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KIND/125: Gesellschaft und Politik fehlt Blick auf Kinder von Flüchtlingen (idw)


Fachhochschule Erfurt - 27.11.2015

Gesellschaft und Politik fehlt Blick auf Kinder von Flüchtlingen

Tagung benennt große Herausforderungen im Umgang mit Flüchtlingskindern


Damit der Umgang mit Flüchtlingskindern gelingt, müssen sie stärker in den Fokus der öffentlichen und politischen Wahrnehmung rücken. Dies ist eine der Kernaussagen der Tagung "Zwischen Flucht und neuer Heimat?", die vergangene Woche an der Fachhochschule Erfurt stattfand.


Derzeit stellt sich die Situation so dar, dass ein Drittel der geflüchteten Personen Kinder sind. Die fachliche Diskussion konzentriert sich fast ausschließlich auf unbegleitete minderjährige Kinder, aber neun von zehn Kindern reisen mit ihren Eltern ein. So ist die Diskussion nicht ausreichend: Sie muss schon bei der Feststellung beginnen, dass Gemeinschaftsunterkünfte für Kinder gänzlich ungeeignet sind, dass direkte Angebote für Kinder ausbleiben und dass nur ein geringer Prozentsatz von maximal 0,5% von ihnen derzeit therapeutisch behandelt werden können.

Dabei gehen verschiedene Untersuchungen von einem Mindestanteil von 30% von Kindern mit posttraumatischen Belastungsstörungen aus. Hinzu kommt, dass es häufig Kinder sind, die aufgrund von erleichterter Kompetenz beim Erwerb der deutschen Sprache in eine Übersetzer- und Mittlerfunktion gebracht werden, die für sie eine kindliche Überforderung darstellen.

"Aufgrund der Bedeutung des Themas verstand sich die Tagung nur als Auftakt, um gemeinsam fachliche Antworten zu finden.", erläutert Prof. Dr. Jörg Fischer, Professor für Erziehungs- und Bildungskonzepte an der Fachhochschule Erfurt. "Die Herausforderung ist vor allem, nicht über, sondern mit den Kindern und ihren Eltern zu sprechen. Wir müssen so schnell wie möglich unsere vorhandenen, hohen fachlichen Kompetenzen in der Kinder- und Jugendhilfe planvoll und nicht mehr nur im Krisenmodus reagierend einbringen."

Die Tagung "Zwischen Flucht und neuer Heimat. Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" fand Mitte November an der Fachhochschule Erfurt statt. Das Interesse war immens und sprengte mit über 300 Teilnehmenden alle bisherigen Erfahrungen.

Die Veranstaltung wurde in einem Verbund vom Institut für kommunale Planung und Entwicklung an der Fachhochschule Erfurt, der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, dem Deutschen Kinderschutzbund Thüringen sowie dem Flüchtlingsrat Thüringen durchgeführt.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution252

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Fachhochschule Erfurt, Roland Hahn, 27.11.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2015

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