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FRAUEN/585: Nicht unterkriegen lassen! - Kapverdische Sängerin macht Mädchen Mut (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. Juni 2015

Kultur: Nicht unterkriegen lassen! - Kapverdische Sängerin macht Mädchen Mut

von A. D. McKenzie



Bild: © A. D. McKenzie/IPS

Elida Almeida will mit ihrer Musik Mädchen Mut machen
Bild: © A. D. McKenzie/IPS

PRAIA/PARIS (IPS) - Elida Almeida ist der neue Star der Musikszene der Kapverden. Die 22-Jährige, die in Afrika und Europa bereits tausende Fans hat, singt, tanzt, spielt Gitarre, reißt Witze und sorgt für gute Stimmung. Doch Almeida geht es nicht nur um Spaß. Mit ihren Songs will sie junge Frauen dazu ermuntern, nach Rückschlägen wieder aufzustehen, sich vor ungewollten Schwangerschaften zu schützen und ihre Träume zu leben.

Almeida wurde von demselben Plattenproduzenten entdeckt, der schon die legendäre Sängerin Cesária Evora bekannt gemacht hatte. Mit ihrem Debütalbum 'Ora doci ora margos' (Süße Zeiten, bittere Zeiten) hat sie sich in der Heimat eine treue Fan-Gemeinde erschlossen. Die Stücke sind anspruchsvoll arrangiert und greifen auf Melodien und Rhythmen der Insel Santiago zurück. Traditionelle Arrangements klingen frisch und modern.

Kein Wunder, dass es ihr gelingt, auch außerhalb ihres Heimatlandes die Menschen in den Bann zu schlagen, wie der jüngste Auftritt ihrer fünfköpfigen Band im 'Studio de l'Ermitage' im Osten von Paris gezeigt hat. Bei dieser Gelegenheit präsentierte sie Bandmitglied Nelida Da Cruz als die "einzige Bassistin der Kapverden".

In ihren Liedern verarbeitet die Musikerin Episoden aus der eigenen Kindheit und Jugend: den frühen Tod des Vaters und den Umzug der Familie von der Insel Santiago auf das unwirtliche Eiland Maio, wo ihre Mutter als Straßenverkäuferin arbeitete und der Tochter die Verantwortung für die Geschwister übertrug.

Elisa Almeida sang damals im Kirchenchor mit und hörte nach der Schule Radio, wie sie im IPS-Interview erklärte. "Es gab keinen Strom, und das batteriebetriebene Radio war unsere einzige Unterhaltung. Ich hörte Musik von den Kapverden, aus den USA und aus anderen Ländern."

Als Schülerin hatte sie davon geträumt, Rechtsanwältin zu werden. Mit 16 wurde sie jedoch schwanger. Nach der Geburt ihres Sohnes kehrte sie auf die Insel Santiago zurück. Dort ging sie wieder zur Schule und danach aufs College, wo ihr klar wurde, dass sie Musikerin werden wollte.


Erster Song mit 17

Mit 17 schrieb sie ihren ersten Song, in den sie ihre eigenen Erfahrungen verarbeitete. Auch die nächsten Stücke waren autobiografisch. "Meine Mutter war sehr enttäuscht, dass ich schwanger wurde, und sagte mir, dass ihr Leben zu Ende sei", erinnert sie sich. "Dann hat sie mich aber sehr unterstützt. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich jetzt auf Tourneen gehen kann. Auch die Familie des Vaters meines Sohnes hilft mir."

Teenager-Schwangerschaften seien ein globales Problem, junge Frauen nicht ausreichend aufgeklärt, kritisiert sie. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass Teenagermütter Hilfe brauchen. Für die Kapverden, wo die Rate der Teenagerschwangerschaften besonders hoch ist, wünscht sie sich, dass Sexualunterricht an den Schulen zum Pflichtfach wird.

Laut dem UN-Bevölkerungsfonds UNFPA wurden etwa 20 Prozent der 2013 auf den Kapverden geborenen Kinder von Frauen unter 18 Jahren zur Welt gebracht. 2011 hatte der Anteil der minderjährigen Mütter sogar bei fast 24 Prozent gelegen. UNFPA zufolge ist die Gefahr für Frauen dieser Altersgruppe, an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt zu sterben, weitaus höher als für die 25- bis 29-Jährigen. Auch die ungeborenen Kinder sind stärker gefährdet. Teenagermütter, die ihre Ausbildung nicht fortsetzen können, sind meist zu einem Leben in Armut verurteilt.


Berühmter Förderer

Almeida verdankt ihren musikalischen Durchbruch José da Silva, dem Chef der Plattenfirma 'Lusafrica', der sie bei einem Auftritt auf den Kapverden entdeckte. Der Musiker hatte seine Firma Ende der 1980er Jahre gegründet, um Lieder von Cesária Evora, der 'barfüßigen Diva', aufzunehmen. Evora wurde weltbekannt. Auch die Karrieren vieler anderer afrikanischer Künstler wurden von da Silva maßgeblich gefördert. Er brachte Almeida zu Aufnahmen nach Paris und bestand darauf, dass sie ihre eigenen Lieder sang.


Bild: © A.D. McKenzie/IPS

José Da Silva, Chef der Plattenfirma 'Lusafrica', ermunterte Elida Almeida dazu, ihre eigenen Lieder zu singen
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Mit ihrem Album, das Ende vergangenen Jahres auf den Kapverden und in diesem Jahr in Europa herauskam, hatte sie sofort Erfolg. "Jedes meiner Lieder enthält eine Botschaft", erläutert die Künstlerin. "Ich sage den Mädchen: 'Passt auf euch auf und kämpft für euren Erfolg'."

Ob sie sich selbst mit Cesária Evora vergleiche? Nein, ihre Musik sei ganz anders, antwortet Almeida, die sich zugleich vor der Diva verbeugt: "Auf Cesária sind wir auf den Kapverden alle stolz." (Ende/IPS/ck/12.06.2015)


Link:
http://www.ipsnews.net/2015/06/cape-verdes-newest-voice-sends-message-to-girls/

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IPS-Tagesdienst vom 12. Juni 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2015

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