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FRAGEN/011: Frauenrechte sind Menschenrechte - UNFPA-Chef Babatunde Osotimehin im Interview (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. Juli 2013

Bevölkerung:
Frauenrechte sind Menschenrechte - UNFPA-Chef Babatunde Osotimehin im Interview

Von Joan Erakit


Babatunde Osotimehin - Bild: © UNFPA

Babatunde Osotimehin
Bild: © UNFPA

New York, 12. Juli (IPS) - Die Rechte von Frauen und Mädchen und insbesondere deren sexuelle und reproduktive Rechte, sind nach Ansicht des Exekutivdirektors der Weltbevölkerungsorganisation (UNFPA) Menschenrechte. Sie seien der Schlüssel für den Erfolg jeder kurzfristigen und nachhaltigen Entwicklung.

Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation 'Population Action International', sind derzeit 215 Millionen Frauen ohne Zugang zu Verhütungsmitteln. Die Folgen sind ungewollte Schwangerschaften, unsichere Abtreibungen und Komplikationen bei der Entbindung, die tödlich verlaufen könnne. Hinzu kommen die wirtschaftlichen Nachteile und Bildungsdefizite, mit denen sich Mütter konfrontiert sehen.

Investitionen in Familienplanung sind dem UNFPA-Chef nigerianischer Herkunft zufolge Investitionen in die Zukunft, die den Kreislauf der Armut durchbrechen. Es folgen Auszüge aus dem Interview.

IPS: Was haben sexuelle und reproduktive Rechte mit Menschenrechten zu tun?

Babatunde Osotimehin: Das wird offensichtlich, wenn wir uns vor Augen führen, was die Wahrnehmung des grundlegenden Menschenrechts auf freie Entfaltung für Frauen und Mädchen bedeutet. Dieses Menschenrecht stellt sicher, dass sie ihre Potenziale voll ausschöpfen und selbstbestimmt entscheiden können, ob und wie viele Kinder sie wann haben möchten.

IPS: Was geschieht, wenn Frauen den Zeitpunkt ihrer Mutterschaft selbst bestimmen können?

Osotimehin: Forschung und Erfahrungen haben gelehrt, dass in solchen Fällen Frauen so viele Kinder gebären, wie sie auch tatsächlich versorgen können. Und sie lassen sich - was die Geburtsintervalle angeht - mehr Zeit, was ihrer eigenen Gesundheit zugutekommt. Doch dieses Recht auf reproduktive Gesundheit können sie nur wahrnehmen, wenn sie Zugang zu Verhütungsmitteln haben.

IPS: Es besteht offenbar eine Wechselwirkung zwischen Wirtschaftswachstum und Entwicklung einerseits und freiwilliger Familienplanung andererseits. Wie lässt sich diese Botschaft an die lokalen Gemeinschaften weitergeben, damit sie in Familienplanung investieren?

Osotimehin: Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten. Wir können zeigen, dass sich Investitionen in die Familienplanung immer rechnen. Jeder in Familienplanung investierte US-Dollar bringt das Drei- bis Sechsfache an Renditen.

Die zweite Möglichkeit hebt auf die langfristigen positiven Folgen ab: Erhalten Frauen und Mädchen die Chance, sich frei zu entfalten, sich zu bilden, ihre Fähigkeiten zu entwickeln, Arbeit zu finden und ein Geschäft aufzumachen, tragen sie zur Entwicklung ihrer Gemeinschaften bei.

Hat eine Frau Zugang zu Kontrazeptiva, ist sie in der Lage, ihre Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Und sie weiß am besten, wie viele Kinder sie selbst durchbringen kann. Wir wissen, dass Mädchen, die zur Schule gehen, später als Mütter dafür sorgen werden, dass auch ihre Kinder zur Schule gehen. Dadurch lässt sich der Kreislauf der Armut durchbrechen.

Wir müssen sicherstellen, dass wir den nachfolgenden Generationen den Zugang zu vielen Dingen ermöglichen und auf diese Weise Humankapital aufbauen, wie es für jedes Wirtschaftswachstum so wichtig ist.

IPS: Derzeit werden die sogenannten Nachhaltigkeitsziele aufgestellt, die sich an die 2015 auslaufenden Millenniumsziele anschließen sollen. Was darf mit Blick auf die Rechte von Frauen und Mädchen in dieser neuen Entwicklungsagenda auf keinen Fall fehlen?

Osotimehin: Die Post-2015-Entwicklungsagenda muss dem Menschenrecht auf reproduktive Gesundheit einen hohen Stellenwert einräumen und Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt der menschlichen Entwicklung stellen. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:
http://populationaction.org/
http://www.unfpa.org/public/home
http://www.unfpa.org/public/home/sitemap/icpd/International-Conference-on-Population-and-Development/ICPD-Summary
http://www.ipsnews.net/2013/07/qa-womens-rights-are-human-rights/

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IPS-Tagesdienst vom 12. Juli 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2013