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AFRIKA/1785: US-Militärs von Africom nehmen ihre Arbeit auf (SB)


Kriegsgerät nach Darfur bringen

Erster größerer Einsatz Africoms


Der frühere US-Präsident George W. Bush war mit seinem Versuch, für Afrika eine eigenständige Militärstruktur zu schaffen und auf dem Kontinent das Hauptquartier namens Africom (African Command) anzusiedeln, nur teilweise gescheitert. Africom existiert und hat seine Arbeit aufgenommen, aber es bleibt in Stuttgart ansässig. Dort hat Eucom (European Command), das bis zur Gründung Africoms für die meisten Länder Afrika zuständig war, seinen Sitz.

Abgesehen von Liberia war kein afrikanischer Staat bereit gewesen, den afrikanischen Knotenpunkt des weltumspannenden militärischen Netzwerks des US-Verteidigungsministeriums Heimat zu bieten. Selbst treue Verbündeten oder finanziell extrem abhängige Staaten weigerten sich standhaft, dem mit einigem Nachdruck, aber auch mit Engelszungen vorgetragenen Anliegen der US-Gesandten nachzugeben.

Die Ablehnung Africoms durch jene Staaten, für deren Interessen die militärische Struktur der USA angeblich geschaffen werden soll, bedeutet jedoch nicht, daß das System nicht existierte. Vor einigen Tagen hat Africom seine erste größere Aufgabe übernommen und besonders schwere Maschinen für die sogenannten friedenserhaltenden ruandischen Truppen, die im Rahmen einer internationalen Mission in der westsudanesischen Provinz Darfur stationiert sind, eingeflogen, wie die Internetseite antiwar.com unter Berufung auf AP am 15. Januar berichtete. [1]

Beim ersten Flug der US-Transportmaschine C-17 wurden zwei übergroße, fast zehn Tonnen schwere Bergungsfahrzeuge befördert. Die meisten der schätzungsweise 240 Container, die die USA nach Darfur einfliegen wollen, sollen von Privatfirmen transportiert werden, für das schwere Gerät ist die U.S. Air Force zuständig.

Dieser erste größere Einsatz Africoms könnte sich als typisch für die künftigen Bemühungen der USA, ihren Einfluß in Afrika auszuweiten, angesehen werden. Zum einen wird mit der ruandischen Armee einer der treuesten Verbündeten des Kontinents unterstützt. Ruandas heutiger Präsident Paul Kagame hatte 1990 eine militärische Ausbildung in den USA genossen, als die Ruandische Patriotische Front (RPF) ihren Anführer verlor und er, Kagame, seinen Platz einnahm. Die jahrelangen Vorstöße von Kagames Invasionssoldaten, die von Uganda kamen, nach Ruanda, der Abschuß der Präsidenten von Ruanda und Burundi am 6. April 1994 durch die RPF, die Plünderung kongolesischer Bodenschätze durch die RPF ab 1998 und vieles mehr wurde und wird bis heute von den USA gedeckt.

Zudem sind die ruandischen Soldaten ausgerechnet in Darfur stationiert. Dort wird seit Jahren ein vielschichtiger, blutiger Konflikt ausgetragen. Lokale Milizen, teils vom Ausland unterstützt, kämpfen gegen Regierungsarmee und loyale Reitertruppen um die Vorherrschaft. Auch hier ziehen die USA mit an den Fäden, denn sie wollen ein Ende der islamische Regierung herbeiführen und selber mehr Einfluß auf das geostrategisch bedeutende Land an der Schnittstelle zwischen dem arabischen und schwarzafrikanischen Raum gewinnen. Insbesondere schielen die USA auf die Erdölförderung, die gegenwärtig zum guten Teil in den Händen Chinas liegt.

"Soft power" nennen die US-Militärs von Africom diese Form des Engagements auf dem schwarzen Kontinent. Das klingt harmlos, ist es aber nicht. Denn die "weiche Stärke" bildet das taktische Pendant zu einer härteren Gangart, die die USA längst an den Tag gelegt haben. Beispielsweise 1998 durch die Zerstörung der modernsten Medikamentenfabrik Afrikas, El Schifa, in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Oder vor ein, zwei Jahren durch die tödlichen Angriffe auf somalische Dorfbewohner und Flüchtlinge mit Raketen von Kampfbombern und Kriegsschiffen aus.

Soft Power ist ein Euphemismus. Die Beförderung von Kriegsgerät gehört zu militärischen Konflikten genauso dazu wie seine Verwendung.


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Anmerkung:

[1] http://wire.antiwar.com/2009/01/15/us-africom-begins-1st -peacekeeper-supply-operation/

22. Januar 2009