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FRAUEN/776: Feministisch streiken (Wir Frauen)


WIR FRAUEN - Das feministische Blatt 1/2019

Frauenstreiks
Auf diesen 8. März freuen wir uns besonders!

von Melanie Stitz


Vielerorts haben sich Bündnisse gegründet, um zum Streik aufzurufen und Aktionen zu planen. "Alte Häsinnen" trafen sich dabei wieder und viele neue Gesichter kamen dazu, darunter auch viele, die sich erstmals oder neu engagieren. Weil es reicht - aber eben nicht dazu, um gut miteinander zu leben. Vielmehr weil es genug ist mit den rechten Worten und Taten, weil wir die Aufmärsche selbsternannter "LebensschützerInnen" satt haben, weil uns die Geduld ausgeht, mit allen, die glauben, Sexismus sei harmlos, witzig, verkaufsfördernd oder ein Mittel, uns auf "unseren Platz" zu verweisen. Genug der Gewalt und der täglichen Ausbeutung der Arbeit, die allerorts unsichtbar, aus Liebe bevorzugt von Frauen verrichtet wird - wenn's gut läuft für ein paar Blumen einmal im Jahr. Genug auch mit den Verhältnissen, in denen wir entlang von Herkunft, Nationalität, Religion, Geschlecht, Einkommen... gegeneinander gestellt sind. Genug, dass uns unsere Zeit geraubt wird, die wir so dringend benötigen, um uns tagtäglich gemeinsam unser Menschsein anzueignen: solidarisch produzierend, was wir zum Leben benötigen; eingreifend in Politik und Weltgeschehen - Einmischung ist dringend notwendig; um uns und andere sorgend; uns selbsttätig realisierend und entwickelnd in Kunst und Kultur! Es ist Zeit, den Herrschaftsknoten zu sprengen, von dem Frigga Haug so anschaulich schreibt! Dafür, dass wir auf Zukunft noch hoffen können, ohne Angst, dass der Planet kollabiert. Jenseits der Norm und der Formen, in die wir gepresst werden sollen, wollen wir leben, lieben und sein was und wie es uns gefällt.

Die Ni Una Menos (Nicht eine weniger!)-Bewegung in Argentinien mobilisierte 2016 zum Streik gegen Feminizide. Sie wandte sich damit gegen die Entpolitisierung dieser Verbrechen und stellte sie "in einen breiten ökonomischen und soziopolitischen Kontext", so Isabell Lorey in ihrem Aufsatz "8M - Der große feministische Streik" [1]. Und genau darum geht es: Patriarchale und kapitalistische Verhältnisse sind - nach Zeit und Ort unterschiedlich - miteinander verzahnt, bedingen und stützen einander. Sie lassen sich weder nacheinander noch jeweils für sich überwinden. Dieser Gedanke durchzieht auch die Artikel auf den folgenden Seiten.

Herzlich danken wir der Künstlerin Andrea Isa (www.andrea-isa.de), die uns einige ihrer Bilder für diese Ausgabe zur Verfügung gestellt hat.


Anmerkung:
[1] https://transversal.at/media/8m.pdf

Weitere Informationen zu der Ausgabe "Wir Frauen" 1/2019 siehe unter:
https://wirfrauen.de/

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Quelle:
Wir Frauen, Jahrgang 38, Frühjahr 1/2019, Seite 6
Herausgeberin: Wir Frauen - Verein zur Förderung von Frauenpublizistik e.V.
Rochusstraße 43, 40479 Düsseldorf,
E-Mail: info@wirfrauen.de
Internet: www.wirfrauen.de
 
Wir Frauen erscheint viermal jährlich.
Jahresbezugspreis:
Postvertriebsstück jährlich 16,- Euro
Förder-Abo jährlich 26,- Euro
Stückpreis/Einzelheft 3,30 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. März 2019

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