisse einzusperren, unter Bedingungen, die man nur als unmenschlich und entwürdigend bezeichnen kann.

Unsere Regierungen fühlen sich bedroht durch Chelsea Manning, Edward Snowden und Julian Assange, denn sie sind Whistleblowers, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten, die uns handfeste Beweise geliefert haben für Missbrauch, Korruption und Kriegsverbrechen der Mächtigen, und die nun deshalb systematisch diffamiert und verfolgt werden.

Sie sind die politischen Dissidenten des Westens, und ihre Verfolgung sind die Hexenprozesse von heute, denn sie gefährden die Privilegien einer unüberwachten Staatsmacht, die außer Kontrolle geraten ist.

Der Fall von Manning, Snowden und Assange ist der wichtigste Testfall unserer Zeit für die Glaubwürdigkeit der westlichen Rechtstaatlichkeit und Demokratie und unseres Bekenntnisses zu den Menschenrechten.

In allen diesen Fällen geht es nicht um die Person, den Charakter oder allfälliges Missverhalten dieser Dissidenten, sondern es geht darum, wie unsere Regierungen mit der Enthüllung ihres eigenen Missverhaltens umgehen.

Wie viele Soldaten wurden zur Verantwortung gezogen für das Massaker an Zivilisten, welches im Video "Collateral Murder" zu sehen ist? Wie viele Agenten für die systematische Folter von Terrorverdächtigten? Wie viele Politiker und CEOs für die korrupten, menschenverachtenden Machenschaften welche durch unsere Dissidenten ans Licht gezogen wurden?

Darum geht es hier. Es geht um die Integrität unserer Rechtsstaatlichkeit, die Glaubwürdigkeit unserer Demokratie, und letztendlich um unsere eigene Menschenwürde und die Zukunft unserer Kinder.

Lasst uns das nie vergessen!



Video zur Aktion:
https://youtu.be/mE3EO3ui0Dw


Über den Autor

Nils Melzer (Jahrgang 1970) ist Rechtswissenschaftler, Diplomat und Autor. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Zürich, unterrichtet Humanitäres Völkerrecht an der University of Glasgow und an der Akademie für humanitäres Völkerrecht und Menschenrechte in Genf. Melzer, der seit November 2016 UN-Sonderberichterstatter über Folter ist, verfasste mehrere Werke zum Thema Völkerrecht. Im Mai 2019 besuchte er den Journalisten Julian Assange im Gefängnis und verfasste daraufhin einen Bericht unter dem Titel Demasking the Torture of Julian Assange [1] (deutsch: Demaskierung der Folterung von Julian Assanges). Diese bot er zur Veröffentlichung renommierten Printmedien in den USA, Großbritannien und Australien an. Keiner ging auf das Angebot ein.


Nils Melzer veröffentlichte seine Rede, die er am 27. November 2019 am Brandenburger Tor in Berlin auf der Skulptur Anything to say? [2] (Gibt es etwas zu sagen?) hielt, auf Medium.com in Englisch und Deutsch.

Englisch: "Anything to say?" - This is what I have to say!
https://medium.com/@njmelzer/anything-to-say-this-is-what-i-have-to-say-1e5df397e221?

Deutsch: "Anything to say?" - Was ich zu sagen habe!
https://medium.com/@njmelzer/anything-to-say-was-ich-zu-sagen-habe-56c287755314?


Anmerkungen:
[1] https://medium.com/@njmelzer/demasking-the-torture-of-julian-assange-b252ffdcb768
[2] http://www.anythingtosay.com/

Der Schattenblick dankt Nils Melzer für die Nachdruckgenehmigung.

*

Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Reto Thumiger
E-Mail: redaktion.berlin@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Dezember 2019

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