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FRAUEN/458: Bolivien - Indigene Frauen erklimmen Karriereleiter (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. Januar 2013

Bolivien: Indigene Frauen erklimmen Karriereleiter

von Franz Chávez


Bild: © Franz Chávez/IPS

Eine Aymará-Indigene auf einer Demonstration für mehr politische Rechte für Frauen
Bild: © Franz Chávez/IPS

La Paz, Bolivien, 30. Januar (IPS) - Immer mehr indigene Frauen sitzen im Andenstaat Bolivien in Führungspositionen. Möglich gemacht hat das vor allem die Stärkung ihrer politischen Rechte im Rahmen der Verfassungsreform von 2009. Doch noch immer sehen sich die Betroffenen männlichen Ressentiments ausgesetzt.

26 Artikel, die die Gleichberechtigung oder Besserstellung der Frauen in der bolivianischen Gesellschaft zum Ziel haben, wurden in die neue Verfassung aufgenommen. Dazu gehören die Sicherung gleicher sozialer Rechte, die Gleichstellung von Mann und Frau und eine verbesserte zivilrechtliche Stellung. Die Regierung unter Präsident Evo Morales hielt dies für notwendig, da die Ungleichheit der Geschlechter in Bolivien ausgeprägt war und immer noch ist.

Bolivien ist ein Land mit rund zehn Millionen Einwohnern. Der Zensus von 2012 ist noch nicht ausgezählt, und so stehen lediglich die Daten von 2001 zur Verfügung. Damals gaben 60 Prozent der Bevölkerung an, sich den indigenen Völkern zugehörig zu fühlen. Morales selbst ist Mitglied des Aymará-Volks.

Eine von der Regierung in Auftrag gegebene und im Jahr 2009 veröffentlichte Studie fand heraus, dass von den 60 Prozent der Bevölkerung, die in extremer Armut leben, indigene Frauen zu 37,7 Prozent betroffen sind.


Mehr Frauen im Regierungskabinett

In diesem Kontext muss es als großer Erfolg gewertet werden, dass es mittlerweile so viele indigene Frauen in die Leitungspositionen von sozialen Organisationen sowie auf hohe politische Posten geschafft haben, die bis dato als Männerdomäne galten. "In den Parteien, im Regierungskabinett und unter den Senatoren finden sich immer mehr weibliche Indigene", bestätigt Mónica Novillo von der Koordinationsstelle für Frauen, eine Dachvereinigung für 26 Frauenorganisationen. Novillo erinnert daran, dass in zwei Kabinettszusammensetzungen von Evo Morales Geschlechterparität herrschte.

"Wir haben an diesem gesellschaftlichen Wandel mitgearbeitet und werden ihn weiter vorantreiben", sagt Juanita Ancieta, Vorsitzende der Nationalen Vereinigung für indigene Kleinbäuerinnen in Bolivien. Ancieta bezeichnet sich als Anhängerin des bolivianischen Präsidenten vor allem deshalb, weil er die Rechte der Ureinwohner gestärkt habe. Die Verfassung von 2009 erklärt Bolivien zum Vielvölkerstaat und erkennt insgesamt 36 ethno-linguistische Gruppen als indigene Völker an. Die größte Gruppe sind die Quechua, gefolgt von den Aymará, den Chiquitano, den Guaraní und den Moxeno.


Gewalt gegen Frauen in Führungspositionen

Einfach haben es Frauen in Entscheidungspositionen allerdings nicht. Novillo berichtet von Fällen, in denen Frauen in hohen politischen Ämtern tätlich angegriffen wurden. Unter anderem schildert sie den Mord an Daguimar Rivera am 19. Juni vergangenen Jahres. Rivera war Stadtverordnete von Guayaramerín im nordbolivianischen Departement Beni sowie Vertreterin der Vereinigung 'Primero el Beni'. Nachdem sie Unregelmäßigkeiten in der Gemeindeadministration öffentlich gemacht hatte, wurde sie mit zwei Schüssen getötet.

Ähnlich erging es der Stadtverordneten Juana Quispe in der Gemeinde Ancoraimes im Departement La Paz. Sie wurde am 13. März 2012 ermordet aufgefunden, nachdem sie Gemeindemitgliedern Amtsmissbrauch vorgeworfen hatte.

Neben der Verfassungsreform erließ die Regierung von Morales außerdem im Mai 2012 das Gesetz gegen politische Gewalt gegen Frauen. Im Rahmen dieses Gesetzes werden Verstöße mit zwei bis acht Jahren Gefängnis geahndet. (Ende/IPS/jt/2013)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Januar 2013