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STANDPUNKT/980: Israel nimmt an Luftwaffenmanövern in Italien teil - geprobt wird der Angriff auf den Iran (Gerhard Feldbauer)


Israel nimmt mit F-35-Tarnkappenjägern an Luftwaffenmanövern Italiens, der USA und Großbritanniens zwischen Sardinien und Apulien teil

Piloten trainieren Angriffe auf Iran

von Gerhard Feldbauer, 8. Juni 2021


Ein Geschwader sechs israelischer F-35-Tarnkappenjäger Adir nimmt in Italien vom 6. bis 17. Juni zusammen mit den italienischen Luftstreitkräften, denen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens an einem Luftwaffenmanöver teil. Die Piloten trainieren Angriffe auf Iran. Während sich die italienischen Mainstreammedien in militärischer Geheimhaltung üben, haben das kommunistische Online-Portal Contropiano und die linke Tageszeitung Il Manifesto darüber berichtet. Am 7. Juni enthüllte Contropiano in einem ausführlichen Beitrag dieses "beschämende Spektakel" und schrieb: "Es sind die gleichen Maschinen, die bei dem jüngsten Krieg gegen die Palästinenser Gaza bombardiert haben und die den Iran bombardieren könnten".

Die zweiwöchigen Flugübungen finden in einem Gebiet statt, das vom Tyrrhenischen Meer bis zum Kanal von Sardinien und dem Golf von Tarent reicht. Teile des betroffenen Luftraumes seien für die Zeit des Manövers für den zivilen Verkehr gesperrt und Flüge zwischen Apulien und Sardinien würden verschoben oder umgeleitet. Es handele sich um das "größte gemeinsame Militärmanöver, das jemals durchgeführt wurde". Es sei das erste Mal, dass der F-35-Jäger Israels für eine Übung außerhalb seines Territoriums eingesetzt wird.

Das grundsätzliche Ziel des Manövers bestehe darin, "die Gesamtfähigkeiten der F-35 zu verbessern, die Ende 2016 in Dienst genommen wurde". Ein hochrangiger israelischer Luftwaffenoffizier habe jedoch eingeräumt, dass das "Falcon Strike 2021" bezeichnete Manöver zum Teil dazu dient, den Einsatz "israelischer Piloten gegen Iranische Truppen" zu trainieren. "Der Iran ist unser Ziel", habe der hochrangige Offizier unter der Bedingung der Respektierung seiner Anonymität gegenüber Reportern in Israel erklärt.

Das israelische Manöver-Kontingent beschränke sich jedoch nicht auf die sechs F-35. Beteiligt seien außerdem mehrere F-16, Gulfstream G550 und Boeing 707 als Tanker für insgesamt etwa 30 Flugzeuge, darunter die sechs F-35. Ferner habe die israelische Luftwaffe ein Eitam-Überwachungsflugzeug und eine Boeing KC-707 Re'em zum Betanken während des Fluges geschickt. Diese Manöver werden auch von einer britischen A330 MRTT sowie einer italienischen KC-130J und KC-767 durchgeführt.

Nach israelischen Angaben "wird eine große Anzahl von Boden-Luft-Raketenbatterien bei Übungen gegen F-35-Kampfflugzeuge eingesetzt", um eine "bedrohliche Atmosphäre" zu schaffen, "die derjenigen ähnlich ist, in der sich israelische Flugzeuge über dem Himmel des Iran befinden könnten".

Die Manöverplanung sieht täglich zwei Einsätze israelischer F-35 vor. Im ersten werden israelische Flugzeuge zusammen mit US-Militärflugzeugen fliegen, im zweiten mit britischen und italienischen. Während dieser Einsätze simulieren die israelischen Piloten Luftangriffe auf Ziele hinter feindlichen Linien und Bodenunterstützungsmissionen, während sie über unbekanntes Gelände fliegen. Neben der Abwehr von Bedrohungen durch Boden-Luft-Raketen werden israelische Flugzeuge auch an Luftkämpfen teilnehmen.

Es ist beschämend, das alles "nur zwei Wochen nach dem Abschlachten der Palästinenser im Gazastreifen durch israelische Flugzeuge zu erleben", so Contropiano. Beschämend auch, weil "eine gewisse militärische und politische Komplizenschaft zwischen den italienischen und israelischen Behörden bestätigt wird". Gegenüber dem Iran um so mehr, weil sich Italien "offiziell für die Wiederherstellung des 5+2-Abkommens über die iranische Atomkraft und damit für die Entspannung einsetzt". Wie kann man als Verhandlungsführer glaubwürdig sein, wenn man auf seinem Territorium die Piloten ausbilden lässt, die den Iran angreifen sollen?

Das kommunistische Magazin appelliert: "Lass uns sie aufhalten".

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Quelle:
© 2021 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 22. Juni 2021

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