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MEDIEN/481: Wikileaks - finstere Aussichten für Assange ... (SB)


Wikileaks - finstere Aussichten für Assange ...


Sichtlich erschüttert nach dem Besuch bei ihrem Freund Julian Assange präsentierte sich die Hollywood-Schauspielerin und Bürgerrechtlerin Pamela Anderson den wartenden Journalisten am 7. Mai vor den Toren des südenglischen Hochsicherheitstrakts Belmarsh. Das ehemalige Mitglied der erfolgreichen TV-Serie Baywatch äußerte sich höchst besorgt über den physischen Zustand Assanges und beklagte dessen Unterbringung in einer Anstalt, die auf die Verwahrung von Gewaltverbrechern und "Terroristen" ausgelegt ist und nicht umsonst als "Guantánamo" Großbritanniens gilt. Begleitet wurde Anderson von Wikileaks-Chefredakteur Kristinn Hrafnsson, der die Isolationshaftbedingungen von Assange verurteilte. Während der Isländer meinte, Assange habe zwar Gewicht verloren, sei aber "seelisch stark", erklärte Anderson, das Leben des Gründers von Wikileaks sei in Gefahr und müsse "gerettet werden". Es gibt gute Gründe, den Pessimismus des berühmten Fotomodells als wirklichkeitsgerecht zu teilen.

Aus Angst vor der Auslieferung nach Schweden und von dort in die USA flüchtete Assange 2012 in die Botschaft Ecuadors in London. Die ursprünglichen Vorwürfe sexueller Nötigung 2010 in Stockholm haben die schwedischen Behörden 2017 nach einer reichlich verspäteten Befragung Assanges in der ecuadorianischen Botschaft fallengelassen. Auf Veranlassung des neuen Präsidenten Ecuadors, Lenin Moreno, hob die Regierung in Bogota am 11. April Assanges Asylstatus auf und machte damit den Weg für seine Festnahme durch die britische Polizei am selben Tag frei. Am 1. Mai erhielt er vom zuständigen Gericht in London wegen Verstoßes gegen die früheren Kautionsauflagen die Höchststrafe von zwölf Monaten Freiheitsentzug. Zwei Tage später kritisierte die UN-Arbeitsgruppe gegen willkürliche Inhaftierung das Urteil als "unangemessen" und brachte ihre Sorge wegen der "unfairen Behandlung" Assanges zum Ausdruck.

Bereits am 2. Mai hatte Assange bei der ersten Anhörung im Auslieferungsverfahren auf die Möglichkeit, gleich an die US-Behörden übergeben zu werden, um die ganze Affäre zu beschleunigen, verzichtet. Per Videoschaltung aus Belmarsh erklärte der 47jährige Australier: "Ich möchte mich nicht der Auslieferung wegen eines Journalismus', der viele Auszeichnungen erhalten und viele Leute geschützt hat, überantworten." Demgegenüber malte vor Gericht der Rechtsvertreter des US-Regierung, Ben Brandon, ein Bild von Assange als chaosstiftender Hackerunhold, der mit seinen Hunderttausenden von ungebetenen Wikileaks-Enthüllungen die nationale Sicherheit der USA gefährdet und Amerika in seiner historischen Mission als globale Ordnungsmacht schwer behindert habe.

Laut seiner australischen Anwältin Jennifer Robinson will Assange alle Rechtsmittel bis hin zum Gang vor den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Strasbourg ausschöpfen, um eine Überstellung an die Behörden in den USA, wo ihm wegen angeblicher Spionage ein lebenslanger Freiheitsentzug bzw. möglicherweise die Todesstrafe droht, zu verhindern. Beobachter stellen sich deshalb auf einen langjährigen Rechtsstreit in England ein. Doch es könnte ganz anders kommen.

In einem Artikel, der am 7. Mai auf der rechtslibertären US-Politwebsite LewRockwell.com unter der Überschrift "Pray and Weep" erschienen ist, hat Karen Kwiatkowski folgendes - in der Übersetzung der SB-Redaktion - geschrieben:

... im Vorfeld irgendeiner Entscheidung über die Auslieferungssache haben US-Regierungsmitarbeiter vom Verteidigungsministerium, vom FBI und von der CIA, Assange im Gefängnis Belmarsh vernommen.

Vernehmen ist aber die falsche Bezeichnung. Ich würde lieber ärztlich behandeln sagen, wenngleich jene Formulierung einen positiven Ausgang als Ergebnis impliziert. Chemical Gina [Haspel, die amtierende CIA-Direktorin - Anmerkung der SB-Redaktion] hat hier das Sagen und nach unseren Informationen wird Assange mit 3-Chinuclidinylbenzilat, auch BZ genannt, "behandelt".

Nach einem längeren Zitat aus der Zeitschrift New Yorker über das "Wahrheitsserum" BZ, das im Rahmen früherer Experimente der CIA bei Probanden nach der Verabreichung halluzinogene Vorstellungen und Angstzustände auslöste und nach dem Ausklingen schwere Depressionen sowie Realitätsverlust verursachte, verweist Kwiatkowski auf die Einschätzung ihres Freundes und Mitstreiters Ray McGovern, demzufolge der "tiefe Staat" Amerikas Assange wegen seiner höchst erfolgreichen Enthüllungsarbeit "vernichten" will. Dafür gibt es bereits Vorbilder. Der frühere Whistleblower David Shayler vom britischen Inlandsgeheimdienst MI5 zum Beispiel, der 1997 die frühere Zusammenarbeit zwischen dem britischen Auslandsgeheimdienst MI6 mit Al-Kaida-"Terroristen" in Libyen zwecks Ermordung Muammar Gaddhafis publik machte, verbrachte 2002 mehrere Monate in Gefängnis Belmarsh. Seitdem gilt er als psychisches Wrack, das unter religiösen und anderen Wahnvorstellungen leidet.

Wenngleich Kwiatkowski keine Angaben darüber machte, wie sie von der Sonderbehandlung Assanges mit Psychopharmaka erfahren hat, ist der ehemaligen US-Luftwaffenoberstin eine hohe Glaubwürdigkeit zu bescheinigen. 2003 hat sie als Mitarbeiterin der Nahost-Abteilung des Pentagon die Manipulation von Geheimdiensterkenntnissen, die dort unter der Regie von Paul Wolfowitz und Douglas Feith stattfand, um einen Vorwand für den illegalen Angriffskrieg der Regierung von US-Präsident George W. Bush gegen den Irak Saddam Husseins zu fabrizieren, öffentlich gemacht. Seitdem arbeitet sie mit Ray McGovern, dem ehemaligen Chef der Sowjetabteilung bei der CIA, und den anderen Veteran Intelligence Professionals for Sanity zusammen, um die Kriegstreiberei Washingtons zu demaskieren. In den letzten 16 Jahren haben die VIPS mit gut recherchierten Artikeln und Aufrufen bei Consortium News immer wieder versucht, den Propagandisten im Weißen Haus, State Department, Pentagon und US-Kongreß in bezug auf Syrien, Iran, Afghanistan, Libyen sowie Russiagate den Wind aus den Segeln zu nehmen.

9. Mai 2019


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