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AFRIKA/2198: Simbabwe - Hoffnung auf Regen ... (SB)



In Simbabwe und anderen Ländern des südlichen Afrika herrscht zur Zeit eine Jahrhundertdürre. Nachdem in den letzten zwei Monaten mindestens 120 Elefanten verendet sind, hat die Nationalparkbehörde dieses Binnenlands den Plan gefaßt, eine große Zahl an Tieren aus dem im Südwesten Simbabwes gelegenen, privaten Wildpark Savé Valley Conservancy in drei andere Wildparks im Norden umzusiedeln, meldete AFP. Auch in den neuen Refugien gibt es zur Zeit noch nicht genug zu fressen für die Tiere, die Behörde hofft jedoch, daß dort Mitte November die übliche Regenzeit einsetzt. [1]

Gegenüber AFP sagte der Sprecher der Nationalparkbehörde, Tinashe Farawo, daß 600 Elefanten, zwei Rudel Löwen mit jeweils fünf bis zehn Mitgliedern, ein Rudel Wildhunde, 50 Büffel, 40 Giraffen und 2000 Impalas umgesiedelt werden sollen.

Die dürrebedingte größte Wildtierumsiedlungsaktion Simbabwes verschafft einen Eindruck davon, was es bedeuten kann, wenn mit der globalen Erwärmung Klimazonen entstehen, die für Mensch und Tier unbewohnbar werden. Vor gut einem Jahr meldete die Naturschutzorganisation WWF in ihrem Report "Artenschutz in Zeiten des Klimawandels", daß im 14.600 Quadratkilometer großen Hwange-Nationalpark im Westen Simbabwes bereits über 45.000 Elefanten mit hinaufgepumptem Grundwasser versorgt werden müssen. [2] Genau dort sind nun die Elefanten verdurstet.

Ein einziger Elefant trinkt pro Tag 150 bis 300 Liter Wasser. Daran mangelt es jedoch. Geschweige denn, daß die riesigen Tiere das bei ihnen so beliebte Bad nehmen könnten. Simbabwe und angrenzende Länder befinden sich im Griff einer monatelangen Hitzewelle und Dürre. Mangels Wasser produzieren die Wasserkraftwerke keine Elektrizität. In der Hauptstadt Harare gibt es "seit Wochen" nur noch nachts und stundenweise Strom, meldet Entwicklungspolitik online unter Berufung auf die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision. In 16 von Dürre heimgesuchten Ländern des südlichen Afrika seien rund 45 Mio. Menschen von Ernteausfällen und Wassermangel bedroht. [3]

Der Savé-Valley-Wildpark war auch in der Vergangenheit nicht vor Dürren gefeit, mehr noch, nach Angaben der Parkverwaltung war er in Folge einer "epischen Dürre", die die vormalige Rinderwirtschaft in der Gegend unmöglich machte, gegründet worden. Man hatte mehrere riesige Großfarmen zusammengelegt, woraufhin Investoren aus dem In- und Ausland einzelne Parzellen erwarben. 1991 wurde Savé Valley Conservancy gegründet und damit der Wildpark ins Leben gerufen. Seine Fläche beträgt 3.442 Quadratkilometer. Während der Landreform von 2000 bis 2001 siedelten sich auf rund ein Drittel des Wildparks Subsistenzbauern an. Heute sind Teile entweder in Privatbesitz oder im Besitz der Regierung und der örtlichen Gemeinden. [4]

Im März dieses Jahres wurde der Osten Simbabwes vom Wirbelsturm Idai, der vor allem Mosambik unter Wasser gesetzt hatte, ebenfalls schwer getroffen, als er die Region überschwemmte. Anschließend kam die Dürre, die Regenzeit blieb faktisch aus. Schon im Sommer schlug das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen Alarm: Allein in Simbabwe haben 3,5 Mio. Menschen nicht genügend zu essen. Bis Anfang 2020 werde die Zahl auf über 5,5 Millionen Menschen steigen. [5]

Seit der Jahrtausendwende nimmt die Zahl der Dürren in Simbabwe dramatisch zu. Aufgrund sowohl von Zwangsmaßnahmen wie, daß die Entwicklungshilfe für Simbabwe eingestellt und das Land von globalen Kreditgebern faktisch kaltgestellt wurde und Sanktionen gegen die damalige Regierung Robert Mugabes verhängt wurden, als auch der Verschlechterung der klimatischen Bedingungen sind die Menschen weiter verarmt.

Mugabe war bei dem Vereinigten Königreich und anderen Industriestaaten in Ungnade gefallen, nachdem er zur Jahrtausendwende, als ihm eine teils vom Ausland finanzierte Oppositionsbewegung die Präsidentschaft ernsthaft streitig machte, eine zehn Jahre lang aufgeschobene Landreform gewaltsam erzwungen und rund 4.000 von 4.500 weißen Farmern, die seit der Kolonialzeit über 70 Prozent der (besten) landwirtschaftlichen Fläche Simbabwes verfügten, vertreiben ließ. Die anschließende Umverteilung des Landes an Kleinbauern lief nicht optimal, um es vorsichtig zu formulieren, und seitdem kämpfen viele Menschen ums tägliche Überleben. Zudem haben in den letzten zwei Jahrzehnten mehrere Millionen Simbabwer das Land verlassen.

Weil Länder wie Malawi, Sambia und auch der "Vorbildstaat" (nach westlicher Lesart) Botswana immer wieder unter Dürren leiden, machte man es sich zu einfach, die Not der Menschen in Simbabwe allein auf die Folgen der erzwungenen Landreform zurückzuführen. Nach Berechnungen des Weltklimarats werden sich im Zuge der globalen Erwärmung Trockenheit und Wassermangel in den ariden und semiariden Regionen des südlichen Afrika weiter verstärken.

Ähnlich wie die Saharawüste in der nördlichen Hälfte Afrikas weiter wächst - sie dehnt sich bis zu 48 Kilometer pro Jahr nach Süden aus -, breiten sich auch im südlichen Afrika die ariden Regionen weiter aus. In einigen Ländern liegt die Durchschnittstemperatur bereits zwei Grad höher als in vorindustrieller Zeit. Das heißt, um auch nur die Mindestanforderung des Klimaschutzübereinkommens von Paris zu erfüllen, jenes "2-Grad-Ziel", dürften weltweit ab sofort keine Treibhausgase mehr emittiert werden. Das ist illusorisch oder, anders gesagt, das zeigt, daß das als "historisch" gefeierte Pariser Abkommen nicht nach Maßstäben abgefaßt wurde, die für das südliche Afrika angemessen wären, sondern die auf die sogenannte erste Welt zugeschnitten sind.


Fußnoten:

[1] http://www.terradaily.com/reports/Drought-hit_Zimbabwe_to_transfer_thousands_of_animals_999.html

[2] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Artenschutz_in_Zeiten_des_Klimawandels.pdf

[3] tinyurl.com/r6wkhgw

[4] http://savevalleyconservancy.org/

[5] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/104781/Millionen-Menschen-in-Simbabwe-droht-Hunger

13. November 2019


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