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AFRIKA/1809: Dalai Lama sprengte Friedenskonferenz in Südafrika (SB)


Südafrikanischer Fußballverband sagt Friedenskonferenz ab

Konflikt in Tibet spaltet die südafrikanische Regierung


Hätte es noch eines Beweises bedurft, daß der religiöse Führer tibetischer Buddhisten, der Dalai Lama, keineswegs ein Mann des Friedens und der Gewaltlosigkeit ist, wie er behauptet, so wurde er jetzt am Beispiel Südafrika erbracht. Wie wir berichteten [1], hat die südafrikanische Regierung dem Exiltibeter kein Einreisevisum erteilt. Er war von den südafrikanischen Friedensnobelpreisträgern Nelson Mandela, Bischof Desmond Tutu und dem letzte weißen Premierminister der südafrikanischen Apartheidregierung W.F. De Klerk zu einer Friedens- und Antirassismuskonferenz eingeladen worden. Die sollte am Freitag, den 27. März 2009, in Johannesburg stattfinden. Da aber die drei bekannten Persönlichkeiten und das ebenfalls eingeladene norwegische Nobelpreiskomitee wegen der Weigerung, dem Dalai Lama ein Visum zu erteilen, am Montag ihre Teilnahme absagten, hat die mit der Organisation der Konferenz betraute Premier Soccer League (PSL) am darauffolgenden Tag die Konferenz auf unbestimmte Zeit verschoben. [2]

Das ist ein schwerer Rückschlag für Südafrika, das nicht nur vor enormen technischen Herausforderungen steht, die Fußballstadien und Unterkünfte für die Spieler rechtzeitig vor der Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr fertigzustellen, sondern das einem noch viel größeren Problem gegenübersteht: Die Kriminalitätsrate im Land zählt zu den höchsten der Welt. In der Vergangenheit kam es durchschnittlich alle halbe Stunde zu einem Mord. Raubüberfälle, Vergewaltigungen, Diebstähle - faktisch herrscht in dem Land am Kap Bürgerkrieg.

Vor diesem Hintergrund kann Südafrika auf keine noch so kleine Initiative, die dazu beitragen könnte, die gewaltigen Sozialkonflikte im Land zu lindern, verzichten. Das weiß der Dalai Lama sehr genau, und so wäre es an ihm, dem angeblichen Friedensbotschafter, gewesen, zu demonstrieren, daß bei ihm Wort und Tat nicht voneinander abweichen. Wäre es nicht ein leichtes für den Tibeter gewesen, wenn er aus seinem Exil im indischen Dharamsala heraus eine Botschaft an Südafrika geschickt und erklärt hätte, daß er angesichts der Zwangslage, die seine Einladung der südafrikanischen Regierung bereitet habe, auf seine Teilnahme an der Konferenz verzichte und versuchen werde, von seinem Exil aus einen Beitrag zu Frieden und Versöhnung in Südafrika zu leisten?

Der Dalai Lama wird schon seine Gründe haben, warum er durch sein Verhalten die Friedenskonferenz gesprengt hat, noch bevor sie stattfinden konnte. Aber diese Gründe muß niemand gutheißen. Das abgesagte und auf unbestimmte Zeit verschobene Treffen in Südafrika aufgrund eines regionalen Konflikts, der viele tausend Kilometer entfernt ausgetragen wird und mit dem die Südafrikaner nichts zu tun haben müssen, wenn sie nicht wollen, zeigt recht anschaulich, mit welchen Mitteln und Methoden der Dalai Lama Frieden predigt, aber Konflikte schürt.

Eingedenk der durch sein Schweigen deutlich gewordenen absoluten Selbstbezogenheit und Ignoranz gegenüber den Problemen anderer wäre tatsächlich damit zu rechnen, daß der Dalai Lama versucht hätte, die Friedenskonferenz wie auch die kommende Fußballweltmeisterschaft politisch für seine persönlichen Interessen zu instrumentalisieren. Da scheint es geradezu ein Gebot des Selbstschutzes, daß die südafrikanische Regierung als Reaktion auf die Absage der Konferenz erklärt hat, daß der Dalai Lama bis nach der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika nicht willkommen ist und daß in einer Zeit, in der sich Südafrika als Gastgeber auf ein größeres internationales Ereignis konzentrieren wolle, zu befürchten stand, daß die Spannungen wegen Tibet alle anderen Themen überdeckt hätten.

Es soll hier nicht in Zweifel gezogen werden, daß die Probleme, die die Exiltibeter und die Tibeter mit der chinesischen Führung haben, so schnell wie möglich einer Lösung bedürfen, mit der sich alle Beteiligten einverstanden erklären können. Aber man kann doch deshalb nicht von einer Weltregion zur nächsten tingeln, eine Spur des Feuers legen und dabei bestehende Konflikte anheizen, die der Versöhnung, nicht des Brandsatzes bedürfen! Inzwischen wurde auch ein Keil in die südafrikanische Regierung getrieben. Gesundheitsministerin Barbara Hogan kritisierte die Entscheidung, dem Dalai Lama kein Visum zu erteilen, und stellte sich damit gegen das übrige Kabinett. [3] Welche Konsequenzen das hat, ist noch unklar, doch stellt es normalerweise eine Zerreißprobe dar, wenn sich jemand derart offen gegen die eigene Regierung positioniert.


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Anmerkungen:

[1] AFRIKA/1808: Südafrika - Dalai Lama sorgt für Unfrieden (SB)

[2] "South Africa: Dalai Visa Row Scuppers Peace Indaba", Business Day, 25. März 2009.
http://allafrica.com/stories/200903250165.html

[3] "South Africa: Split Opens in Ruling Party Over Dalai Lama", Allafrica.com, 25. März 2009.
http://allafrica.com/stories/200903250324.html

26. März 2009